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Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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mich!«, rief er und stolperte in seine Unterkunft.
    Diese verließ er die folgenden vier Tage nicht mehr.
    Auf dem Rittergut machte das Gerücht die Runde, dass der Herr Erfinder schwer erkrankt sei. Es dauerte nicht lange, bis sich auch im Dorf die Kunde verbreitete.
    Einige wussten zu berichten, dass er die Bräune habe. Andere sprachen von einer Geisteskrankheit, die den Erfinder urplötzlich erfasst habe. Auch auf dem Rittergut herrschte große Verunsicherung. Niemand außer seiner Ehefrau Barbara durfte zu Orffyreus. Mehrmals sah man in einer Kutsche des Herzogs den Arzt vorfahren, und stets verließ er die Unterkunft, in der Orffyreus darniederlag, mit ernstem Gesichtsausdruck.
    Die Schriften, die zuvor überall in Draschwitz und Umgebung verteilt worden waren und die Orffyreus am Tage seiner Erkrankung so ergriffen hatten, gerieten darüber fast in Vergessenheit. Als Verfasser war ein Christian Gärtner aus Sachsen angegeben. Sie enthielten Spottverse über Orffyreus und seine Erfindung. Er wurde als Scharlatan und Betrüger beschimpft, sein Perpetuum mobile als »Bratenwender« verpönt. Einige besonders unterhaltsame Stellen wurden sogar unter großem Gelächter in den Wirtshäusern oder auf Plätzen verlesen.
    Bald zog eine kleine Gruppe angetrunkener Bürger aus Draschwitz hinaus zum Rittergut, um den Scharlatan zur Rede zu stellen und den gezahlten Eintritt für die Vorführungen des Rades zurückzufordern. Die Gehilfen des Orffyreus hatten von dem Aufmarsch rechtzeitig erfahren und die Tore zum Gut mit schweren Ketten gesichert. Sie postierten sich dahinter und drohten jeden zu erschießen, der sich bis auf zehn Fuß dem Gitter näherte. Die aus gut zwei Dutzend Männern und Frauen bestehende Meute wollte es nicht auf Leben und Tod ankommen lassen und zog laut schimpfend wieder ab. Am fünften Tag seiner Erkrankung suchte Orffyreus im Morgenmantel und mit nur notdürftig gerichteter Perücke seine Gastgeber auf. Der Freiherr und seine Ehefrau, die nun überhaupt keinen Schmuck mehr trug, saßen in ihren tiefen Stühlen und schauten ihren ramponierten Mieter mit sorgenvollen Mienen an. Jemand, dem man nachsagte, dass er an der Bräune oder Schlimmerem litt, begegnete man nicht gern im eigenen Haus. Noch bevor Orffyreus sein Anliegen vortrug, entdeckte er auf einem Marmortischlein neben dem Hausherrn eine der Schmähschriften. Mit weit aufgerissenen Augen hielt er sie seinen Vermietern dicht vor ihre erschrockenen Gesichter.
    »Ihr lest diesen Schund?«, fragte er wütend. Er fasste sich an seine Brust und sank auf einen freien Stuhl.
    »Es stehen dort unglaubliche Lügen drin«, versuchte der Freiherr zu beschwichtigen. »Gerade heute Morgen habe ich zu meiner Frau gesagt, dass jemand Strafantrag gegen diesen Gärtner wegen Verleumdung stellen muss! Gern könnt Ihr dieses Exemplar als Beweis an Euch nehmen!«
    »Genau!«, pflichtete die Ehefrau ihrem Mann eilig bei. »Solch infame Lügen! Sie haben mir beim Lesen die Röte ins Gesicht getrieben!«
    Orffyreus saß zusammengekauert in seinem Sitz und atmete noch immer schwer.
    »Ich danke Euch für Eure Unterstützung. In der Tat bin ich Opfer eines Attentats. Ich kenne diesen Verleumder, diesen Gärtner, überhaupt nicht.«
    »Wir auch nicht«, versicherten der Freiherr und die Freiherrin in einem Atemzug und schüttelten dabei heftig die Köpfe.
    Orffyreus beendete abrupt das Thema. »Lasst uns über angenehmere Dinge sprechen. Wie Ihr wisst, habe ich die Demonstration meiner Maschine in den vergangenen Monaten mit ganz erheblichem Erfolg vorgenommen. Auch für Euch sind bereits …« – Orffyreus holte einen Zettel aus der Tasche seines Morgenrocks hervor und schaute darauf – »… stattliche fünfundsiebzig Taler an Beteiligung zusammengekommen.«
    Die Freiherrin kreischte auf, und ihr Ehemann klatschte begeistert in die Hände.
    »Wie verabredet habe ich diesen Betrag mit dem Darlehen verrechnet, welches ich Euch seinerzeit gewährt hatte. Nach meinen Berechnungen ist Eure Schuld damit bereits abgetragen, und Ihr habt sogar ein Guthaben in Höhe von drei ganzen Talern. Diese möchte ich Euch heute übergeben.« Orffyreus griff erneut in die Tasche seines Morgenrocks und holte drei glänzende Münzen heraus, die er dem Freiherrn entgegenhielt.
    Der Freiherr ergriff es gierig und musterte die Geldstücke, als hätte er noch nie zuvor welche in der Hand gehalten. Seine Ehefrau versuchte vergebens, ihm eine der Münzen abzunehmen, was dieser jedoch

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