Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Traumgängerin?«, fragte Perrin.
Sie musterte ihn in der Dunkelheit der Nacht und vermittelte ihm den deutlichen Eindruck, dass das keine Frage war, die ein Mann – oder gar ein Außenseiter – stellen durfte.
Daher überraschte es ihn, als sie antwortete.
»Nein.«
»Wisst Ihr viel darüber?«
»Ein bisschen.«
»Ich muss eine Möglichkeit finden, um die Welt der Träume leibhaftig betreten zu können. Nicht nur im Schlaf im Traum, sondern mit meinem richtigen Körper. Habt Ihr schon von so etwas gehört?«
Sie atmete scharf ein. »Denkt nicht einmal daran, Perrin Aybara. Das ist eine böse Sache.«
Perrin runzelte die Stirn. Im Wolfstraum – in Tel’aran’rhiod – war Kraft eine komplizierte Angelegenheit. Je stärker er sich im Traum manifestierte, je solider er dort war, umso leichter fiel es ihm, die Dinge dort zu ändern und diese Welt zu manipulieren.
Allerdings barg das ein Risiko. Trat er zu energisch in den Traum ein, riskierte er, sich für immer von seinem in der realen Welt schlafenden Körper abzuschneiden.
Der Schlächter schien sich daran nicht zu stören. Er war dort stark, so unendlich stark ; der Mann hielt sich mit seinem Körper im Traum auf. Perrin war zusehends davon überzeugt.
Unser Wettstreit endet nicht, bevor du die Beute bist, Schlächter. Wolfsjäger, dachte er. Ich werde dir ein Ende bereiten.
»Ihr seid in vielerlei Weise noch immer ein Kind«, murmelte Edarra, ohne ihn aus den Augen zu lassen, »obwohl Ihr so viel Ehre errungen habt.« Perrin hatte sich daran gewöhnt, dass ihn Frauen, die nicht einmal ein oder zwei Jahre älter als er waren, auf diese Weise ansprachen. Auch wenn ihm das nicht gerade gefiel. »Keine Traumgängerin wird Euch das beibringen. Es ist böse.«
»Warum?«
»Die Welt der Träume im Fleisch zu betreten kostet Euch einen Teil dessen, was Eure Menschlichkeit ausmacht. Solltet Ihr außerdem im Fleisch an diesem Ort sterben, sterbt Ihr für alle Ewigkeit. Keine Wiedergeburt mehr, Perrin Aybara. Euer Faden im Muster könnte für alle Ewigkeit enden, Ihr selbst wärt vernichtet. Das ist nichts, das Ihr in Betracht ziehen solltet.«
»Die Diener des Schattens tun das«, erwiderte Perrin. »Sie gehen dieses Risiko ein, um zu dominieren. Wollen wir sie aufhalten, müssen wir das gleiche Risiko eingehen.«
Edarra zischte leise und schüttelte den Kopf. »Schneidet Euch nicht den Fuß ab, weil Ihr befürchtet, die Schlange könnte Euch beißen, Perrin Aybara. Macht keinen schrecklichen Fehler, weil Ihr etwas fürchtet, das noch schlimmer erscheint. Das ist alles, was ich zu diesem Thema zu sagen habe.«
Sie stand auf und ließ ihn am Feuer zurück.
KAPITEL 13
Was getan werden muss
D as Heer teilte sich vor Egwene, als sie den Hügeln im südöstlichen Kandor entgegenritt, wo sie den heranrückenden Feind bald in Kämpfe verwickeln würden. Sie führte über hundert Aes Sedai an, von denen viele der Grünen Ajah angehörten. Brynes taktische Änderungen waren schnell und gründlich erfolgt. Ihm stand etwas Besseres als Bogenschützen zur Verfügung, um einen Sturmangriff abzuwehren, etwas Zerstörerisches als schwere Kavallerie, um so viel Schaden wie möglich anzurichten.
Es war der Augenblick gekommen, es auch zu benutzen.
Die beiden kleineren Einsatzgruppen aus Aes Sedai begaben sich zu den Flanken der Heere. Einst mochten diese Hügel grün und lebendig gewesen sein. Jetzt waren sie gelb und braun, als hätte die Sonne sie verbrannt. Egwene versuchte, die Vorteile zu sehen. Immerhin würden sie nun einen festen Untergrund haben, und auch wenn gelegentlich Blitze den Himmel entlangzuckten, erschien Regen doch unwahrscheinlich.
Die näher rückenden Trollocs schienen sich endlos in jede Richtung auszubreiten. Obwohl Egwene eine gewaltige Armee zur Verfügung stand, erschien sie unversehens winzig. Glücklicherweise hatten sie einen einzigen Vorteil: Die Armee der Bestien wurde von der Notwendigkeit angetrieben, immer weiter nach vorn vorzustoßen. Trolloc-Armeen lösten sich einfach auf, wenn sie nicht ständig vorrückten. Sie fingen an, sich zu streiten. Ihnen ging die Nahrung aus.
Egwenes Armee war ein Hindernis auf ihrem Weg. Und ein Köder. Das Schattengezücht konnte sich nicht leisten, eine solche Streitmacht zu ignorieren, also würde Egwene sie auf den von ihr gewünschten Pfad locken.
Ihre Aes Sedai erreichten die Front. Bryne hatte sein Heer in große, außerordentlich bewegliche Stoßtrupps aufgeteilt, die die Ungeheuer
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