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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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zu versuchen, wenn sie schon beim ersten Mal keinen Erfolg gehabt hatte.
    »Was willst du ausprobieren?«, fauchte Nynaeve beleidigt, aber sie rutschte doch ungeschickt rückwärts und ließ Elayne ans Bett treten. Das Heilgewebe löste sich auf, nicht aber ihre glühende Aura.
    Statt ihr zu antworten, legte Elayne eine Hand auf Birgittes Stirn. Bei dem, was sie vorhatte, war die körperliche Berührung genauso notwendig wie bei einer Heilung, und beide Male, als sie in der Burg zugesehen hatte, hatten die betreffenden Aes Sedai die Stirn des jeweiligen Mannes berührt. Die Stränge aus Geist, die sie nun verwob, waren äußerst kompliziert, wenn auch nicht in dem Maße wie Nynaeves Heilgewebe vor einer Minute. Sie verstand kaum selbst, was sie da tat, und von manchem überhaupt nichts, aber sie hatte sehr genau aufgepasst – damals, aus ihrem Versteck heraus –, welche Muster das Gewebe bilden musste. Aufgepasst hatte sie, weil sie einfach romantische Vorstellungen gehabt hatte, weil sie Geschichten erfunden hatte über Liebe und Tapferkeit und Glück, wo die Wirklichkeit, die sie erlebte, nur trüb und enttäuschend schien. Nach ein paar Augenblicken war sie fertig, setzte sich auf das andere Bett und ließ Saidar los.
    Nynaeve runzelte die Stirn und beugte sich wieder über Birgitte. Die Gesichtsfarbe der bewusstlosen Frau wirkte vielleicht ein wenig besser, und ihr Atem kam ein bisschen kräftiger. »Was hast du gemacht, Elayne?« Nynaeve nahm den Blick nicht von Birgitte, aber das sie umgebende Glühen verblasste langsam. »Es war jedenfalls keine Heilung. Ich glaube, ich könnte es jetzt nachmachen, aber mit Heilen hatte es nichts zu tun.«
    »Wird sie überleben?«, fragte Elayne mit schwacher Stimme. Es gab keine sichtbare Verbindung zwischen ihr und Birgitte, keine Stränge der Macht, aber sie fühlte die Schwäche der Frau. Eine schreckliche Schwäche, die sie deutlich spürte. Und sie würde fühlen, wenn Birgitte starb, im gleichen Augenblick noch, und sei sie auch Hunderte von Meilen entfernt.
    »Ich weiß nicht. Ihr Leben entflieht nicht mehr, aber ich weiß es nicht.« Die Erschöpfung machte Nynaeves Stimme weicher als gewohnt, und es lag auch viel Schmerz in ihrem Tonfall, als teile sie Birgittes Wunden, seien es auch nur innere. Sie sog scharf die Luft zwischen halb geöffneten Lippen ein, erhob sich, entfaltete eine rot gestreifte Decke und breitete sie über die liegende Frau. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    Elayne schwieg, bis Nynaeve zu ihr herüberkam und sich schwerfällig neben ihr auf das Bett sinken ließ. »Eine Bindung«, sagte sie schließlich. »Ich … habe sie an mich gebunden. Als Behüterin. Es war kein Eid notwendig.« Der ungläubige Blick der anderen Frau ließ sie schnell fortfahren: »Heilen hatte keinen Zweck. Ich musste doch etwas tun. Du weißt doch, welche Gaben ein Behüter durch die Bindung an seine Aes Sedai erhält. Zum einen Kraft und Energie. Er kann weitermachen, wo andere Männer zusammenbrechen und sterben; er kann Wunden überleben, die jeden anderen töten würden. Etwas anderes ist mir nicht eingefallen.«
    Nynaeve atmete tief durch. »Nun, es scheint ja besser zu funktionieren als das, was ich versuchte. Ein weiblicher Behüter. Ich frage mich, was Lan davon halten wird. Aber es gibt eigentlich nichts, was dagegen spräche. Und wenn überhaupt eine Frau, dann sie.« Sie zog die Beine ächzend hoch und setzte sich darauf. Ihr Blick kehrte zu Birgitte zurück. »Du musst das natürlich geheimhalten. Wenn jemand erfährt, dass eine Aufgenommene eine Behüterin an sich gebunden hat, gleich unter welchen Umständen …«
    Elayne schauderte. »Ich weiß«, sagte sie schlicht und doch leidenschaftlich. Es war wohl kein Verstoß, der ihr eine Dämpfung einbringen würde, aber vermutlich würde jede Aes Sedai sie so in die Mangel nehmen, dass sie sich die Dämpfung herbeiwünschte. »Nynaeve, was ist in der Welt der Träume geschehen?«
    Eine Weile lang glaubte sie, die andere werde wieder mit Weinen anfangen, denn sie bewegte die Lippen und ihr Kinn zitterte. Als sie aber zu sprechen begann, klang ihre Stimme wie Eisen, und auf ihrem Gesicht stand ein Gemisch aus Zorn und zu vielen vergossenen Tränen. Sie erzählte ihre Geschichte ganz nüchtern, sogar knapp, bis sie zu Moghediens Auftauchen im Lager der Truppe kam. Danach berichtete sie über jede noch so schmerzliche Einzelheit.
    »Ich müsste eigentlich von Kopf bis Fuß Striemen tragen«, sagte sie

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