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Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan , Brandon Sanderson
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blieb sein Griff schwach, und als Tam nachsetzte, schlug er Rand um ein Haar die Waffe aus der Hand.
    Rand biss die Zähne zusammen und wich noch einen Schritt zurück. Was würde Lan wohl sagen, wenn er bei einem seiner Schüler eine so beklagenswerte Leistung beobachtet hätte? Was er sagen würde? Er würde sagen: »Rand, lass dich nicht auf einen Schwertkampf ein. Du kannst ihn nicht gewinnen. Das ist vorbei.«
    Beim nächsten Angriff fintierte Tam rechts, schlug aber links zu und traf ihn am Oberschenkel. Rand tänzelte mit brennender Haut zurück. Tam hatte ihn tatsächlich geschlagen, und zwar hart. Der Mann hielt sich wirklich nicht zurück.
    Wie lange war es her, dass jemand mit ihm einen Übungskampf ausgetragen hatte und tatsächlich bereit gewesen war, ihn zu verletzen? So viele behandelten ihn, als wäre er zerbrechlich. Lan hatte das nie getan.
    Rand stürzte sich in den Kampf und probierte es mit ›Der Keiler stürmt bergab‹. Ein paar Augenblicke lang schlug er auf Tam ein, aber dann hebelte ihm sein Vater das Schwert beinahe wieder aus der Hand. Die langen, für Schwertmeister gemachten Klingen waren ohne zweite Hand schwierig zu stabilisieren.
    Rand knurrte und verfiel wieder in den zweihändigen Stand und scheiterte auch wieder. Mittlerweile hatte er gelernt, mit allem zurechtzukommen, was er verloren hatte – zumindest, was sein Alltagsleben betraf. Seit dem Verlust seiner Hand hatte er sich nicht viel im Kampf geübt, obwohl er das eigentlich gewollt hatte.
    Er kam sich vor wie ein Stuhl, dem ein Bein fehlte. Mit einiger Mühe konnte er das Gleichgewicht bewahren, wenn auch nicht besonders gut. Er kämpfte und probierte eine Figur nach der anderen aus, aber er konnte Tams Angriffe kaum bewältigen.
    Es ging nicht! Jedenfalls nicht gut, also warum versuchte er es überhaupt? Was diese Aktivität betraf, war er beschädigtes Gut. Ein Übungskampf machte keinen Sinn. Schweißüberströmt wandte er sich ab, zog den Mantel aus und schleuderte ihn zur Seite. Er versuchte es erneut, suchte sich auf dem niedergetrampelten Gras einen festen Stand, aber wieder war Tam überlegen und trat ihm beinahe die Beine unter dem Körper weg.
    Das ist sinnlos! Warum einhändig kämpfen? Warum nicht eine andere Möglichkeit finden? Warum …
    Tam tat es.
    Rand kämpfte defensiv weiter, richtete die Aufmerksamkeit aber auf seinen Vater. Tam musste den Kampf mit nur einer Hand geübt haben; Rand las es seinen Bewegungen ab, wie er instinktiv nicht versuchte, den Schwertgriff mit seiner verbundenen Hand zu ergreifen. Wenn er so darüber nachdachte, hätte er sich wohl die Mühe machen sollen, ebenfalls mit nur einer Hand zu üben. Schließlich konnten Hände im Kampf leicht verletzt werden, und einige Schwertfiguren konzentrierten sich auf Angriffe auf die Arme. Lan hatte ihm gesagt, er solle üben, seinen Griff zu wechseln. Vielleicht hätte der Kampf mit nur einer Hand später auf dem Lehrplan gestanden.
    »Lass los, mein Sohn«, sagte Tam.
    »Was soll ich loslassen?«
    »Alles.« Tam stürmte auf ihn ein und ließ im Laternenlicht Schatten zucken, und Rand suchte das Nichts. Sämtliche Gefühle gingen in die Flamme und ließen ihn zugleich völlig leer und mit sich im Reinen zurück.
    Der nächste Angriff traf beinahe seinen Kopf. Fluchend glitt Rand in ›Der Reiher watet durch das Schilf‹, wie Lan es ihm beigebracht hatte, hob die Holzklinge, um den nächsten Hieb zu parieren. Wieder versuchte seine fehlende Hand, den Schwertgriff zu packen. Man konnte jahrelangen Drill nicht an einem Nachmittag ungeschehen machen!
    Lass los.
    Ein Windstoß strich über das Feld und trug den Geruch eines sterbenden Landes mit sich. Moos, Schimmel, Fäulnis.
    Moos lebte. Schimmel war eine lebendige Sache. Damit ein Baum verfaulen konnte, musste das Leben weitergehen.
    Ein Mann mit nur einer Hand war noch immer ein Mann, und wenn diese Hand ein Schwert hielt, war er noch immer gefährlich.
    Tam nahm ›Der Falke entdeckt den Hasen‹ ein, eine sehr aggressive Schwertfigur. Wieder griff er an. Rand sah die nächsten paar Augenblicke vor sich, bevor sie geschahen. Er sah sich selbst, wie er das Schwert auf die richtige Weise hob, um die feindliche Klinge abzuwehren – eine Figur, die erforderte, dass er sein Schwert einem mangelhaften Gleichgewicht aussetzte, weil ihm die zweite Hand fehlte. Er sah, wie Tam das Schwert aushebelte, um es ihm aus der Hand zu schlagen. Er sah den darauf erfolgenden Angriff, der seinen Hals treffen

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