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Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bewegte, waren die hellen Winterwandbehänge, die in der Zugluft wehten, aber die Gardistinnen bildeten einen Ring um Elayne und Aviendha und hielten Ausschau, als würden sie Trollocs erwarten. Es kostete Mühe, Rasoria davon zu überzeugen, dass es unnötig war, vor ihrem Eintreffen das Wohnzimmer zu durchsuchen. Die Gardistinnen dienten Elayne und gehorchten ihr, aber sie hatten auch geschworen, ihr Leben zu beschützen, und sie konnten bei dieser letzten Pflicht so stur sein wie Birgitte, wenn sie sich entscheiden musste, ob sie in diesem Augenblick Behüterin, Generalhauptmann oder ältere Schwester war. Beim Licht, nach dem Zwischenfall mit Zaida würde Rasoria vermutlich wollen, dass die wartenden Adligen ihre Waffen ablegten! Die Drohung mit dem Brei mochte auch eine Rolle spielen. Aber nach einer kurzen Debatte rauschten Elayne und Aviendha Seite an Seite durch die breite Tür, und zwar allein. Elaynes Gefühl der Zufriedenheit hielt jedoch nicht lange an.
    Das Wohnzimmer war geräumig und für den bequemen Aufenthalt von einem Dutzend Menschen gedacht, ein mit dunklem Holz getäfelter Raum mit Schichten aus Teppichen auf den Fliesen und hochlehnigen Stühlen, die man in Hufeisenform vor dem riesigen Kamin aus weißem, rotgeädertem Marmor aufgestellt hatte. Hier konnte man wichtige Würdenträger mit größeren Ehren als bei einer Audienz im Thronsaal empfangen, weil es intimer war. Das lodernde Feuer im Kamin hatte kaum genug Zeit gehabt, um die schneidende Kälte zu erwärmen, aber das war nicht der einzige Grund, warum sich Elayne fühlte, als hätte ihr jemand einen Schlag in den Magen versetzt. Jetzt verstand sie Birgittes Verblüffung.
    Bei ihrem Eintreten wandte sich Dyelin vom Kamin ab, wo sie ihre Hände gewärmt hatte. Sie war eine Frau mit markanten Zügen und feinen Fältchen in den Augenwinkeln und Spuren von Grau im blonden Haar, und sie hatte sich bei ihrer Ankunft im Palast nicht mit Umziehen aufgehalten, sondern trug noch immer ein dunkelgraues Reitgewand, dessen Saum Schmutzflecken aufwies. Ihr Hofknicks bestand aus einem leichten Neigen des Kopfes und einem angedeuteten Beugen der Knie, aber sie wollte damit keineswegs respektlos sein. Dyelin wusste genau wie Zaida, wer sie war – ihr einziger Schmuck bestand aus einer kleinen goldenen Anstecknadel in der Form von Taravins Eule und Eiche auf der Schulter, eine offensichtliche Bekundung, dass die Hohe Herrin von Taravin nicht mehr brauchte –, und doch war sie fast gestorben, um ihre Loyalität zu beweisen. »Meine Lady Elayne«, sagte sie förmlich, »ich habe die Ehre, Euch Lord Perival vorzustellen, der Hohe Herr von Haus Mantear.«
    Ein hübscher, blonder Junge in einem einfachen blauen Mantel riss sich von dem vierrohrigen Kaleidoskop auf dem vergoldeten Gestell los, das größer als er war. Er hielt einen Silberpokal in der Hand, und Elayne hoffte von ganzem Herzen, dass er keinen Wein enthielt oder zumindest ordentlich mit Wasser verdünnt war. Auf einem Seitentisch standen mehrere mit Krügen und Pokalen beladene Tabletts. Und eine verzierte Teekanne, von der sie wusste, dass sie genauso gut mit Wasser hätte gefüllt sein können. »Die Ehre liegt bei mir, Lady Elayne«, piepste er, errötete und brachte eine ordentliche Verbeugung zustande, obwohl ihn das Schwert an der Taille etwas behinderte. Die Waffe sah viel zu groß für ihn aus. »Haus Mantear steht an der Seite von Haus Trakand.« Sie erwiderte seine Höflichkeit wie betäubt und raffte mechanisch die Röcke.
    »Lady Catalyn, Hohe Herrin von Haus Haevin«, fuhr Dyelin fort.
    »Elayne«, murmelte eine junge Frau mit dunklen Augen an ihrer Seite, berührte den grünen Reitrock und machte einen kaum merklichen Knicks, der möglicherweise ein Hofknicks sein sollte, obwohl sie es vielleicht auch nur Dyelin hatte nachmachen wollen. Vielleicht hatte sie auch nur vermeiden wollen, mit dem Kinn gegen die große Emaillebrosche auf dem hohen Kragen zu stoßen, dem Blauen Bär von Haevin. Ihr Haar steckte in einem Silbernetz, das ebenfalls den Blauen Bären aufwies, und sie trug auch noch einen großen Ring mit dem Siegel. Möglicherweise einen Funken zu viel Stolz auf das eigene Haus. Trotz ihrer kühlen Überheblichkeit konnte man sie nur mit viel Wohlwollen als Frau bezeichnen, ihre Wangen wiesen noch immer kindlichen Speck auf. »Haevin steht an der Seite von Trakand, offensichtlich, sonst wäre ich nicht hier.«
    Dyelin presste die Lippen aufeinander, und sie bedachte das

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