Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Archiven, die Aufschluss darüber geben, was wir sahen.« Cadsuane nahm ihre Tasse Tee, um sich die Hände zu wärmen.
Das Aiel-Mädchen Aviendha saß auf dem Zeltboden. Was würde ich dafür geben, sie in die Burg zu bekommen, dachte Cadsuane. Diese Weisen Frauen … sie hatten richtig Biss. So wie die besten Frauen in der Weißen Burg.
Cadsuane kam immer mehr zu dem Schluss, dass der Schatten schon seit Jahren einen komplizierten Plan verfolgt hatte, um die Weiße Burg zu schwächen. Das ging tiefer als Siuan Sanches unglückliche Absetzung und Elaidas Herrschaft. Vielleicht würden Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte vergehen, bevor sie das Ausmaß dieses Plans in allen Einzelheiten begriffen. Allein schon die Anzahl an Schwarzen Schwestern – Hunderte und nicht nur die paar Dutzend, mit denen Cadsuane gerechnet hatte – verkündete lautstark, was dort geschehen war.
Im Augenblick musste sie mit dem arbeiten, was ihr zur Verfügung stand. Das schloss diese Weisen Frauen mit ein, die nur unzureichend im Umgang mit den Geweben ausgebildet waren, aber denen es niemals an Standhaftigkeit fehlte. Nützlich. So wie Sorilea, die trotz ihrer Schwäche in der Einen Macht weiter hinten im Zelt saß und zuhörte.
»Ich habe ein paar Erkundigungen eingeholt, Kind«, sagte Cadsuane zu Aviendha. »Diese Frau Reist in der Tat. Aber es gibt leider nur bruchstückhafte Dokumente, die diese Methode erwähnen, und sie datieren zum Krieg der Macht zurück.«
Aviendha runzelte die Stirn. »Ich konnte keine Gewebe sehen, Cadsuane Sedai.«
Cadsuane unterdrückte ein Lächeln über den respektvollen Ton. Der junge al’Thor hatte dem Mädchen den Befehl übergeben – und ehrlich gesagt war es keine schlechte Wahl, da hätte es schlechtere gegeben. Aber natürlich hätte er sie nehmen sollen, und vermutlich war das Aviendha durchaus bewusst.
»Weil die Frau nicht mit der Einen Macht gewebt hat«, erwiderte sie.
»Was sollte es denn sonst sein?«
»Wisst Ihr, warum der Dunkle König ursprünglich befreit wurde?«
Aviendha sah aus, als erinnerte sie sich an etwas. »Ah … ja. Dann lenken sie die Macht des Dunklen Königs?«
»Man bezeichnet es als die Wahre Macht«, sagte Cadsuane. »Den Berichten zufolge funktioniert das Reisen mit der Wahren Macht auf die Weise, wie Ihr sie bei dieser Frau gesehen habt. Das konnten nur wenige beobachten. Im Krieg der Macht war der Dunkle König ausgesprochen sparsam mit seiner Essenz, und nur engen Favoriten wurde der Zugang gewährt. Aus dieser Tatsache schließe ich, dass das definitiv eine der Verlorenen gewesen ist. Nach Eurer Beschreibung, was sie mit der armen Sarene gemacht hat, vermute ich, dass es Graendal ist.«
»Die Geschichten haben nie erwähnt, dass Graendal so hässlich ist«, sagte Sorilea.
»Wärt Ihr eine Verlorene, die leicht anhand ihrer Beschreibung zu erkennen ist, würdet Ihr Euer Erscheinungsbild nicht verändern wollen, um unerkannt zu bleiben?«
»Vielleicht«, sagte Sorilea. »Aber dann würde ich nicht diese … Wahre Macht benutzen, wie Ihr sie nennt. Das würde jede Verkleidung zunichtemachen.«
»So wie Aviendha uns das beschrieben hat«, bemerkte Cadsuane, »hatte diese Frau keine große Wahl. Sie musste schnell entkommen.«
Cadsuanes und Sorileas Blicke trafen sich, und beide nickten. Sie würden diese Verlorene jagen, sie beide.
Ich lasse dich jetzt bestimmt nicht sterben, mein Junge, dachte Cadsuane und blickte über die Schulter zu der Stelle, an der al’Thor, Nynaeve und Moiraine mit ihrer Arbeit fortfuhren. Jede Machtlenkerin im Lager konnte dieses Pulsieren fühlen. Zumindest nicht, bis du getan hast, was du tun musst. Cadsuane hatte damit gerechnet, dass die Verlorenen hier sein würden. Darum war sie an diese Front gegangen.
Der Wind rüttelte am Zelt und ließ Cadsuane tief im Inneren frösteln. Dieser Ort war furchtbar, selbst wenn der feindliche Ansturm für eine Weile nachließ. Das Entsetzen, das hier in der Luft hing, war wie bei einem Kinderbegräbnis. Es erstickte jedes Gelächter, verhinderte jedes Lächeln. Der Dunkle König sah zu. Beim Licht, es würde so schön sein, diesen Ort wieder zu verlassen.
Aviendha trank ihren Tee. Die Frau sah noch immer betroffen aus, obwohl sie offensichtlich schon zuvor Verbündete in der Schlacht verloren hatte.
»Ich ließ sie zum Sterben zurück«, flüsterte sie.
»Pff!«, machte Cadsuane. »Ihr seid nicht schuld an den Taten einer der Verlorenen, Kind.«
»Ihr versteht nicht. Wir waren
Weitere Kostenlose Bücher