Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
sie tragen … Was dachte sie denn da? Sie hatte nicht die Absicht, tatsächlich aufzutreten. Sie hatte sich nur mit dieser Probe einverstanden erklärt, um Luca davon abzuhalten, dass er jeden Abend an der Wagentür kratzte, sie herausholte und versuchte, sie zum Auftreten zu überreden.
Der Mann wusste zumindest genau, wann es gesünder für ihn war, das Thema zu wechseln. »Was ist denn damit geschehen?«, fragte er und war plötzlich ganz besorgt und fürsorglich.
Sie zuckte zurück, als er ihr geschwollenes Auge mit dem Finger berührte. Er hatte Pech, dass er ausgerechnet dieses Thema anschnitt. Da hätte er noch besser daran getan, weiterhin zu versuchen, sie in dieses rote Kleid hineinzureden. »Es hat mir nicht gepasst, wie es mich heute morgen aus dem Spiegel anblickte, also habe ich es gebissen.«
Ihr sarkastischer Tonfall und die gefletschten Zähne ließen Lucas Hand zurückzucken. In seinen dunklen Augen glimmte Misstrauen auf, als fürchte er, sie werde wieder zubeißen. Thom fuhr sich heftig durch den Schnurrbart, und sein Gesicht war stark gerötet von der Anstrengung, sich das Lachen zu verbeißen. Ihm war natürlich klar, was geschehen war. Er wusste über alles Bescheid. Und sobald sie weg war, würde er Luca zweifellos seine Version der Geschehnisse brühwarm auftischen. Die Männer konnten das Tratschen nicht lassen, das hatten sie von Geburt an in sich, und die Frauen konnten nichts dagegen tun, und wenn sie sich noch so anstrengten.
Es war bereits dunkler, als sie angenommen hatte. Die Sonne thronte rot über den Baumwipfeln im Westen. »Wenn Ihr das jemals wieder tut, ohne helleres Tageslicht …«, grollte sie und zeigte Thom die Faust. »Die Abenddämmerung ist schon beinahe angebrochen.«
»Ich vermute«, sagte dieser angesprochene Mann daraufhin auch noch, »das bedeutet, Ihr möchtet auf den Teil verzichten, in dem man mir auch die Augen verbindet?« Er machte natürlich einen Witz. Das musste ein Witz sein. »Wie Ihr wünscht, Nana. Von nun an nur noch bei sehr guten Lichtverhältnissen.«
Erst als sie mit ärgerlichem Schwung im Rock davonstolzierte, wurde ihr klar, dass sie soeben zugestimmt hatte, so etwas Verrücktes tatsächlich zu tun. Jedenfalls war sie indirekt einverstanden gewesen und hatte nicht widersprochen. Natürlich würden sie jetzt darauf bestehen, so sicher, wie die Sonne heute Abend unterging. Närrisches, idiotisches, dummes Weib!
Die Lichtung, auf der sie – oder jedenfalls Thom, verdammt sollte er sein, und Luca – geübt hatten, befand sich in einiger Entfernung vom Lager, das sie neben der Nordstraße aufgeschlagen hatten. Zweifellos hatte Luca die Tiere nicht beunruhigen wollen, falls Thom ihr aus Versehen ein Messer ins Herz warf. Wahrscheinlich hätte der Mann ihre Leiche dann an die Löwen verfüttert. Der einzige Grund, aus dem er sie unbedingt in diesem Kleid sehen wollte, war, dass er das anstarren konnte, was sie keinen Mann außer Lan sehen lassen wollte. Und verdammt sei auch Lan, dieser sture Narr von einem Mann! Sie hätte ihn nur zu gern vor sich gehabt, um sicher zu sein, dass ihm nichts passierte. Sie riss ein langes, abgestorbenes, fedrig-braunes Fenchelblatt ab und benützte es, um wütend den Unkräutern, die sich durch die Blätterunterlage am Waldboden schoben, die Blüten abzuschlagen.
Elayne hatte ihr erzählt, dass Egwene letzte Nacht über Kämpfe in Cairhien berichtet hatte, über Scharmützel mit Banditen und mit Leuten aus Cairhien, die jeden Aiel gleichermaßen als Feind betrachteten, und mit Soldaten aus Andor, die versuchten, den Sonnenthron für Morgase zu gewinnen. Lan war auch beteiligt gewesen. Wann immer Moiraine ihn aus den Augen verlor, brachte er es fertig, sich in irgendwelche Auseinandersetzungen verwickeln zu lassen. Offensichtlich hatte er ein Gespür dafür, wo sich ein Gemetzel abspielen würde, und fand unfehlbar dorthin. Nynaeve hatte nie geglaubt, dass sie einmal wünschen sollte, Moiraine würde Lan an die kurze Leine nehmen und immer bei sich behalten.
Elayne hatte sich heute morgen immer noch aufgeregt, weil sich die Soldaten ihrer Mutter in Cairhien befanden und gegen Rands Aiel kämpften, aber was Nynaeve wirklich Sorgen bereitete, waren die Banditen. Wie Egwene berichtete, ließ Rand jeden Banditen hängen, der nachweislich gestohlenes Gut in Besitz hatte oder der ebenso eindeutig dabei beobachtet worden war, wie er jemanden tötete oder auch nur einen Schuppen anzündete. Er legte selbst wohl
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