Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
den verlassenen Turm gefunden hatten.
Perrin behielt alles für sich, wenn er schwitzend und zitternd in der
Dunkelheit erwachte. Sie erwartete von ihm, dass er sie sicher nach Caemlyn
führte und nicht, dass er seine Sorgen mit ihr teilte.
    Er ging vorn neben Bela her und fragte
sich, ob sie heute Abend irgendetwas zu essen finden würden, da fiel ihm zum
ersten Mal dieser Geruch auf. Die Stute blähte die Nüstern und drehte im
nächsten Moment den Kopf. Er packte ihr Zaumzeug, bevor sie wiehern konnte.
    Â»Das ist Rauch«, sagte Egwene aufgeregt.
Sie beugte sich im Sattel vor und holte tief Luft. »Ein Lagerfeuer. Jemand brät
gerade sein Abendessen. Kaninchen.«
    Â»Vielleicht«, sagte Perrin vorsichtig,
und ihr erfreutes Lächeln schwand. Er tauschte seine Schleuder gegen den
bösartig schimmernden Halbmond der Axt aus. Seine Hände schlossen sich und
lösten sich unsicher wieder von ihrem dicken Schaft. Es war eine Waffe, doch
weder seine heimlichen Übungsstunden hinter der Schmiede noch der Unterricht
Lans hatten ihn wirklich darauf vorbereitet, sie als solche zu benützen. Selbst
der Kampf vor Shadar Logoth war in seiner Erinnerung zu verschwommen, um ihm
Selbstvertrauen einzuflößen. Sonnenschein fiel schräg durch die Äste hinter
ihnen, und der Wald war immer noch eine ruhige Masse fleckiger Schatten. Der
schwache Geruch eines Holzfeuers umgab sie, gewürzt mit dem Aroma bratenden
Fleisches. Es könnte Kaninchen sein, dachte er, und sein Magen knurrte. Es könnte auch etwas
anderes sein, rief er sich in Erinnerung. Er sah Egwene an, und sie beobachtete
ihn. Anführer zu sein bedeutete Verantwortung.
    Â»Warte hier«, sagte er sanft. Sie zog die
Stirn kraus, aber kaum hatte sie den Mund geöffnet, da schnitt er ihr das Wort
ab. »Und sei leise! Wir wissen noch nicht, wer es ist.« Sie nickte – zögernd
zwar, aber immerhin. Perrin fragte sich, warum das nicht auch so sein konnte,
wenn er versuchte, sie dazu zu überreden, dass nur sie auf dem Pferd ritt. Er
holte tief Luft und ging los, auf die Quelle des Rauchs zu.
    Er hatte nicht so viel Zeit in den
Wäldern um Emondsfelde verbracht wie Rand und Mat, aber er hatte durchaus auch
eine Menge Kaninchen gejagt. Er schlich von Baum zu Baum, ohne auch nur ein
winziges Ästchen zu zertreten. Es dauerte nicht lange, und er spähte hinter dem
Stamm einer hohen Eiche mit weit ausladenden, gekrümmten Zweigen, die sich zum
Boden hin senkten und dann wieder nach oben wuchsen, hervor. Dahinter befand
sich ein Lagerfeuer, und ein großer, von der Sonne gebräunter Mann lehnte nicht
weit von den Flammen entfernt an einem der Eichenzweige.
    Wenigstens war es kein Trolloc, doch es
war wohl der eigenartigste Bursche, den Perrin je gesehen hatte. Zum einen
schien seine Kleidung ausnahmslos aus Tierhäuten genäht, mitsamt dem Fell
darauf, selbst seine Stiefel und die seltsame runde, abgeflachte Kappe auf seinem
Kopf. Sein Umhang zeigte ein verrücktes Muster aus Kaninchen- und
Eichhörnchenfellen; die Hose schien er aus dem Fell langhaariger brauner und
weißer Ziegen gefertigt zu haben. Sein bereits graufleckiges braunes Haar hing
ihm bis auf die Hüften hinunter und war im Nacken mit einem Lederstrick
zusammengebunden. Ein dichter Bart reichte bis auf die Brust herunter. An
seinem Gürtel hing ein langes Messer, schon fast ein Schwert zu nennen, und
Bogen und Köcher hatte er in Reichweite an einen Ast gelehnt.
    Der Mann hatte sich mit geschlossenen
Augen zurückgelehnt und schlief anscheinend, doch Perrin rührte sich nicht in
seinem Versteck. Sechs Spieße hatte der Bursche über das Feuer gehängt, und an
jedem Spieß hing ein abgehäutetes Kaninchen. Sie waren bereits braun geröstet,
und manchmal tropfte Saft herunter, der in den Flammen aufzischte. Der Geruch,
noch dazu aus dieser Nähe, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Â»Hast du dich satt gesehen?« Der Mann
öffnete ein Auge und sah zu Perrins Versteck herüber. »Du und deine Freundin,
ihr könnt euch genauso gut hersetzen und etwas essen. Ich habe die letzten Tage
über nicht gesehen, dass ihr viel gegessen hättet.«
    Perrin zögerte und stand dann langsam
auf, wobei er seine Axt mit festem Griff hielt. »Habt Ihr mich etwa zwei Tage
lang beobachtet?«
    Der Mann lachte kehlig. »Ja, ich habe
dich beobachtet. Und dieses hübsche Mädchen. Sie schubst

Weitere Kostenlose Bücher