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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gewarnt war und bereit zum Zuschlagen. »Ich …«
    »Ihr werdet es aber früher oder später probieren, und ich ziehe es vor, so etwas gleich hinter mich zu bringen, jetzt, zu Beginn. Warum wohl, glaubt Ihr, blicken Eure Begleiterinnen so fröhlich drein? Ich habe jeder von ihnen heute bereits die gleiche Lehre erteilt. Ich werde nicht darauf warten, bis ich dazu bei Euch ebenfalls gezwungen bin. Das erledige ich jetzt auf der Stelle. Versucht es.«
    Liandrin fuhr sich ängstlich mit der Zunge über die Lippen und blickte sich unter den Frauen um, die so steif an der Wand standen. Nur Asne Zaremene wagte es, sich zu rühren: Sie schüttelte ganz leicht den Kopf. Asnes schrägstehende Augen, hohe Backenknochen und kräftige Nase zeigten deutlich, dass sie aus Saldaea stammte, und sie besaß all die Kühnheit, die man den Menschen dieses Landes nachsagte. Wenn selbst sie abriet, wenn in ihren dunklen Augen ein Hauch von Furcht stand, dann war es am besten, zu kriechen, bis Moghedien zufriedengestellt war und in ihrer Aufmerksamkeit nachließ. Und doch war da dieser kleine Trick.
    Sie fiel mit gesenktem Kopf auf die Knie nieder. Dann blickte sie mit einer Furcht zu der Verlorenen auf, die nur teilweise geheuchelt war. Moghedien saß entspannt auf dem Stuhl und nippte an ihrem Tee. »Große Herrin, ich bitte Euch, mir zu vergeben, wenn ich hochmütig war. Ich weiß, dass ich nur wie ein Wurm unter Eurem Fuß bin. Ich bitte Euch als eine, die Eure treue Jagdhündin sein möchte, um Gnade für diesen verlorenen Welpen.« Moghedien blickte in ihre Tasse, und blitzschnell, während sie noch diese Worte stammelte, riss Liandrin die Macht an sich und lenkte sie auf Moghedien, suchte den Riss im Selbstvertrauen der Verlorenen, den Riss, den jede Fassade von Kraft und Stärke aufwies.
    Im gleichen Augenblick, als sie losschlug, war die andere Frau vom Glühen Saidars umgeben, und Schmerz hüllte Liandrin ein. Sie brach auf dem Teppich zusammen und versuchte, laut zu heulen, doch eine Qual jenseits aller Schmerzen, die sie jemals gefühlt hatte, ließ ihren weit aufgerissenen Mund verstummen. Ihre Augen wollten ihr aus dem Kopf bersten; ihre Haut wollte in Streifen abreißen. Eine Ewigkeit lang zuckte sie, und als es ebenso plötzlich aufhörte, wie es begonnen hatte, konnte sie nur noch daliegen, zittern und mit offenem Mund weinen.
    »Fangt Ihr nun zu begreifen an?«, fragte Moghedien gelassen und reichte Temaile die leere Tasse mit einem im Plauderton gesprochenen: »Das war sehr gut. Nächstesmal möchte ich ihn aber etwas stärker.« Temaile sah aus, als werde sie gleich in Ohnmacht fallen. »Ihr seid nicht schnell genug, Liandrin, Ihr seid nicht stark genug, und Ihr wisst nicht genug. Dieses armselige Gewebe, mit dem Ihr mich überraschen wolltet. Möchtet Ihr sehen, wie das wirklich funktioniert?« Sie wob die Macht.
    Liandrin blickte unvermittelt bewundernd zu ihr auf. Sie kroch über den Fußboden und stammelte zwischen den Schluchzern, die sie nicht unterdrücken konnte: »Vergebt mir, Große Herrin.« Diese prachtvolle Frau war wie ein Stern am Himmel, wie ein Komet, und sie stand noch über allen Königen und Königinnen, so wundervoll war sie. »Bitte vergebt«, bettelte sie und küsste immer wieder den Saum von Moghediens Rock. Dazwischen stammelte sie weiter: »Vergebt mir. Ich bin eine Hündin, ein Wurm.« Sie schämte sich zu Tode, weil sie diese Dinge vorher wohl gesagt, aber nicht ernst gemeint hatte. Dabei stimmte das alles. Vor dieser Frau entsprach alles der Wahrheit. »Lasst mich Euch dienen, Große Herrin. Gestattet mir, Euch zu dienen. Bitte. Bitte.«
    »Ich bin nicht Graendal«, sagte Moghedien und stieß sie mit einem Fuß im Samtpantoffel grob zur Seite.
    Der Drang, sie anbeten zu müssen, verschwand schlagartig. Liandrin lag weinend wie ein Häufchen Unglück am Boden und erinnerte sich in allen Einzelheiten daran, wie sie diese Frau hündisch verehrt hatte. Sie starrte die Verlorene entsetzt an.
    »Seid Ihr jetzt überzeugt, Liandrin?«
    »Ja, Große Herrin«, brachte sie heraus. Sie war überzeugt. Überzeugt davon, nicht mehr an einen Angriff denken zu dürfen, bis ihr der Erfolg sicher war. Ihr Trick war nur ein schwacher Abklatsch dessen, was Moghedien fertiggebracht hatte. Wenn sie das nur erlernen könnte …
    »Wir werden ja sehen. Ich glaube, Ihr gehört zu denen, die eine solche Lehre ein zweites Mal benötigen. Betet darum, dass es nicht notwendig wird, Liandrin, denn beim zweiten Mal

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