Das Rad der Zeit 11. Das Original: Die Traumklinge (German Edition)
noch immer die dichten Nebelschwaden wogten, und verzog den Mund. »Nicht Alyse, Perrin. Galina. Wenn auch das keine Lüge war. Es kann nur sie sein. Und sie muss eine Schwarze Ajah sein. Oh, wie schön wäre es doch, wenn ich ihren richtigen Namen kennen würde.« Sie bewegte den linken Arm und zuckte zusammen. Sie war verletzt. Perrin verspürte das dringende Verlangen, den großen Shaido noch einmal zu töten. Faile ließ sich aber nicht durch ihre Verletzung stören. »Theril, komm da weg. Ich sehe dich.«
Ein dürrer junger Mann schob sich schüchtern um die Torecke. »Mein Vater hat mir befohlen, hierzubleiben und auf Euch aufzupassen, meine Lady«, sagte er in einem so starken Akzent, dass Perrin ihn kaum verstehen konnte.
»Das mag ja sein«, sagte Faile energisch, »aber du läufst jetzt so schnell du kannst zur Festung und richtest wen auch immer du dort finden solltest aus, dass Lord Perrin ihnen sagt, sie sollen jetzt kommen. Beeil dich.« Der Junge legte den Knöchel an die Stirn und rannte los.
Etwa eine Viertelstunde später kam er zurückgerannt, gefolgt von Seonid und Ban und all den anderen. Ban machte einen Kratzfuß vor Faile und murmelte galant, wie froh er war, sie zu sehen, bevor er den Männern von den Zwei Flüssen befahl, einen Schutzkreis um das Tor zu bilden, die Bogen bereit und die Hellebarden in den Boden gerammt. Dafür benutzte er seinen normalen Tonfall. Er gehörte auch zu denen, die den letzten Schliff erstrebten. Selande und Failes andere Anhänger eilten auf sie zu und plapperten aufgeregt; sie sagten, wie beunruhigt sie doch gewesen waren, als sie nach dem Wolfsgeheul nicht aufgetaucht war.
»Ich gehe zu Masuri«, verkündete Kirklin in einem herausfordernden Tonfall. Er wartete auch keine Erlaubnis ab, sondern zog einfach das Schwert und rannte die Mauer entlang nach Norden.
Tallanvor gab einen Aufschrei von sich, als er Maighdin von dem hochgewachsenen jungen Mann getragen sah, und er musste davon überzeugt werden, dass sie bloß erschöpft war. Er nahm sie dem Burschen trotzdem ab und hielt sie an die Brust gedrückt, wo er auf sie einflüsterte.
»Wo ist Chiad?«, wollte Gaul wissen. Als er erfuhr, dass sie nie bei den anderen gewesen war, schob er den Schleier vors Gesicht. »Die Töchter haben mich reingelegt«, sagte er grimmig, »aber ich werde sie vor ihnen finden.«
Perrin griff nach seinem Arm. »Da draußen sind eine Menge Männer, die dich für einen Shaido halten werden.«
»Ich muss sie vor ihnen finden, Perrin Aybara.« In der Stimme des Aiel und in seinem Geruch lag etwas, das Perrin nur als Liebeskummer bezeichnen konnte. Er verstand das Leid nur zu gut, das einem die Vorstellung brachte, dass die Frau, die man liebte, für alle Zeiten verloren war. Er ließ Gauls Ärmel los, und der Mann rannte Speer und Rundschild in der Hand an der Reihe der Bogenschützen vorbei.
»Ich begleite ihn.« Elyas grinste. »Vielleicht kann ich ihm Ärger ersparen.« Er zog das lange Messer, das ihm bei den Wölfen den Namen Langzahn eingebracht hatte, und lief hinter dem großen Aiel-Mann her. Wenn die beiden keinen sicheren Weg aus dem Chaos hier finden konnten, dann konnte es keiner.
»Wenn Ihr fertig mit Eurem Geplapper seid, haltet Ihr vielleicht mal still fürs Heilen«, sagte Seonid zu Perrin. »Ihr seht aus, als könntet Ihr es brauchen.« Furen und Teryl standen dicht hinter ihr, die Hände am Schwertgriff, während sie versuchten, alle Richtungen gleichzeitig im Auge zu behalten. Der Ring aus Zwei-Flüsse-Männern war ja schön und gut, schien ihr Benehmen zu verkünden, aber Seonids Sicherheit war ihre Angelegenheit. Sie sahen aus wie Leoparden, die eine Hauskatze verfolgten. Bloß dass sie keine Hauskatze war.
»Kümmert Euch zuerst um Faile«, sagte er. »Ihr Arm ist verletzt.« Faile unterhielt sich mit Alliandre, und beide waren so wütend, dass sich ihre Haare hätten sträuben müssen. Zweifellos waren sie auf Alyse oder Galina, oder wie auch immer ihr Name lautete, wütend.
»Ich sehe sie nicht wie ein angestochenes Schwein bluten.« Seonid hob die Hände, um seinen Kopf zu umfassen, und die viel zu vertraute Kälte traf ihn, als wäre er plötzlich im Winter in einem fast zugefrorenen Teich gelandet. Er keuchte auf und zuckte, seine Arme zuckten unkontrolliert, und als sie ihn losließ, waren seine Verletzungen verschwunden, aber nicht das Blut in seinem Gesicht und auf seinem Mantel und seinen Hosen. Außerdem hatte er das Gefühl, einen ganzen
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