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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fragte er schließlich.
    Â»Ich bin müde«, brummelte Mat.
    Â»Wir müssen Meister Gill noch einiges
fragen. Vielleicht kann er uns sogar sagen, wie wir Egwene und Perrin finden.
Sie könnten bereits in Caemlyn sein, falls sie ihre Pferde nicht verloren
haben.«
    Â»Sie sind tot«, sagte Mat zu der Wand.
    Rand zögerte und gab es dann auf. Er
schloss leise die Tür hinter sich und hoffte, dass Mat auch wirklich schlafen
würde.
    Unten konnte er allerdings Meister Gill
nirgendwo finden. Der gehetzte Blick der Köchin sagte ihm, dass auch sie nach
ihm suchte. Eine Weile lang setzte sich Rand in den Schankraum, aber er
ertappte sich dabei, dass er jeden eintretenden Gast, jeden Fremden
misstrauisch anstarrte, besonders in dem Moment, da er ihn nur als in einen
Umhang gehüllten, schwarzen Umriss in der Tür erkennen konnte. Ein Blasser im
Schankraum wäre wie ein Fuchs im Hühnerstall.
    Ein Gardesoldat kam von der Straße aus
herein. Der Mann in der roten Uniform blieb gleich an der Tür stehen und
musterte kühl diejenigen im Raum, die offensichtlich von außerhalb kamen. Rand
sah auf den Tisch hinunter, als der Blick des Gardesoldaten auf ihn fiel. Als
er wieder aufblickte, war der Mann fort.
    Das Stubenmädchen mit den dunklen Augen
kam mit einem Arm voll Handtüchern an ihm vorbei. »Das machen sie
gelegentlich«, sagte sie mit verschwörerischem Unterton im Vorübergehen. »Nur
um aufzupassen, dass es keine Schlägereien gibt. Sie behüten die guten
Untertanen der Königin, wirklich. Ihr müsst Euch keinerlei Sorgen machen.« Sie
kicherte.
    Rand schüttelte den Kopf. Nicht, weswegen
er sich hätte Sorgen machen müssen. Nun ja, der Gardesoldat war wenigstens
nicht herübergekommen, um ihn zu fragen, ob er Thom Merrilin kenne. Ach, er war
schon genauso schlimm wie Mat. Er schob seinen Stuhl zurück.
    Ein anderes Stubenmädchen kümmerte sich
um die Öllampen an der Wand.
    Â»Gibt es einen anderen Raum, in den ich
mich setzen kann?«, fragte er sie. Er wollte nicht wieder hinaufgehen und mit
Mat in seiner mürrischen Zurückgezogenheit allein sein. »Vielleicht ein privates
Speisezimmer, das nicht benutzt wird?«
    Â»Dort ist die Bibliothek.« Sie deutete
auf eine Tür. »Dort hinaus und am Ende des Flurs nach rechts. Um diese Zeit
dürfte sie leer sein.«
    Â»Vielen Dank. Wenn Ihr Meister Gill seht,
würdet Ihr ihm dann bitte sagen, dass Rand al’Thor mit ihm sprechen muss, wenn
er eine Minute Zeit haben sollte?«
    Â»Ich richte es ihm aus«, sagte sie, und
dann grinste sie. »Die Köchin will auch mit ihm reden.«
    Der Wirt versteckte sich möglicherweise,
dachte er, als er sich abwandte.
    Als er in den Raum trat, zu dem sie ihn
gewiesen hatte, blieb er zunächst stehen und blickte sich stumm um. Auf den
Regalen mussten bestimmt drei- oder vierhundert Bücher stehen, mehr, als er je
zuvor an einem Ort gesehen hatte. In Leinen oder in Leder gebunden und mit
vergoldeten Buchrücken. Nur ein paar waren in Pappe gebunden. Seine Augen
verschlangen die Titel. Er suchte nach seinen alten Lieblingsbüchern. Die Reisen des Jain Fernstreicher. Die Essays von William von
Maneche. Sein Atem stockte, als er eine in Leder
gebundene Ausgabe der Reisen zum Meervolk erblickte. Tam hatte dieses Buch immer schon lesen wollen.
    Er stellte sich Tam vor, wie er lächelnd
das Buch in den Händen hielt und es umdrehte. Er wollte es fühlen, bevor er
sich mit seiner Pfeife vor dem Kamin niederließ, um zu lesen. Seine Hand
verkrampfte sich um den Schwertgriff, als er den Verlust und die innere Leere
empfand, die seine Freude an all den Büchern dämpfte.
    Hinter ihm räusperte sich jemand, und er
bemerkte plötzlich, dass er nicht allein war. Er wollte sich für seine
Unhöflichkeit entschuldigen und drehte sich um. Er war daran gewöhnt, größer zu
sein als beinahe jeder, den er traf, aber diesmal musste er den Blick heben und
heben und heben, und der Mund blieb ihm offen stehen. Dann sah er den Kopf, der
beinahe die zehn Fuß hohe Decke erreichte. Die Nase war so breit wie das ganze
Gesicht. Bei der Breite konnte man sie schon eher als Rüssel bezeichnen denn
als Nase. Die Augenbrauen hingen wie Strähnen herunter und rahmten blasse Augen
von Teetassengröße ein. Die Ohren schoben sich mit ihren behaarten Spitzen
durch eine zerzauste schwarze Mähne. Trolloc! Er

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