Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
mehr angelächelt!«
»Ich versuche doch nur, mich zu beherrschen«, knurrte Nynaeve. Alle beklagten sich über ihre Launenhaftigkeit, und jetzt, wo sie sich bemühte, das abzustellen, beklagte sich Elayne darüber ! Sie war doch schließlich nicht töricht genug, sich von seinen Komplimenten einfangen zu lassen. So dumm war sie ja nun nicht. Elayne lachte sie aus, und sie machte eine finstere Miene.
»O Nynaeve. ›Du kannst die Sonne am Morgen nicht unten festhalten.‹ Lini hätte dabei an dich denken können.«
Mit Mühe brachte Nynaeve wieder eine unbeteiligte Miene zustande. Sie konnte sich ja schließlich auch beherrschen. Habe ich das nicht gerade dort draußen bewiesen? Sie streckte ihre Hand aus. »Gib mir bitte den Ring. Er wird bestimmt morgen ziemlich früh mit der Truppe den Fluss überqueren wollen, und da möchte ich noch richtig schlafen, sobald ich fertig bin.«
»Ich dachte, heute Nacht sei ich dran.« In Elaynes Stimme schwang Besorgnis mit. »Nynaeve, du bist beinahe jede Nacht nach Tel’aran’rhiod gegangen, außer bei den Treffen mit Egwene. Übrigens hat diese Bair noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Ich musste ihnen erklären, warum du wieder nicht da warst, und sie sagte, du solltest keineswegs Ruhe nötig haben, so oft du auch die Welt der Träume betrittst, es sei denn, du machst etwas falsch.« Die Besorgnis wandelte sich in einen energischen Tonfall, und nun stemmte die Jüngere ihre Fäuste in die Hüften. »Ich musste mir einen Vortrag anhören, der für dich bestimmt war, und es war kein Vergnügen. Und Egwene stand auch noch da und nickte bei jedem Wort zustimmend. Also, ich bin wirklich der Meinung, heute Nacht sollte ich …«
»Bitte, Elayne.« Nynaeve senkte ihre ausgestreckte Hand noch immer nicht. »Ich muss Birgitte einiges fragen, und ihre Antworten bringen mich vielleicht ein Stück weiter.« Das stimmte auch bis zu einem gewissen Punkt; ihr fielen immer neue Fragen an Birgitte ein. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie Egwene und die Weisen Frauen mied. Wenn sie doch so oft nach Tel’aran’rhiod ging, dass bei den Treffen mit Egwene immer Elayne an der Reihe war, dann ergab sich das eben zufällig so.
Elayne seufzte, holte aber doch den verdrehten Steinring aus ihrem Ausschnitt. »Frag sie nur wieder aus, Nynaeve. Es ist schwierig, Egwene gegenüberzustehen. Sie hat Birgitte bestimmt gesehen. Sie sagt nichts, schaut mich aber so komisch an. Es ist noch schlimmer, wenn wir uns treffen, nachdem die Weisen Frauen weg sind. Dann könnte sie mich danach fragen, tut es aber nicht, und das macht alles nur viel unangenehmer.« Sie runzelte die Stirn, während Nynaeve das kleine Ter’angreal auf die Lederschnur fädelte, die sie um den Hals trug und an der bereits Lans schwerer Ring und ihr Großer Schlangenring hingen. »Warum, glaubst du, kommen die Weisen Frauen dann nicht auch mit? Wir erfahren in Elaidas Arbeitszimmer nicht gerade viel, aber man sollte doch denken, sie wollten die Burg wenigstens einmal sehen! Egwene scheut sich sogar, vor ihnen überhaupt über dieses Thema zu reden. Wenn ich etwas in dieser Richtung sage, wirft sie mir einen Blick zu, als wolle sie mich schlagen.«
»Ich glaube, sie wollen die Burg unter allen Umständen meiden.« Und das war auch das beste. Wenn es nicht um das Thema Heilkunst ginge, würde sie die Burg und die Aes Sedai genauso meiden. Sie wollte auf keinen Fall selbst eine Aes Sedai werden; es ging ihr lediglich darum, mehr über das Heilen mithilfe der Macht zu lernen. Und sicher auch, Rand zu helfen. »Sie sind freie Frauen, Elayne. Auch wenn die Burg nicht in einem solchen Aufruhr befindlich wäre, wie jetzt gerade, glaubst du, sie hätten es gern, wenn Aes Sedai durch die Wüste marschieren und sie unter den Arm klemmen, um sie nach Tar Valon mitzunehmen wie ein Andenken?«
»Ich glaube, du hast recht.« Elaynes Tonfall allerdings sagte aus, dass sie es keineswegs verstand. Sie hielt die Burg einfach für etwas Wunderbares und sah nicht ein, warum eine Frau die Aes Sedai meiden müsse. Für das ganze Leben an die Burg gebunden, so sagte man, wenn man ihnen den Ring an den Finger steckte. Und das war wörtlich gemeint. Und doch betrachtete dieses törichte Mädchen das nicht im mindesten als bedrückend.
Elayne half ihr beim Entkleiden, und dann streckte sie sich gähnend im Hemd auf ihrem schmalen Bett aus. Es war ein langer Tag gewesen, und es überraschte sie, wie ermüdend das Stillstehen sein konnte, wenn jemand,
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