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Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 12. Das Original: Sturm der Finsternis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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silbergraues Haar beinahe geisterhaft; eine vom Wind beförderte Kiefernnadel hatte sich darin verfangen. »Du machst dich mit einer solchen … Entschlossenheit an deine Strafen, Kind«, sagte Amys.
    Aviendha schaute zu Boden. Ihre Aktivitäten anzusprechen sollte sie entehren. Hatte sie keine Zeit mehr? Hatten sich die Weisen Frauen endlich dazu entschieden, sie aufzugeben? »Bitte, Weise Frau. Ich tue nur das, was die Pflicht von mir verlangt.«
    »Ja, das tust du«, sagte Amys. Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar, entdeckte die Kiefernnadel und ließ sie auf das tote Gras fallen. »Und manchmal auch nicht. Aviendha, bisweilen sind wir so mit den Dingen beschäftigt, die wir getan haben, dass wir gar nicht an die Dinge denken, die wir nicht getan haben.«
    Aviendha war froh über die Dunkelheit, die ihr schamhaftes Erröten verbarg. In der Ferne läutete ein Soldat die Abendglocke, um die Stunde anzuzeigen, das weiche Metall verkündete elf melancholische Schläge. Was sollte sie nur auf Amys’ Bemerkung erwidern? Es schien keine vernünftige Antwort zu geben.
    Ein Lichtblitz direkt hinter dem Lager rettete sie. Er war nur schwach, aber in der Dunkelheit doch sehr auffällig.
    »Was?«, fragte die Weise Frau, bemerkte Aviendhas Blick und drehte sich um, um ihm zu folgen.
    »Licht«, sagte Aviendha. »Vom Reisegelände.«
    Amys runzelte die Stirn, dann gingen sie beide in Richtung Gelände. Bald stießen sie auf Damer Flinn, Davram Bashere sowie eine kleine Gruppe Saldaeaner und Aiel, die das Lager betraten. Was sollte man nur von einer Kreatur wie Flinn halten? Der Makel war entfernt worden, aber dieser Mann – und viele der anderen – war lange davor mit der Bitte um eine Ausbildung gekommen. Aviendha hätte eher den Sichtblender umarmt, als das zu tun, aber die Männer hatten sich als mächtige Waffen erwiesen.
    Amys und Aviendha traten zur Seite, als die kleine Gruppe zum Herrenhaus eilte, nur von den in der Ferne flackernden Fackeln und dem bewölkten Himmel über ihnen erhellt. Obwohl sich der größte Teil der Streitmacht, die man zu dem Treffen mit den Seanchanern geschickt hatte, aus Basheres Soldaten zusammensetzte, waren auch einige Töchter dabei gewesen. Amys sah eine von ihnen an, eine ältere Frau namens Corana. Sie blieb ein Stück zurück, und obwohl das in der Dunkelheit schwer zu sagen war, erschien sie besorgt. Vielleicht wütend.
    »Welche Neuigkeiten bringt ihr?«, fragte Amys.
    »Die Invasoren, diese Seanchaner« – Corana spuckte das Wort beinahe aus –, »sie haben in ein weiteres Treffen mit dem Car’a’carn eingewilligt.«
    Amys nickte. Corana hingegen schnaubte deutlich hörbar. Die kühle Brise bewegte ihr kurzes Haar.
    »Sprich«, sagte Amys.
    »Der Car’a’carn sucht den Frieden zu sehr«, erwiderte Corana. »Diese Seanchaner haben ihm Grund für eine Blutfehde gegeben, aber er kriecht vor ihnen. Ich kam mir wie ein abgerichteter Hund vor, den man ausschickt, um einem Fremden die Füße zu lecken.«
    Amys warf Aviendha einen Blick zu. »Was sagst du dazu?«
    »Mein Herz stimmt ihren Worten zu, Weise Frau. Aber auch wenn der Car’a’carn in vielen Dingen ein Narr ist, so gilt das nicht hierfür. Mein Verstand stimmt ihm zu, und in diesem Fall würde ich dem Verstand folgen.«
    »Wie kannst du so etwas sagen?«, fauchte Corana. Sie betonte das Du , als wollte sie andeuten, dass gerade Aviendha, die kürzlich noch eine Tochter gewesen war, sie verstehen müsste.
    Aviendha hob das Kinn. »Was ist wichtiger, Corana? Die Meinungsverschiedenheit, die du mit einer anderen Tochter hast, oder die Fehde, die dein Clan mit seinem Feind hat?«
    »Natürlich kommt der Clan zuerst. Aber was spielt das denn für eine Rolle?«
    »Die Seanchaner haben verdient, dass man sie bekämpft«, sagte Aviendha, »und du hast recht, dass es einen schmerzt, sie um Frieden zu bitten. Aber du vergisst, dass wir einen größeren Feind haben. Sichtblender hat eine Fehde mit allen Menschen, und unsere Pflicht ist größer als die Fehden zwischen Nationen.«
    Amys nickte. »Es wird zu einem anderen Zeitpunkt noch genug Zeit sein, den Seanchanern das Gewicht unserer Speere zu zeigen.«
    Corana schüttelte den Kopf. »Weise Frau, Ihr klingt wie ein Feuchtländer. Was kümmern uns denn ihre Prophezeiungen und Geschichten? Rand al’Thors Pflicht als Car’a’carn ist viel größer als die Pflicht, die er den Feuchtländern gegenüber hat. Er muss uns zum Ruhm führen.«
    Amys starrte die blonde Tochter

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