Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
erwartet, und schickte einen Mann los, der die Wachtposten vom Hügelkamm holte, damit sie ihre Plätze in der Reihe einnehmen konnten. Wenn sich Mat Cauthon schon nichts deswegen anmerken ließ, dann würde er das auch nicht. Mat hatte das vergessen. Die Bande vertraute ihm bedingungslos. Einst hätte ihn das beinahe die Flucht ergreifen lassen. In dieser Nacht war er froh darüber.
Eine Eule rief zweimal, irgendwo hinter ihm, und Tuon seufzte.
»Ist das ein Omen?«, fragte er, bloß um etwas zu sagen.
»Ich bin froh, dass Ihr endlich dafür Interesse zeigt, Spielzeug. Vielleicht werde ich Euch ja doch noch etwas beibringen können.« Ihre Augen schimmerten im Mondlicht. »Eine Eule, die zweimal ruft, bedeutet, dass bald jemand stirbt.« Nun, das beendete die Unterhaltung abrupt.
Kurz darauf erschienen die Seanchaner, in Viererreihe führten sie die Pferde im Laufschritt an den Zügeln, die Lanzen in der Hand. Vanin hatte recht gehabt, ihr Anführer verstand etwas von seiner Arbeit. Wenn man Pferde galoppieren ließ und sie dann ein Stück führte, konnten sie schnell große Distanzen zurücklegen. Narren versuchten, sie große Distanzen galoppieren zu lassen, und hatten am Ende tote oder verkrüppelte Pferde. Nur ungefähr die ersten vierzig trugen die Segmentrüstungen und seltsamen Helme der Seanchaner. Eine Schande. Mat hatte keine Ahnung, wie die Seanchaner Verluste ihrer altaranischen Verbündeten aufnehmen würden. Verluste bei den eigenen Männern würde allerdings Aufmerksamkeit erringen.
Als die Mitte der Kolonne direkt vor ihm war, brüllte eine tiefe Stimme auf der Straße plötzlich: »Banner! Halt!« Die beiden Worte hatten den vertrauten Akzent der Seanchaner. Die Männer in den Segmentrüstungen hielten zackig an. Die anderen waren da etwas weniger diszipliniert.
Mat holte tief Luft. Nun, das konnte nur das Werk von ta’veren sein. Sie hätten kaum besser Aufstellung nehmen können, hätte er den Befehl selbst gegeben. Er legte Teslyn eine Hand auf die Schulter. Sie zuckte leicht zusammen, aber er musste ihre Aufmerksamkeit lautlos erlangen.
»Banner!«, rief die tiefe Stimme. »Aufsitzen!«
»Jetzt«, sagte Mat leise.
Der Fuchskopf auf seiner Brust wurde kalt, und plötzlich schwebte eine rote Lichtkugel hoch über der Straße und tauchte die Soldaten in ein unirdisches Licht. Ihnen blieben nur wenige Herzschläge, um zu starren. Ein Stück weit unter Mat schwirrten tausend Armbrustsehnen, und es klang wie ein einziges lautes Schnappen. Tausend Bolzen schossen in die Formation, durchschlugen Harnische auf diese kurze Distanz, rissen Männer von ihren Beinen, ließen Pferde sich wiehernd aufbäumen, während tausend weitere von der anderen Seite trafen. Nicht jeder Schuss traf richtig, aber das spielte bei einer schweren Armbrust kaum eine Rolle. Männer stürzten mit zerschmetterten Beinen, mit zur Hälfte abgerissenen Beinen. Männer umklammerten Armstümpfe und versuchten, das herausschießende Blut zu stoppen. Männer schrien so laut wie die Pferde.
Mat sah zu, wie ein Armbrustmann in seiner Nähe sich bückte, um die Doppelkralle der klobigen, kastenähnlichen Winde, die vorn an seinem Gürtel hing, an der Armbrustsehne zu befestigen. Als sich der Mann aufrichtete, spulte sich das Kabel aus der Winde; sobald er aufrecht stand, steckte er die Winde auf den Kolben der Armbrust, legte einen kleinen Hebel an der Seite des Kastens um und fing an, die Handgriffe zu drehen. Drei schnelle Drehungen mit einem schwirrenden Laut, und die Sehne schnappte ein.
»In die Bäume!«, rief die tiefe Stimme. »Schnappt sie euch, bevor sie nachladen können! Bewegt euch!«
Einige versuchten aufzusteigen, um reitend anzugreifen, andere ließen Zügel und Lanzen fallen, um Schwerter zu ziehen. Keiner schaffte es bis zu den Bäumen. Zweitausend weitere Bolzen regneten auf sie herab, schnitten Männer nieder, durchschlugen Männer, um hinter ihnen stehende Männer zu töten oder Pferde umstürzen zu lassen. Auf den Hügelseiten bearbeiteten Männer wie wild ihre Winden, aber das war unnötig. Auf der Straße trat hier und da noch ein Pferd mit erlahmender Kraft um sich. Die einzigen Männer, die sich noch bewegten, versuchten hektisch alles anzulegen, was sich als Aderpresse benutzen ließ, um nicht zu verbluten. Der Wind trug die Laute galoppierender Pferde heran. Einige mochten sogar Reiter haben. Die tiefe Stimme war verstummt.
»Mandevwin«, rief Mat, »wir sind hier fertig. Lasst die Männer
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