Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
bequemes Paar Stiefel. Seltsamerweise verspürte Rand Eifersucht. Nicht unbedingt auf seinen Vater, sondern auf jeden, der sich in den Frieden der Schwertübungen versenken konnte. Er hob seine Hand, dann den Stumpf auf der anderen Seite. Viele der Figuren benötigten zwei Hände. So wie Tam zu kämpfen war nicht das Gleiche, wie mit Kurzschwert und Schild zu kämpfen, wie es die meisten Infanteristen taten. Das war etwas völlig anderes. Rand konnte noch immer kämpfen, aber das hier blieb ihm jetzt für alle Zeiten verwehrt. Wie einem einfüßigen Mann der Tanz.
Tam vollendete ›Der Hase findet sein Loch‹ und ließ die Waffe mit einer glatten Bewegung in ihre Scheide gleiten. Die Klinge reflektierte das Laternenlicht, als sie in ihrer Hülle verschwand. »Wunderschön«, sagte Tam. »Beim Licht, das Gewicht, die Schmiedearbeit … Ist es mit der Macht geschmiedet worden?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Rand.
Er hatte nie Gelegenheit gehabt, mit der Klinge zu kämpfen.
Tam nahm von einem Diener einen Becher mit Wasser entgegen. In der Ferne übten ein paar junge Rekruten Pikenformationen, arbeiteten bis tief in die Nacht. Jeder Augenblick Ausbildung war kostbar, vor allem für jene, die nicht oft in der Frontlinie standen.
Neue Rekruten, dachte Rand und sah ihnen zu. Auch sie sind meine Bürde. Jeder Mann, der kämpft.
Er würde eine Möglichkeit finden, den Dunklen König zu besiegen. Falls ihm das nicht gelang, war der Kampf dieser Männer völlig sinnlos.
»Du bist besorgt, mein Sohn«, sagte Tam und gab dem Jungen den Becher zurück.
Rand beruhigte sich wieder, fand Frieden und wandte sich seinem Vater zu. Ihm fiel etwas aus seinen alten Erinnerungen ein, etwas aus einem Buch. Der Schlüssel zur Führung liegt in den sich kräuselnden Wellen. Auf einer Wasseroberfläche gab es keine Ruhe, wenn darunter Unruhe herrschte. Genauso wenig konnte man Frieden und Konzentration in einer Gruppe finden, wenn der Anführer keinen inneren Frieden kannte.
Tam musterte ihn, fragte ihn aber nicht nach seinem plötzlich so beherrschten Gesichtsausdruck. Stattdessen nahm er eines der ausgewogenen Übungsschwerter vom Gestell. Er warf es Rand zu, der es auffing, während er den anderen Arm auf dem Rücken hielt.
»Vater«, sagte Rand warnend, als Tam selbst ein Übungsschwert nahm. »Das ist keine gute Idee.«
»Ich habe gehört, dass du ein echter Schwertkämpfer geworden bist«, sagte Tam und führte ein paar Schläge mit dem Übungsschwert aus, um seine Balance zu prüfen. »Ich würde gern sehen, was du kannst. Nenn es väterlicher Stolz, wenn du willst.«
Rand seufzte und hielt den anderen Arm in die Höhe, um den Stumpf zu zeigen. Die Blicke der Leute neigten dazu, ihn zu ignorieren, als würden sie einen Grauen Mann sehen. Ihnen gefiel die Vorstellung nicht, dass ihr Wiedergeborener Drache mit einem Makel behaftet war.
Er ließ sie nie wissen, wie müde er sich im Inneren fühlte. Sein Körper war abgenutzt wie ein seit Generationen benutzter Mühlstein. Er war noch robust genug, um seine Aufgabe zu erfüllen, und das würde er auch, aber beim Licht, manchmal fühlte er sich schrecklich erschöpft. Die Hoffnungen von Millionen zu tragen war schwerer, als einen Berg in die Höhe zu stemmen.
Tam nahm auf den Stumpf keine Rücksicht. Er zog ein Taschentuch hervor, wickelte es um eine Hand und knotete es mithilfe der Zähne fest. »Ich werde mit dieser Hand nichts anfassen können«, sagte er und schwang das Holzschwert erneut. »Es wird ein fairer Kampf sein. Komm schon, Sohn.«
In Tams Stimme lag Autorität – die Autorität eines Vaters. Es war der gleiche Tonfall, den er einst benutzt hatte, damit Rand aus den Federn kroch, um den Melkschuppen auszumisten.
Es war Rand unmöglich, diesem Tonfall nicht zu gehorchen, nicht, wenn er von Tam kam. Das war in ihm verwurzelt. Mit einem Seufzen trat er vor. »Ich brauche kein Schwert mehr für den Kampf. Ich habe die Eine Macht.«
»Das wäre von Bedeutung«, sagte Tam, »wenn Üben etwas mit richtigem Kämpfen zu tun hätte.«
Rand runzelte die Stirn. Was …
Tam griff an.
Rand parierte halbherzig. Tam wechselte zu ›Federn schweben im Wind‹, drehte das Schwert und teilte einen zweiten Schlag aus. Rand wich zurück und parierte wieder. In ihm regte sich etwas, ein Verlangen. Als Tam wieder angriff, hob er das Schwert und brachte instinktiv die Hände zusammen.
Aber da war keine zweite Hand, um den unteren Teil des Schwertgriffs zu umfassen. Damit
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