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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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an einer Stelle, wo eine aufgehende Sonne mit vielen Strahlen eingelegt war. In das Elfenbeinheft, lang genug für zwei Hände, hatte man eine weitere goldene aufgehende Sonne eingelegt, und unzählige kleinere verzierten die Querstreben. Das war nie für den Gebrauch geschaffen worden, sondern nur zum Ansehen. Zum Angaffen.
    »Das muss doch ein Vermögen ge   … Aviendha, wie habt Ihr das bezahlen können?«
    »Es war billig«, sagte sie derart trotzig, dass sie genauso gut ihre Lüge hätte zugeben können.
    »Ein Schwert. Wie seid Ihr nur an ein Schwert gekommen? Wie kann irgendein Aiel überhaupt an ein Schwert kommen? Erzählt mir nicht, dass Kadere dies hier in einem seiner Wagen verborgen hatte.«
    »Ich habe es in eine Decke eingewickelt und mitgenommen.« Nun klang sie noch empfindlicher und gereizter als zuvor in Bezug auf den Preis. »Sogar Bair hat gesagt, das sei dann schon in Ordnung, solange ich es nicht wirklich berühre.« Sie zuckte nervös die Achseln und rückte immer wieder ihr Schultertuch zurecht. »Es war das Schwert des Baummörders. Lamans Schwert. Man nahm es ihm ab, als Zeichen seines Todes, weil man seinen Kopf nicht mitnehmen konnte, ohne dass er verweste. Seitdem wurde es von einem zum anderen weitergegeben. Junge Männer oder törichte Töchter des Speers wollten den Beweis für seinen Tod besitzen. Nur fiel jedem nach einer Weile auf, was es ja wirklich war, und so verkaufte ein Narr es dem nächsten. Der Preis ist stark gesunken, seit es das erste Mal verkauft wurde. Kein Aiel berührt es; noch nicht einmal, um die Edelsteine herauszubrechen.«
    »Also, es ist ja schon sehr schön«, sagte er so taktvoll wie möglich. Nur ein echter Angeber würde etwas derart Protziges tragen. Und dieses Elfenbeinheft würde glitschig werden, wenn die Hand schwitzte oder voller Blut war. »Doch ich kann Euch das nicht …« Er hielt im Sprechen inne, als er gewohnheitsmäßig das Schwert ein Stück aus der Scheide zog, um es genauer zu betrachten und die Schärfe der Klinge zu prüfen. In den glänzenden Stahl war ein Reiher eingraviert, das Zeichen der Schwertmeister. Er hatte einst ein Schwert mit dieser Markierung getragen. Mit einem Mal hätte er wetten können, dass dieses Schwert genau dem anderen entsprach und auch der mit einem Raben gekennzeichneten Klinge auf Mats schwarzem Speer. Es war Metall, das mithilfe der Macht geschmiedet worden war und das nie splitterte oder geschärft werden musste. Die Schwerter der meisten Schwertmeister waren nur Kopien dieser Art von Klinge. Lan konnte das ganz sicher feststellen, doch insgeheim wusste er bereits jetzt, ein solches Schwert vor sich zu haben.
    Er zog es ganz aus der Scheide heraus und beugte sich über die Feuergrube, um ihr die Scheide zu Füßen zu legen. »Ich nehme die Klinge an, um die Schuld zu begleichen, Aviendha.« Sie war lang, ein klein wenig gekrümmt und hatte nur eine Schneide. »Nur die Klinge. Ihr könnt auch das Griffstück zurückhaben.« Er konnte sich in Cairhien ein neues Heft und eine neue Scheide anfertigen lassen. Vielleicht war sogar einer der Überlebenden aus Taien ein brauchbarer Schmied.
    Sie blickte mit großen Augen von der Scheide zu ihm und wieder zurück. Ihr Mund stand offen, und zum ersten Mal, seit er sie kannte, war sie völlig überrascht. »Aber diese Steine sind viel, viel mehr wert, als ich … Ihr versucht, mir wieder eine Schuld Euch gegenüber aufzudrängen, Rand al’Thor.«
    »Das stimmt nicht.« Wenn diese Klinge unberührt und ohne auch nur anzulaufen mehr als zwanzig Jahre lang in ihrer Scheide gesteckt hatte, musste sie das sein, wofür er sie hielt. »Ich habe die Scheide nicht angenommen, also gehört sie nach wie vor Euch.« Er warf eines der Seidenkissen in die Luft und vollführte die sitzende Version von ›Ein leichter Wind erhebt sich‹. Es regnete Federn, als die Klinge glatt hindurchschnitt. »Und ich akzeptiere auch das Heft nicht, also gehört auch dies Euch immer noch. Falls Ihr einen Gewinn erzielt habt, ist das Euer eigener Verdienst.«
    Anstatt glücklich dreinzuschauen, ein so gutes Geschäft gemacht zu haben – er vermutete, sie habe all ihren Besitz für das Schwert hergeben müssen und nun könnte sie für die Scheide allein schon hundertmal so viel zurückbekommen –, anstatt also froh zu sein oder ihm zu danken, funkelte sie ihn durch die herunterschwebenden Federn hindurch an wie eine Hausfrau von den Zwei Flüssen, auf deren Fußboden jemand Abfall geworfen

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