Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
und auch die Letzte von ihnen wirkte noch sprungbereiter als die Aiel normalerweise. Sie konnten jeden Moment die Schleier anlegen. Und es war nicht allein die Nähe der Shaido, die Sulin so nervös machte. Obwohl Rand das Misstrauen der Männer unten in den Lagern nicht zur Kenntnis nahm, befanden sich Enaila und zwei weitere Töchter immer in der Nähe Weiramons und der beiden jungen Lords, und je weiter sie sich Rand näherten, desto kampfbereiter wirkten die Töchter.
Nicht weit entfernt stand Aviendha mit einem Dutzend oder mehr Weisen Frauen, die Schultertücher um die Ellbogen gewickelt und alle außer ihr mit Armreifen und Halsketten geschmückt. Überraschenderweise war es eine knochige, weißhaarige Frau, noch älter sogar als Bair, die die Führung übernommen zu haben schien. Rand hätte eher Amys oder Bair erwartet, doch selbst diese beiden schwiegen, wenn Sorilea sprach. Melaine stand bei Bael, so in der Mitte zwischen den anderen Weisen Frauen und den übrigen Clanhäuptlingen. Sie zupfte immer wieder am Mantel von Baels Cadin’sor herum, als könne er sich nicht selbst anziehen, und er wirkte wie ein geduldiger Mann, der sich eben immer wieder selbst an all die Gründe erinnerte, aus denen er geheiratet hatte. Es mochte eine persönliche Angelegenheit sein, aber Rand glaubte eher, dass die Weisen Frauen wieder einmal versuchten, die Clanhäuptlinge massiv zu beeinflussen. War dies der Fall, dann würde er die Einzelheiten bald genug zu hören bekommen.
Doch Rands Blick wurde immer wieder von Aviendha angezogen. Sie lächelte ihn kurz an, als sie es bemerkte, und wandte sich dann wieder Sorilea zu. Es war ein freundliches Lächeln, aber auch nicht mehr. Nun, das war immerhin etwas. Sie hatte seit dem, was zwischen ihnen vorgefallen war, nicht einmal mehr Streit mit ihm angefangen, und wenn sie hin und wieder einen beißenden Kommentar gab, dann war der zumindest nicht schärfer als beispielsweise einer von Egwene. Bis auf eine Gelegenheit, als er das Thema Heirat wieder zur Sprache gebracht hatte. Darauf hatte sie mit derart beißendem Spott reagiert, dass er seither lieber nichts mehr davon erwähnte. Aber leider ging ihr Verhältnis eben nicht über dieses freundliche Benehmen hinaus. Lediglich mit dem Auskleiden vor dem Einschlafen abends war sie ein wenig großzügiger geworden. Und sie bestand nach wie vor darauf, nicht mehr als höchstens drei Schritt entfernt von ihm zu schlafen.
Die Töchter jedenfalls schienen sicher, dass erheblich weniger als drei Schritt zwischen ihren Decken lagen, und er erwartete, dass sich das herumsprechen würde; doch bisher war nichts dergleichen geschehen. Egwene würde wie ein umstürzender Baum über ihn herfallen, sollte sie so etwas auch nur vermuten. Es war ja gut und schön, wie sie über Elayne sprach, aber er verstand noch nicht einmal Aviendha, obwohl die sich direkt vor seiner Nase befand. Alles in allem war seine innere Anspannung größer denn je, wenn er Aviendha auch nur anblickte, doch sie schien ihm viel gelöster, als er sie je erlebt hatte. Wie auch immer, es entwickelte sich jedes Mal das Gegenteil von dem, was er eigentlich erwartete. Bei ihr war alles auf den Kopf gestellt. Aber andererseits war Min die einzige Frau, bei der er nicht das Gefühl hatte, als stünde entweder er oder die ganze Welt ständig auf dem Kopf.
Seufzend ging er weiter und hörte immer noch nicht hin, was Weiramon sagte. Eines Tages würde er die Frauen bestimmt verstehen. Wenn er Zeit hatte, sich darauf zu konzentrieren. Allerdings befürchtete er, ein Leben würde vielleicht doch nicht dazu ausreichen.
Die Clanhäuptlinge hatten ebenfalls viele andere um sich versammelt: Septenhäuptlinge und Vertreter der Kriegergemeinschaften. Rand erkannte einige von ihnen. Der düstere Heirn, Häuptling der Jindo Taardad, und Mangin, der ihm kameradschaftlich zunickte und den Tairenern eine verächtliche Grimasse zuwarf. Der speerschlanke Juranai, Führer der Aethan Dor , der Roten Schilde, der trotz einiger weißer Strähnen in seinem hellbraunen Haar auf diesem Zug dabei war, und Roidan mit seinen mächtigen Schultern und dem grauen Haar, der die Sha’mad Conde anführte, die Donnergänger. Diese vier hatten hin und wieder mit ihm die Aielkunst des waffenlosen Kampfes geübt, seit sie den Jangai-Pass hinter sich gelassen hatten.
»Wollt Ihr heute zur Jagd gehen?«, fragte Mangin, als Rand vorbeikam, und der blickte ihn überrascht an.
»Zur Jagd?«
»Es gibt nicht viel zu
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