Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
ich an ihn denke!« Sie würde es jetzt nicht wieder zu einem Krach mit Nynaeve kommen lassen. »Sag ihr, sie soll ihm sagen, dass ich ihn liebe – nur ihn.« So. Jetzt war es heraus.
Nynaeve rollte die Augen, als stünde sie weit über solchen Dingen. »Wenn du willst«, bemerkte sie spöttisch und machte es sich auf dem Bett noch ein wenig bequemer.
Als sich die Atemzüge der anderen langsam beruhigten, schob Elayne eine der Reisekisten vor die Tür und setzte sich darauf. Sie hasste diese Warterei. Es geschähe Nynaeve recht, wenn sie stattdessen in den Schankraum hinunter ging. Thom befand sich wahrscheinlich noch unten, und … Und gar nichts. Er galt als ihr Kutscher. Sie fragte sich, ob Nynaeve das im Sinne gehabt hatte, als sie sich einverstanden erklärte, ihre Zofe zu spielen. Seufzend lehnte sie sich an die Tür. Wie sie dieses Warten hasste!
KAPITEL 14
Begegnungen
D ie Auswirkungen des ringförmigen Ter’angreals überraschten Nynaeve mittlerweile nicht mehr. Sie befand sich an dem Ort, an den sie gedacht hatte, als der Schlaf sie überwältigte, nämlich in der großen Halle in Tear, die man das Herz des Steins nannte, mitten in der enormen Festung des Steins von Tear. Die vergoldeten Lampen auf den hohen Ständern waren nicht entzündet, aber von überall her und doch aus keiner erkennbaren Quelle wurde die Halle von einem fahlen Lichtschein erfüllt, der einfach da war, um sie herum, und in der Ferne zu trüben Schatten verblasste. Wenigstens war es nicht heiß. In Tel’aran’rhiod schien es niemals kalt oder heiß zu sein.
In jeder Richtung erstreckten sich Reihen riesiger Sandsteinsäulen. Die Kuppeldecke war so hoch, dass sie sich in den Schatten verlor. An goldenen Ketten hingen weitere vergoldete Lampen aus der Höhe herab. Die hellen Steinfliesen unter ihren Füßen waren ausgetreten. Wohl waren die Hochlords von Tear – natürlich in der Welt der Wirklichkeit – nur hierhergekommen, wenn Gesetz und Brauch es verlangten, aber sie kamen immerhin seit der Zerstörung der Welt in diesen Saal. In der Mitte unter der Kuppel befand sich Callandor , ein glitzerndes, scheinbar ganz aus Kristall gefertigtes Schwert, das zur Hälfte in den Steinboden hineingetrieben worden war. So, wie Rand es hinterlassen hatte.
Sie näherte sich Callandor nicht. Rand hatte behauptet, er habe mithilfe Saidins Fallen darumherum gewoben, Fallen, die keine Frau sehen könne. Sie vermutete, dass es wohl ziemlich hinterhältige Fallen sein mussten, denn auch der beste aller Männer konnte gemein werden, wenn er mit gezinkten Karten spielen musste, und sie würden vermutlich eine Frau genau wie jeden Mann treffen, der dieses Sa’angreal benützen wollte. Er hatte es vor den Aes Sedai der Weißen Burg im gleichen Maße schützen wollen wie vor den Verlorenen. Abgesehen von Rand selbst würde wahrscheinlich jeder sterben, der Callandor berührte, oder es würde ihm noch Schlimmeres zustoßen als der Tod.
Das war eine der Eigenschaften Tel’aran’rhiods . Was sich in der Welt der Wirklichkeit befand, fand man auch hier, aber umgekehrt galt das nicht immer. Die Welt der Träume, die Unsichtbare Welt, war ein Spiegel der Welt des Wachens. Doch dieser Spiegel verzerrte manchmal das Bild auf eigenartige Weise, und manchmal reflektierten sich in ihm auch noch andere Welten. Verin Sedai hatte Egwene erklärt, dass es ein Muster aus Welten gebe, gewoben aus unserer eigenen und anderen Wirklichkeiten, so wie das Gewebe menschlicher Leben das Muster der Zeitalter ergab. Tel’aran’rhiod berührte all diese Welten, doch nur wenige konnten es betreten, die meisten davon unfreiwillig und nur für kurze, unbewusste Augenblicke, wenn sie ihre irdischen Träume träumten. Es waren allerdings gefährliche Augenblicke für diese Träumer, auch wenn ihnen das nicht klar wurde, es sei denn, sie hatten extremes Pech. Denn eine weitere Eigenheit Tel’aran’rhiods war die Tatsache, dass alles, was hier einem Träumer zustieß, auch in der wachenden Welt mit ihm geschah. In der Welt der Träume zu sterben bedeutete, auch in der Wirklichkeit den Tod zu erleiden.
Sie hatte das Gefühl, aus der Düsternis zwischen den Säulen heraus beobachtet zu werden, aber das beunruhigte sie nicht weiter. Es war auf keinen Fall Moghedien. Von der Fantasie erschaffene Augen. Es gibt keine Beobachter. Ich habe Elayne gesagt, sie solle es ignorieren, und jetzt habe ich selbst … Moghedien würde bestimmt mehr tun als nur beobachten. Trotzdem hätte
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