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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Spuren
hinterlassen, aber ich kann mindestens ebenso gut Spuren lesen wie jeder Mann
in den Zwei Flüssen, vielleicht mit Ausnahme von Tam al’Thor.« Sie zögerte und
fügte dann hinzu: »Bevor mein Vater starb, nahm er mich immer mit auf die Jagd
und lehrte mich, was er sonst den Söhnen beigebracht hätte, die er nie hatte.«
Sie sah Lan herausfordernd an, aber er nickte nur beifällig.
    Â»Wenn Ihr einer Spur folgen könnt, die
ich zu verbergen suchte, dann hat er Euch gut unterrichtet. Nur wenige schaffen
das, selbst in den Grenzlanden.«
    Plötzlich verbarg Nynaeve das Gesicht in
ihrem Becher. Rands Augen weiteten sich. Sie errötete. Nynaeve zeigte sich
niemals auch nur im Geringsten verwirrt. Zornig, ja, oftmals auch wütend, aber
niemals aus der Fassung gebracht. Doch nun waren ihre Wangen deutlich gerötet,
und sie bemühte sich, das durch den Becher zu verdecken.
    Â»Vielleicht«, sagte Moiraine ruhig,
»werdet Ihr nun einige meiner Fragen beantworten. Ich habe Eure ehrlich genug
beantwortet.«
    Â»Mit einem Haufen Gaukler-Märchen«,
schoss Nynaeve zurück. »Die einzige Tatsache , die ich feststellen kann, ist, dass vier junge Leute aus
einem unerfindlichen Grund von einer Aes Sedai entführt wurden.«
    Â»Man hat Euch gesagt, dass das hier
niemand weiß«, sagte Lan scharf. »Ihr müsst lernen, Eure Zunge zu hüten.«
    Â»Warum sollte ich?«, wollte Nynaeve
wissen. »Warum sollte ich Euch helfen, Eure Absichten zu verbergen? Ich bin
gekommen, um Egwene und die Jungen nach Emondsfelde zurückzubringen, und nicht,
um Euch zu helfen, sie wegzulocken.«
    Thom mischte sich mit Verachtung in der
Stimme ein: »Wenn Ihr wollt, dass sie ihr Dorf wiedersehen – und Ihr selbst
auch –, dann solltet Ihr vorsichtiger sein. Es gibt in Baerlon solche, die sie« – er machte eine schnelle Kopfbewegung auf Moiraine zu –»töten würden für das,
was sie darstellt. Ihn auch!« Er zeigte auf Lan, und dann trat er vor und
stemmte die Fäuste auf den Tisch. Er ragte über Nynaeve auf, und sein langer
Schnurrbart und die dichten Augenbrauen wirkten mit einem Mal bedrohlich.
    Ihre Augen weiteten sich, und sie wollte
sich schon von ihm wegdrehen, doch dann versteifte sie trotzig den Rücken. Thom
schien es gar nicht zu bemerken; er fuhr mit trügerisch sanfter Stimme fort:
»Nur ein Gerücht, ein Flüstern in ein falsches Ohr, würde genügen, und sie
würden diese Schenke wie ein Schwarm vor Kriegerameisen überschwemmen. Ihr Hass
ist so stark, ihr Wunsch, jeden von der Sorte dieser beiden gefangen zu nehmen
oder zu töten. Und das Mädchen? Die Jungen? Ihr? Ihr hängt alle mit ihnen
zusammen. Jedenfalls wäre es genug für die Weißmäntel. Es würde Euch nicht
gefallen, wie sie ihre Fragen stellen, besonders wenn es irgendwie um die Weiße
Burg geht. Die Folterknechte der Weißmäntel nehmen von vornherein an, dass Ihr schuldig
seid, und für diese Art von Schuld gibt es nur ein Urteil. Sie haben kein
Interesse daran, die Wahrheit herauszufinden; sie glauben, diese ohnehin
bereits zu kennen. Alles, was sie mit ihren Brandeisen und Zangen erreichen
wollen, ist ein Geständnis. Also erinnert Euch besser daran, dass manche
Geheimnisse zu gefährlich sind, sie laut auszusprechen, selbst wenn Ihr zu
wissen glaubt, wer zuhört.« Er richtete sich auf und murmelte noch: »Wie es
scheint, muss ich das in letzter Zeit viel zu oft sagen.«
    Â»Das war gut gesprochen, Gaukler«, sagte
Lan. »Ich bin überrascht, dass Ihr so besorgt seid.«
    Thom zuckte die Achseln. »Es ist auch
bekannt, dass ich mit Euch gekommen bin. Ich lege keinen Wert darauf, dass mir
ein Folterknecht mit einem Brandeisen sagt, ich solle meine Sünden bereuen und
im Licht wandeln.«
    Â»Das«, warf Nynaeve mit beißender Stimme
ein, »ist noch ein Grund mehr, warum sie morgen mit mir heimkehren sollten.
Oder schon heute Nachmittag. Je eher wir nach Emondsfelde zurückkehren, desto
besser.«
    Â»Das können wir nicht«, sagte Rand und
war froh, dass seine Freunde alle zugleich protestierten. Nynaeves böser Blick
musste nun wenigstens allen gleichermaßen gelten, und sie bekamen ihn auch
prompt zu spüren. Doch da er zuerst gesprochen hatte, schwiegen alle anderen
und sahen ihn an. Selbst Moiraine lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und sah
ihn über die

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