Das Rad der Zeit 10. Das Original: Zwielichtige Pfade (German Edition)
so als wäre ihr gerade eben erst eingefallen, dass sie sich bereit erklärt hatte, den Rang der Tochter-Erbin anzuerkennen, aber schon im nächsten Moment nickte sie versonnen, und der kühle Stolz senkte sich wieder auf sie wie ein Mantel. Sobald die vier den Bediensteten übergeben worden waren, die sie zu den Gemächern bringen würden, von denen Elayne hoffte, dass die Haushofmeisterin sie in der Zwischenzeit vorbereitet hatte, schenkte sich Dyelin Wein nach und setzte sich mit einem müden Seufzen auf einen der hochlehnigen Stühle.
»Die beste Arbeit, die ich je in einer Woche zustande gebracht habe, wenn ich das selbst sagen darf. Ich habe Candraed sofort aus dem Weg geschafft. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass sich Danine entscheiden kann, und es hat bloß eine Stunde gedauert, bis sich das bestätigt hat, obwohl ich dann drei Stunden bleiben musste, um sie nicht zu beleidigen. Die Frau kann nie im Leben vor Mittag aus dem Bett kommen, weil sie sich nicht entscheiden kann, auf welcher Seite der Matratze sie aufstehen soll! Der Rest brauchte nur wenig Überzeugungsarbeit, um zur Vernunft zu kommen. Niemand mit einem Funken Verstand will riskieren, dass Arymilla auf den Thron kommt.«
Sie blickte stirnrunzelnd in ihren Wein, dann fixierte sie Elayne. Sie zögerte nie, ihre Meinung zu sagen, ob sie nun glaubte, dass Elayne ihr zustimmte oder nicht, und offensichtlich beabsichtigte sie das auch jetzt wieder. »Vielleicht war es ein Fehler, diese Kusinen als Aes Sedai auszugeben, so ausweichend wir da auch gewesen sind. Die Belastung mag zu groß für sie sein, und das bringt uns alle in Gefahr. Heute Morgen starrte Frau Corly aus einem für mich unerfindlichen Grund wie ein dummes Mädchen, das zum ersten Mal in die Stadt kommt, in die Gegend. Ich glaube, sie hätte beinahe das Wegetor nicht zustande gebracht. Das wäre großartig gewesen, jeder hat Aufstellung genommen, um durch ein wunderbares Loch in der Luft zu reiten, das nicht erscheint. Das Licht allein weiß, wie lange ich in Catalyns Gesellschaft festgesessen hätte. Ein widerwärtiges Balg! Da würde ein guter Verstand drinstecken, wenn sie jemand ein paar Jahre an der Hand nimmt, aber sie hat zu viel Haevin-Gift abbekommen.«
Elayne biss die Zähne zusammen. Sie wusste, wie verletzend die Haevins sein konnten. Die ganze Sippe war auch noch stolz darauf! Catalyn offensichtlich auch. Und sie war es leid, an diesem Tag jedem zu erklären, was einer Frau, die die Macht lenken konnte, Angst machen konnte. Sie war es leid, an das erinnert zu werden, was sie nicht ignorieren konnte. Dieses verfluchte Fanal loderte noch immer im Westen, was bei seiner Größe und der Dauer völlig unmöglich war. Das Ding hatte sich seit Stunden nicht verändert! Jeder , der so lange ohne Pause die Macht lenkte, musste mittlerweile erschöpft umgekippt sein. Und der verdammte Rand al’Thor war genau in seiner Mitte. Davon war sie überzeugt! Er lebte, aber das entfachte in ihr bloß den Wunsch, ihm ins Gesicht zu schlagen, weil er sie das durchmachen ließ. Nun, sein Gesicht war nicht hier, aber …
Birgitte knallte ihren Pokal so hart auf einen Seitentisch, dass der Wein in alle Richtungen spritzte. Irgendeine Waschfrau würde ganz schön ins Schwitzen geraten, um diese Flecken aus ihrem Ärmel zu bekommen. Eine Dienerin würde Stunden dafür brauchen, den Glanz des Tischs wieder hinzubekommen. »Kinder!«, brüllte sie. »Ihre Entscheidungen werden zum Tod von Menschen führen, und sie sind verdammte Kinder, und Conail ist der Schlimmste von ihnen! Ihr habt ihn gehört, Dyelin. Er will wie Artur Falkenflügel Arymillas Favoriten herausfordern! Falkenflügel hat nie gegen irgendeinen verdammten Favoriten gekämpft, und als er noch jünger als Lord Northan war, wusste er bereits, dass es idiotisch ist, so viel auf ein verdammtes Duell zu setzen, aber Conail glaubt, er könnte Elayne mit seinem verfluchten Schwert den verfluchten Thron erringen!«
»Birgitte Trahelion hat recht«, sagte Aviendha wild. Ihre Hände hatten sich in ihre Röcke gekrallt. »Conail Northan ist ein Narr! Aber wieso sollte jemand diesen Kindern in den Tanz der Speere folgen? Wie sollte sie jemand darum bitten können, sie anzuführen?«
Dyelin sah beide an und entschied sich, Aviendha zuerst zu antworten. Sie war sichtlich verwirrt von Aviendhas Aufmachung. Andererseits verstand sie auch nicht, dass sich Elayne und Aviendha gegenseitig als Schwestern adoptiert hatten, oder dass Elayne
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