Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
hätten sie doch keine Garantie, dass sie auf eine weitere Schenke stoßen würden, aber Aufsehen würde eine solche Nachtfahrt bestimmt erregen. Dazu gab es noch einen Grund, frühzeitig haltzumachen.
Sie tauschte einen Blick mit Nynaeve, und nach einem Augenblick des Überlegens nickte die andere und sagte: »Wir müssen Halt machen.«
Als die Kutsche vor der Schenke Zum Licht der Wahrheit anhielt, sprang Juilin schnell vom Bock und riss die Tür auf. Nynaeve wartete mit nichtssagendem Blick, bis er Elayne herausgeholfen hatte. Allerdings lächelte sie Elayne kurz zu, als Zeichen, dass sie nicht wieder vorhabe zu schmollen. Die Ledertasche, die sie über die Schulter gehängt hatte, wirkte ein wenig auffällig, aber Elayne hoffte, dass es sich in Grenzen halten werde. Nachdem Nynaeve nun wieder über einen Vorrat von Kräutern und Tinkturen verfügte, ließ sie diese einfach nicht mehr aus den Augen.
Sie hatte einen ersten Blick auf das Schild über dem Eingang dieser Schenke geworfen und gewünscht, das ›Keilerpferd‹ hätte lieber dieses Haus verwüstet und nicht das andere, denn das Schild zeigte eine strahlende, goldene Sonnenscheibe, wie sie die Weißmäntel auf den Umhängen trugen. Wenigstens stand dahinter kein Hirtenstab. Die Hälfte der Männer, die den Schankraum füllten, war in schneeweiße Umhänge gehüllt. Die Helme hatten sie vor sich auf die Tische gelegt. Sie atmete tief durch und musste sich gewaltig beherrschen, um nicht auf dem Fuße kehrtzumachen und hinauszulaufen.
Von den Soldaten abgesehen war es eine angenehme Schenke mit hohen Deckenbalken und dunkler, glänzend polierter Täfelung. Die kalten Feuerstellen der beiden großen Kamine waren mit frisch geschnittenen grünen Ästen dekoriert, und aus der Küche drangen Düfte der verschiedensten Speisen. Die Dienerinnen in ihren weißen Schürzen schienen alle gut gelaunt, als sie mit ihren Tabletts mit Weinkrügen und Bier und Essen zwischen den Tischen umhereilten.
Die Ankunft einer Lady erregte so nahe der Hauptstadt nicht viel Aufsehen. Oder vielleicht auch dieses Herrenhauses wegen. Ein paar der Männer sahen sie an, und andere musterten interessiert ihre ›Zofe‹, doch als Nynaeve bemerkte, dass sie angestarrt wurde, blickte sie so streng drein, dass sich die Männer lieber wieder schnell ihrem Wein zuwandten. Nynaeve schien die Blicke der Männer für ein Verbrechen zu halten, obwohl sie nichts gesagt und noch nicht einmal frech hergeschaut hatten. Elayne fragte sich, warum Nynaeve nicht einfach unauffälligere Kleidung trug, wenn sie so etwas vermeiden wollte. Stattdessen hatte sie hart arbeiten müssen, um das einfach geschnittene graue Kleid ganz genau auf Nynaeves Figur umzuarbeiten. Nynaeve selbst war ein hoffnungsloser Fall, wenn es an feinere Handarbeiten ging.
Die Wirtin, Frau Jharen, war eine mollige Frau mit langen grauen Locken, einem warmen Lächeln und durchdringenden dunklen Augen. Elayne hatte den Verdacht, sie könne einen ausgefransten Saum oder eine leere Börse auf zehn Schritt Entfernung entdecken. Sie bestanden offensichtlich die Musterung, denn sie knickste tief, wobei sie ihren grauen Rock weit ausbreitete, und hieß sie ausführlich willkommen. Sie wollte wissen, ob die Lady auf dem Weg nach Amador sei oder von dort komme.
»Von dort«, antwortete Elayne voll träger Arroganz. »Die Bälle in der Stadt waren wohl sehr, sehr schön und König Ailron sieht wirklich so gut aus, wie man es ihm nachsagt, was nicht gerade bei jedem König der Fall ist, doch ich muss auf meine Güter zurückkehren. Ich brauche ein Zimmer für mich und Nana und etwas für meinen Lakaien und den Kutscher.« Dabei fielen ihr Nynaeve und das primitive Klappbett wieder ein, und so fügte sie hinzu: »Und es sollten zwei richtige Betten im Zimmer stehen. Ich brauche Nana bei mir, aber wenn sie nur ein kleines Notbett hat, hält sie mich mit ihrem Schnarchen vom Schlafen ab.« Nynaeves respektvolle Miene verflog, wenn auch nur einen Augenblick lang, aber es stimmte durchaus. Sie hatte furchtbar geschnarcht.
»Selbstverständlich, meine Lady«, sagte die mollige Wirtin. »Ich habe gerade das Richtige für Euch. Aber Eure Männer werden sich mit einem Schlafplatz im Stall bescheiden müssen – auf dem Heuboden. Wie Ihr seht, ist mein Haus ziemlich voll. Eine Vagabundentruppe hat gestern ein paar schreckliche große Tiere ins Dorf mitgebracht und eines davon hätte fast Des Königs Pikeur zerstört. Der arme Sim hat die Hälfte
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