Das Rad der Zeit 14. Das Original: Das Vermächtnis des Lichts (German Edition)
Ring.
»Ich bin erfreut, dass Ihr beiden Eure Differenzen zur Seite legen konntet, um mich bei dieser Aufgabe zu unterstützen«, sagte Egwene und zog ihre Aufmerksamkeit von den gegenseitigen finsteren Blicken fort auf sie selbst.
»Die Absichten des Lord Drachen sind … besorgniserregend«, meinte Darlin. »Er erwählte mich zum Führer von Tear, weil ich ihm Widerstand leistete, als ich es für angebracht hielt. Ich glaube, er wird auf die Vernunft hören, wenn ich sie ihm darlege.«
Gregorin schnaubte. »Der Lord Drache werden die Vernunft selbst sein. Wir müssen gut argumentieren, und ich glauben, er werden dann zuhören.«
»Meine Bewahrerin der Chroniken hat jedem von Euch etwas zu sagen«, entgegnete Egwene. »Bitte hört auf das, was sie Euch mitteilt. Euer Beistand wird nicht in Vergessenheit geraten.«
Silviana ritt vor und nahm Gregorin zur Seite. Es gab nicht viel Wichtiges zu sagen, aber Egwene hatte die Befürchtung gehabt, dass die beiden Streit anfangen würden. Silviana hatte den Befehl, sie voneinander fernzuhalten.
Darlin warf Egwene einen prüfenden Blick zu. Er schien zu begreifen, was sie da tat, beschwerte sich aber nicht, als er wieder in den Sattel stieg.
»Ihr erscheint beunruhigt, König Darlin«, sagte sie.
»Manche alten Rivalitäten reichen tiefer als der Ozean, Mutter. Ich habe mich fast schon gefragt, ob diese Zusammenkunft das Werk des Dunklen Königs ist, in der Hoffnung, dass wir uns am Ende gegenseitig vernichten und ihm die Arbeit abnehmen.«
»Ich verstehe«, sagte Egwene. »Vielleicht wäre es besser, Ihr gebt Euren Männern zu verstehen – falls Ihr das nicht schon bereits getan habt –, dass es an diesem Tag keine ›Unfälle‹ geben soll.«
»Ein weiser Vorschlag.« Er verneigte sich und zog sich zurück.
Beide Männer standen auf ihrer Seite, genau wie Elayne. Ghealdan würde für Rand sein, wenn das stimmte, was Elayne über Königin Alliandre berichtet hatte. Ghealdan war nicht so mächtig, dass Alliandre ihr Sorgen bereitete – die Grenzländer waren da schon eine ganz andere Sache. Rand schien sie für sich gewonnen zu haben.
Jede ihrer Flaggen flatterte über dem jeweiligen Heer, und jeder Herrscher war anwesend. Abgesehen von Königin Ethenielle, die sich in Kandor aufhielt, um die aus ihrer Heimat flüchtenden Menschen zu unterstützen. Sie hatte ein beträchtliches Kontingent für die Versammlung zurückgelassen – einschließlich Antol, ihrem ältesten Sohn –, als wollte sie deutlich machen, dass das, was auch immer hier beschlossen wurde, für Kandors Überleben genauso wichtig war wie der Kampf an der Grenze.
Kandor. Das erste Opfer der Letzten Schlacht. Angeblich stand das ganze Land in Flammen. Würde Andor als Nächstes dran sein? Die Zwei Flüsse? Ganz ruhig, dachte Egwene.
Darüber nachzudenken, wer für »wen« war, kam ihr schrecklich vor, aber das war nun einmal ihre Pflicht. Rand konnte die Letzte Schlacht nicht persönlich befehligen, was er zweifellos beabsichtigte. Seine Aufgabe würde es sein, gegen den Dunklen König zu kämpfen; er würde weder die Konzentration noch die Zeit haben, um zugleich der befehlshabende General zu sein. Sie hatte die feste Absicht, dass die Weiße Burg aus dieser Zusammenkunft als Anführer der vereinten Streitkräfte gegen den Schatten hervorging, und sie würde nicht die Verantwortung für die Siegel aufgeben.
Wieweit konnte sie diesem Mann vertrauen, zu dem Rand geworden war? Er war nicht mehr der Rand, mit dem sie aufgewachsen war. Er ähnelte mehr dem Rand, wie sie ihn in der Aiel-Wüste kennengelernt hatte, nur selbstsicherer. Und vielleicht verschlagener. Im Spiel der Häuser war er wirklich sehr geschickt geworden.
Keine dieser Veränderungen war für sich genommen schrecklich, vorausgesetzt, er zeigte sich vernünftigen Argumenten noch zugänglich.
Ist das die Flagge von Arad Doman?, dachte sie überrascht. Es war nicht nur die Flagge, es war die Flagge des Königs, was bedeutete, dass er mit dieser Streitmacht kam, die gerade auf dem Feld eingetroffen war. Hatte Rodel Ituralde endlich den Thron bestiegen, oder hatte Rand jemand anders ausgesucht? Die königliche Flagge der Domani flatterte neben der von Davram Bashere, dem Onkel der Königin von Saldaea.
»Licht.« Gawyn lenkte sein Pferd neben Sieber. »Diese Flagge …«
»Ich sehe sie«, sagte Egwene. »Ich muss Siuan finden. Haben ihre Quellen erwähnt, wer auf den Thron gestiegen ist? Ich hatte befürchtet, die Domani
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