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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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ungehalten an. »Du klingst wie eine Shaido.«
    Einen Moment lang erwiderte Corana ihren Blick ungerührt, dann gab sie nach und wandte sich ab. »Verzeiht, Weise Frau«, sagte sie schließlich. »Ich habe Toh . Aber Ihr solltet wissen, dass die Seanchaner Aiel in ihrem Lager hatten.«
    »Was?«, fragte Aviendha.
    »Sie waren angeleint wie ihre zahmen Aes Sedai«, berichtete Corana. »Ich vermute, man hat sie uns bei unserer Ankunft absichtlich wie Trophäen gezeigt. Unter ihnen habe ich viele Shaido erkannt.«
    Amys zischte leise. Shaido oder nicht, Aiel, die man als Damane hielt, stellten eine tödliche Beleidigung dar. Und die Seanchaner prahlten auch noch mit ihren Gefangenen. Aviendha griff nach ihrem Dolch.
    Amys sah sie an. »Und was sagst du jetzt?«
    Aviendha biss die Zähne zusammen. »Das Gleiche, Weise Frau, obwohl ich mir lieber die Zunge abschneiden würde, als das zuzugeben.«
    Amys nickte und wandte sich wieder Corana zu. »Glaube nicht, dass wir diese Beleidigung ignorieren werden, Corana. Es wird Vergeltung erfolgen. Sobald dieser Krieg vorbei ist, werden die Seanchaner den Hagel unserer Pfeile und die Spitzen unserer Speere zu spüren bekommen. Aber erst dann. Geh und berichte den beiden Clanhäuptlingen, was du mir erzählt hast.«
    Corana nickte – sie würde ihr Toh später unter vier Augen mit Amys regeln – und ging. Damer Flinn und die anderen hatten das Herrenhaus bereits erreicht; würden sie Rand wecken? Er schlief jetzt, allerdings war Aviendha in der Mitte ihrer abendlichen Strafe gezwungen gewesen, ihren Bund zu dämpfen, sonst hätte sie Gefühle ertragen müssen, die sie lieber vermied. Genauer gesagt wollte sie sie lieber nicht aus zweiter Hand erleben.
    »Das wird bei den Speeren gefährliche Worte hervorrufen«, sagte Amys nachdenklich. »Man wird nach einem Angriff verlangen, Forderungen stellen, dass der Car’a’carn seine Friedensbemühungen einstellt.«
    »Werden sie bei ihm bleiben, wenn er sich weigert?«, fragte Aviendha.
    »Natürlich werden sie das«, erwiderte Amys. »Sie sind Aiel.« Sie musterte Aviendha. »Wir haben nicht viel Zeit, Kind. Vielleicht sollten wir damit aufhören, dich zu hätscheln. Ich werde mir ab morgen bessere Strafen für dich einfallen lassen.«
    Mich zu hätscheln? Aviendha sah Amys nach. Ihnen dürfte wohl kaum etwas noch Sinnloseres oder Demütigenderes einfallen!
    Aber sie hatte schon vor langer Zeit gelernt, Amys nicht zu unterschätzen. Seufzend verfiel sie in einen Laufschritt und trabte zurück zu ihrem Zelt.

KAPITEL 16

    In der Weißen Burg
    I ch bin neugierig, was die Novizin zu sagen hat. Verratet mir, Egwene al’Vere, wie wärt Ihr mit der Situation umgegangen?«
    Egwene schaute von der Schale mit den Nüssen auf, in der einen Hand den eisernen Nussknacker, in der anderen eine dicke Walnuss. Es war das erste Mal, dass eine der anwesenden Aes Sedai sie angesprochen hatte. Und sie hatte schon geglaubt, dass der Dienst als Dienerin bei den drei Weißen sich nur als weitere Zeitverschwendung erweisen würde.
    An diesem Nachmittag befand sie sich auf einem kleinen Balkon auf der dritten Ebene der Weißen Burg. Sitzende konnten nicht nur Räume mit großen Fenstern verlangen, sondern auch mit Balkonen, etwas, das für gewöhnliche Schwestern nicht üblich war – auch wenn es nicht gänzlich unbekannt war. Der hier war wie ein kleines Türmchen geformt, eine stabile Steinmauer diente als Brüstung, von der Decke senkte sich eine ähnliche Mauer. Zwischen den beiden befand sich eine großzügige Lücke, und der Ausblick war sehr schön, nach Osten über die sich sanft erhebenden Hügel, die schließlich zu Brudermörders Dolch emporstiegen. An einem klaren Tag hätte man den Dolch in der Ferne durchaus sehen können.
    Eine kühle Brise strich über den Balkon, und so hoch oben war sie frisch und unberührt vom Gestank der darunterliegenden Stadt. Zu beiden Seiten des Mauerwerks wuchsen Zankranken mit ihren dreizackigen Blättern und anschmiegsamen Reben, die sich ausbreitenden Ranken bedeckten die Innenseite des Mauerwerks und ließen es beinahe wie eine Ruine in der Tiefe eines Waldes aussehen. Die Pflanzen waren ein größerer Schmuck, als Egwene in den Gemächern einer Weißen erwartet hätte, aber Ferane sagte man einen Hauch Eitelkeit nach. Vermutlich gefiel es ihr, dass ihr Balkon so unverkennbar war, selbst wenn das Protokoll von ihr verlangte, die Reben zurechtzustutzen, um das funkelnde Profil des Turms nicht zu

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