Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
aufsitzen. Wir haben noch an anderen Orten zu tun.«
»Ihr müsst bleiben und Hilfe anbieten«, sagte Teslyn energisch. »Das verlangen die Regeln des Krieges.«
»Das ist eine neue Art von Krieg«, sagte er grob zu ihr. Beim Licht, auf der Straße ertönte kein Laut, aber er konnte noch immer die Schreie hören. »Sie werden auf ihre eigenen Leute warten müssen, wenn sie Hilfe wollen.«
Tuon murmelte etwas. Er glaubte »Ein Löwe kann kein Mitleid haben« zu verstehen, aber das konnte nicht sein.
Er sammelte die Männer und führte sie die Nordseite des Hügels hinunter. Es bestand keine Notwendigkeit, die Überlebenden ihre Zahl sehen zu lassen. In ein paar Stunden würden sie sich wieder mit den Männern von dem anderen Hügel vereinen, und noch ein paar Stunden später mit Carlomin. Vor Sonnenaufgang würden sie die Seanchaner erneut treffen. Er würde dafür sorgen, dass sie rannten , damit sie für ihn diesen verdammten Korken herauszogen.
KAPITEL 28
In Malden
K urz vor Tagesanbruch befestigte Faile zum letzten Mal den breiten Gürtel aus goldenen Ringen um ihre Taille. Da betrat Dairaine das kleine, bereits überfüllte Spitzzelt, in dem sie alle schliefen. Draußen würde sich der Himmel langsam grau färben, aber hier drinnen hätte es noch immer Nacht sein können. Aber Failes Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Die schlanke kleine Frau mit dem schwarzen Haar, das ihr in Locken bis zur Taille reichte, gähnte und runzelte gleichzeitig die Stirn. Sie hatte die erste Stellung direkt unter dem Hohen Herrn ihres Hauses in Cairhien eingenommen, aber sie war mitten in der Nacht geweckt worden, weil Sevanna nicht schlafen konnte und vorgelesen haben wollte. Sevanna hörte gern Dairaines Stimme, vermutlich genauso gern wie ihre Geschichten über die angeblichen Untaten der anderen Gai’shain . Die Cairhienerin gehörte nie zu denen, die Sevanna verärgert hatten. Ihre Hände griffen nach dem goldenen Kragen, zögerten aber, als ihr bewusst wurde, dass Faile, Alliandre und Maighdin bereits angezogen und auf den Beinen waren.
»Ich habe vergessen, das Buch zurück an seinen richtigen Platz zu legen«, sagte sie mit ihrer melodischen Stimme und wandte sich zu der Zeltplane um. »Sevanna wird mich schlagen lassen, wenn sie beim Aufwachen sieht, dass es nicht dort ist.«
»Sie lügt«, knurrte Maighdin, und Dairaine schoss nach draußen.
Das reichte, um Faile zu überzeugen. Sie griff nach der Kapuze der Frau und riss sie zurück ins Zelt. Dairaine öffnete den Mund, um zu schreien, aber Alliandre hielt ihn ihr zu, und zu dritt rangen sie die Frau auf die mit Wolldecken übersäte Bodenplane. Dazu waren alle drei nötig. Dairaine war klein, aber sie wand sich wie eine Schlange, versuchte zu kratzen und zu beißen. Während die anderen beiden die Frau am Boden hielten, holte Faile das zweite Messer hervor, das sie sich hatte besorgen können, einen brauchbaren Dolch mit einem geriffelten Stahlgriff und einer mehr als handlangen Klinge, und fing an, von einer der Decken Streifen abzuschneiden.
»Wie habt Ihr das gewusst?«, fragte Alliandre und kämpfte weiter darum, einen von Dairaines Armen festzuhalten, während sie gleichzeitig ihren Mund zuhielt, ohne dabei gebissen zu werden. Maighdin hatte sich um die Beine der Frau gekümmert, indem sie sich daraufgesetzt hatte, und hielt ihren anderen Arm bis zu den Schulterblättern hochgedreht. Dairaine konnte sich trotzdem noch immer winden, auch wenn es sinnlos war.
»Sie hat die Stirn gerunzelt, aber als sie sprach, wurde ihr Gesicht ganz glatt. Ich konnte es zufällig sehen. Hätte sie sich wirklich Sorgen wegen Prügel gemacht, hätte sie stärker mit der Stirn gerunzelt und nicht damit aufgehört.« Die blonde Frau war keine besonders gute Zofe, aber zumindest eine aufmerksame.
»Aber was hat sie Verdacht schöpfen lassen?«
Maighdin zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat eine von uns überrascht oder schuldig ausgesehen. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie sie das ohne Licht sehen konnte.«
Kurze Zeit später hatten sie Dairaine ordentlich verschnürt, Knöchel und Handgelenke hinter dem Rücken zusammengebunden. Auf diese Weise würde sie nicht kriechen können. Ein zusammengeknülltes Stück Stoff von ihrem Unterhemd, das von einem weiteren Stück Wolldecke an Ort und Stelle gehalten wurde, diente als Knebel, mit dem sie nur ein paar Grunzlaute ausstoßen konnte. Sie verdrehte den Kopf, um böse zu ihnen hochzustarren. Faile konnte ihr
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