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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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kletterte bedrückt in den Sattel des
Braunen. Es sollte nicht so sein. Blut und Asche, wir
haben doch gewonnen!
    Â»Ich wünschte, er hätte seinen neuen Ort
gefunden«, sagte Egwene, als sie sich auf Belas Rücken setzte. Lan hatte eine Trage
für Moiraine gebaut, die zwischen der zerzausten Stute und Aldieb befestigt
war. Nynaeve würde nebenher reiten und die Zügel der weißen Stute halten. Die Dorfheilerin
schlug jedes Mal die Augen nieder, wenn sie bemerkte, dass Lan sie ansah. Sie
mied seinen Blick. Der Behüter seinerseits blickte sie immer dann an, wenn ihr
Blick abgewandt war, aber er sprach sie nicht an. Niemand musste erst fragen,
auf wen sich Egwenes Aufmerksamkeit konzentrierte.
    Â»Es ist nicht richtig«, sagte Loial und
betrachtete die Eiche. Der Ogier war der Einzige, der noch nicht aufgestiegen
war. »Es ist einfach nicht richtig, dass der Baumbruder der Fäule zum Opfer
fallen soll.« Er gab Rand die Zügel seines großen Pferdes in die Hand. »Nicht
richtig.«
    Lan öffnete den Mund, als der Ogier zu
der mächtigen Eiche hinüberging. Moiraine auf ihrer Bahre hob schwach die Hand,
und der Behüter sagte nichts.
    Loial kniete vor der Eiche nieder,
schloss die Augen und streckte die Arme aus. Die Haarbüschel an seinen Ohren
sträubten sich, als er das Gesicht zum Himmel erhob. Und er sang.
    Rand war nicht in der Lage festzustellen,
ob es Worte waren, die Loial sang, oder einfach eine wortlose Melodie. Bei
dieser tiefen, grollenden Stimme klang es, als singe die Erde unter ihnen, und
dann war er sicher, die Vögel wieder zwitschern und die Frühlingsbrise seufzen
und die Schmetterlinge flattern zu hören. Er verlor sich in diesem Lied und
glaubte, es habe nur Minuten lang gedauert, doch als Loial die Arme senkte und
die Augen öffnete, war er überrascht, dass die Sonne bereits ein gutes Stück
über dem Horizont stand. Als der Ogier begann, hatte sie gerade die Bäume
geküsst. Die an der Eiche verbliebenen Blätter schienen nun grüner und fester
mit ihren Zweigen verbunden als vorher. Die Blumen, die den Baum umringten,
standen straffer aufrecht, die Morgensternchen leuchteten weiß und frisch, die
Liebesknoten in kräftigem Scharlachrot.
    Loial erhob sich, wischte sich den
Schweiß von seinem breiten Gesicht und nahm Rand die Zügel wieder ab. Seine
langen Augenbrauen hingen zerknirscht herunter, als könnten sie glauben, dass
er hätte angeben wollen. »Ich habe niemals zuvor so stark gesungen. Das hätte
ich auch nicht geschafft, wenn nicht ein Rest des Baumbruders noch hier
zurückgeblieben wäre. Meine Baumlieder haben nicht seine Urgewalt.« Als er sich
in den Sattel schwang, lag Befriedigung in dem Blick, mit dem er die Eiche und
die Blumen musterte. »Wenigstens dieser kleine Fleck wird der Fäule nicht zum
Opfer fallen. Die Fäule bekommt den Baumbruder nicht.«
    Â»Ihr seid ein guter Mann, Ogier«, sagte
Lan.
    Loial grinste. »Ich nehme das als
Kompliment, aber ich weiß nicht, was der Älteste Haman dazu sagen würde.«
    Sie ritten in einer Linie los, Mat hinter
dem Behüter, wo er gegebenenfalls seinen Bogen wirksam einsetzen konnte, und
Perrin ganz hinten mit seiner Axt, die er quer über den Sattel gelegt hatte.
Sie ritten über einen Hügel, und kaum waren sie über den Kamm, da befanden sie
sich wieder mitten in der Fäule mit ihren gequälten, faulenden Pflanzen in
giftigen Regenbogenfarben. Rand sah nach hinten, doch man konnte den Garten des
Grünen Mannes nirgends mehr erkennen. Nur die Fäule, die sich hinter ihnen
genau wie vor ihnen erstreckte. Und doch glaubte er, einen kurzen Moment lang
den mächtigen Wipfel der Eiche – grün und üppig – aufragen zu sehen, bevor er verschwamm
und endgültig weg war. Dann gab es nur noch die Fäule.
    Er erwartete halb, dass sie sich ihren
Weg hinaus genauso erkämpfen müssten wie den hinein, aber die Fäule lag ruhig
und totenstill da. Nicht ein einziger Ast zitterte, als wolle er nach ihnen
schlagen, nichts schrie oder heulte, weder in ihrer Nähe noch in der Ferne. Die
Fäule schien sich zu ducken, nicht über sie herzufallen, als sei sie von einem
schweren Schlag getroffen worden und erwarte den nächsten. Sogar die Sonne
schien weniger rot.
    Als sie an der Kette von Seen
vorbeikamen, stand die Sonne nicht weit hinter dem Zenit. Lan ließ sie in einer
guten

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