Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Der Schock von Gawyns Tod hatte Galad diese Enthüllung seltsam gleichgültig aufnehmen lassen. Falls er überlebte, würde er sich irgendwann damit auseinandersetzen müssen. Er vermochte noch immer nicht zu sagen, ob er stolz oder beschämt sein würde.
Eine Gestalt in einer seltsamen Rüstung wie aus Münzen schob sich durch die Reihen der Sharaner. Demandred war ein stolzer Mann; das verriet einem ein Blick auf sein Gesicht. Tatsächlich glich er al’Thor. Sie hatten eine ähnliche Ausstrahlung.
Der Verlorene musterte Galad, der dort mit blutiger Klinge stand. Der sterbende Machtlenker krallte vor ihm die Finger in den Boden.
»Sein Bruder?«, sagte Demandred.
»Der Sohn von Tigraine«, verkündete Galad, »die eine Tochter des Speers wurde. Die meinen Bruder am Drachenberg zur Welt brachte, der Gruft von Lews Therin. Ich hatte zwei Brüder. Ihr habt den anderen auf diesem Schlachtfeld getötet.«
»Wie ich sehe, hast du ein bemerkenswertes Artefakt«, sagte Demandred, als das Medaillon wieder kalt wurde. »Du glaubst doch sicher nicht, dass dich das vor dem Schicksal deines armseligen Bruders bewahrt? Ich meine den toten Bruder.«
»Kämpfen wir, Sohn der Schatten? Oder reden wir?«
Demandred zog das Schwert aus der Scheide, das an Klinge und Griff mit Reihern geschmückt war. »Mögest du mir einen besseren Kampf liefern als dein Bruder, kleiner Mann. Ich verliere allmählich die Geduld. Lews Therin kann mich hassen oder gegen mich wüten, aber er sollte mich nicht ignorieren!«
Galad betrat den Kreis aus Armbrustmännern und Machtlenkern. Siegte er, würde er trotzdem sterben. Aber er betete zum Licht, dass er einen der Verlorenen mitnehmen würde. Es würde ein passendes Ende sein.
Demandred kam auf ihn zu, und der Wettstreit begann.
Den Rücken gegen einen Stalagmiten gedrückt und allein durch das von Callandor von den Höhlenwänden reflektierte Licht etwas sehend, versuchte Nynaeve mit allen Kräften, Alannas Leben zu retten.
In der Weißen Burg hatten einige über ihr Vertrauen auf normale Heiltechniken gespottet. Was sollten zwei Hände und ein Faden ausrichten, das die Eine Macht nicht schaffte?
Wäre eine dieser Frauen statt Nynaeve hier gewesen, hätte die Welt geendet.
Die Bedingungen waren schrecklich. Wenig Licht, außer den Dingen in ihrer Tasche kein Werkzeug. Trotzdem nähte Nynaeve mit der Nadel und dem Faden, die sie immer bei sich trug. Sie hatte für Alanna eine Kräutermischung zubereitet und sie ihr in den Mund gezwungen. Es würde nicht viel bewirken, aber vielleicht konnte jede Kleinigkeit helfen. Es würde Alannas Kraft bewahren, ihr gegen die Schmerzen beistehen und verhindern, dass ihr Herz versagte, während Nynaeve arbeitete.
Die Wunde war verschmutzt, aber sie hatte schon zuvor verschmutzte Wunden genäht. Obwohl sie innerlich wie Espenlaub zitterte, waren ihre Hände völlig ruhig, als sie die Wundränder zusammenflickte und die Frau von der Schwelle des Todes zurückholte.
Rand und Moridin rührten sich nicht. Aber sie fühlte, wie von ihnen ein Pulsieren ausging. Rand kämpfte. Kämpfte einen Kampf, den sie nicht sehen konnte.
»Matrim Cauthon, Ihr verfluchter Narr. Ihr seid noch am Leben?«
Mat sah zur Seite, als Davram Bashere in der frühen Abenddunkelheit angeritten kam. Mat hatte sich mit den Totenwächtern zur Rückseite der andoranischen Linien begeben, die am Fluss kämpften.
Bashere wurde von seiner Frau und einer Leibwache aus Saldaeanern begleitet. Dem Blut auf Deira Basheres Kleidung nach zu urteilen, hatte sie bei den Kämpfen ihren Teil geleistet.
»Ja, ich lebe noch«, sagte Mat. »Eigentlich bin ich ganz gut darin, am Leben zu bleiben. Ich kann mich nur an das eine Mal erinnern, wo ich darin gescheitert bin, aber das zählt kaum. Was tut Ihr hier? Seid Ihr …«
»Sie haben sich in meinen verdammten Verstand gegraben«, sagte Bashere mit finsterer Miene. »Das haben sie getan, Mann. Deira und ich haben das besprochen. Ich werde nicht führen, aber warum sollte mich das davon abhalten, ein paar Trollocs zu töten?«
Mat nickte. Nach Tenobias Tod war dieser Mann der König von Saldaea geworden – aber bis jetzt hatte er die Krone verweigert. Die Korrumpierung seines Verstandes hatte ihn erschüttert. Er hatte nur verkündet, dass Saldaea an Malkiers Seite kämpfte, und den Truppen befohlen, Lan zu folgen. Die Thronfolge würde man regeln, falls sie alle die Letzte Schlacht überlebten.
»Was ist mit Euch passiert?«, wollte Bashere
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