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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Stimme kam plötzlich aus allen Richtungen gleichzeitig.
Beim Näherkommen der Kinder hatte sie sich in die Nacht zurückgezogen, und sie
war von dichten Schatten eingehüllt. »Ihr wollt mich verhören?« Die Dunkelheit
verzerrte ihre Gestalt, als sie einen Schritt vorwärts tat; sie ließ sie größer
erscheinen. »Ihr wollt meinen Weg versperren?«
    Ein weiterer Schritt, und Rand schnappte
nach Luft. Sie war größer. Ihr Kopf befand sich auf einer Höhe mit seinem, obwohl er auf dem
Rücken des Grauen saß. Schatten hingen wie Gewitterwolken um ihr Gesicht.
    Â»Aes Sedai!«, rief Bornhald, und fünf
Schwerter fuhren aus ihren Scheiden. »Stirb!« Die anderen vier zögerten, doch
er hieb in Fortführung der Bewegung, mit der er sein Schwert gezogen hatte,
bereits nach ihr. Rand schrie auf, als Moiraines Stab sich hob, um die Klinge
abzufangen. Dieser fein geschnitzte Holzstab konnte wohl kaum den mit voller
Kraft geschwungenen Stahl aufhalten. Schwert und Stab prallten aufeinander, und
eine Funkenfontäne sprühte auf. Ein Zischen und Dröhnen, und Bornhald wurde auf
seine weiß gekleideten Begleiter geschleudert. Alle fünf fielen übereinander.
Aus Bornhalds Schwert stiegen Rauchfäden auf. Das Schwert lag neben ihm am
Boden. Die Klinge war im rechten Winkel verbogen und beinahe in zwei Teile
geschmolzen. »Ihr wagt es, mich anzugreifen?« Moiraines Stimme rollte wie
Donner. Schatten wand sich um sie und verhüllte sie wie ein Kapuzenmantel. Sie
ragte so hoch auf wie die Stadtmauer. Ihre Augen glühten auf sie herab: ein
Riese, der Insekten anblickte.
    Â»Weg!«, schrie Lan. In einer
blitzschnellen Bewegung riss er die Zügel von Moiraines Stute an sich und
sprang in seinen eigenen Sattel. »Jetzt!«, kommandierte er. Seine Schultern
streiften die Torflügel, als sein Hengst durch die enge Öffnung sauste. Einen
Moment lang saß Rand wie angewurzelt da und stierte Moiraine an. Ihr Kopf und
ihre Schultern ragten nun über die Mauer hinaus. Wächter genauso wie Kinder
duckten sich und kauerten mit dem Rücken zur Wand an der Vorderseite des
Wachhauses. Das Gesicht der Aes Sedai verlor sich in der Nacht, doch ihre
Augen, so groß wie Vollmonde, zeigten Ungeduld und Ärger, als ihr Blick auf ihn
fiel. Er schluckte schwer, rammte Wolke die Fersen in die Flanken und
galoppierte hinter den anderen her.
    Fünfzig Schritte von der Mauer entfernt ließ
Lan sie noch einmal anhalten, und Rand blickte zurück. Moiraines schattenhafte
Gestalt ragte hoch über der Palisadenwand auf. Kopf und Schultern bildeten ein
Stück noch tieferer Dunkelheit vor dem Nachthimmel und waren vom Schein des
dahinter verborgenen Mondes wie von einer silbernen Aura umrahmt. Als er mit
offenem Mund auf die Gestalt starrte, schritt die Aes Sedai über die Mauer
hinweg. Die Torflügel schlossen sich hastig. Sobald ihre Füße den Boden
außerhalb der Stadt berührten, hatte sie plötzlich wieder ihre normale Größe.
    Â»Haltet ein!«, rief eine unsichere Stimme
hinter der Mauer. Rand glaubte, es sei Bornhald. »Wir müssen sie verfolgen und
gefangen nehmen!« Aber die Wächter verlangsamten ihr Arbeitstempo keineswegs.
Die Torflügel schlugen zu, und Augenblicke später krachte der Riegel herunter
und verschloss das Tor. Vielleicht haben einige der
anderen Weißmäntel ein geringeres Bedürfnis, sich einer Aes Sedai zum Kampf zu
stellen, als Bornhald.
    Moiraine eilte zu Aldieb und tätschelte
der Stute die Nase, bevor sie ihren Stab hinter den Sattelgurt schob. Diesmal
musste Rand gar nicht erst hinsehen, um zu wissen, dass der Stab noch nicht
einmal eine Kerbe aufwies.
    Â»Ihr wart größer als ein Riese«, sagte
Egwene atemlos und rutschte auf Belas Sattel hin und her. Keiner der anderen
sagte etwas, obwohl Mat und Perrin ihre Pferde ein wenig von der Aes Sedai
wegtänzeln ließen. »Tatsächlich?«, sagte Moiraine abwesend, als sie sich in
ihren Sattel schwang.
    Â»Ich habe Euch gesehen«, beharrte Egwene.
    Â»Der Verstand spielt einem in der Nacht
manchen Streich; das Auge sieht etwas, das nicht da ist.«
    Â»Das ist nicht die richtige Zeit für
Spiele«, begann Nynaeve wütend, aber Moiraine unterbrach sie sofort.
    Â»Wirklich nicht der richtige Zeitpunkt
für Spiele. Der Vorsprung, den wir im Hirsch und
Löwen gewonnen haben, ist nun vielleicht
wieder

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