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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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der Fertigstellung des Turms eine identische Röhre montiert worden. Ein dritter Mann in Hemdsärmeln wischte sich mit einem gestreiften Tuch über den kahlen Kopf, während er die beiden anderen anknurrte.
    »Vorsichtig. Vorsichtig habe ich gesagt! Wenn ihr mutterlosen Wiesel auch nur eine Linse aus der Fassung stoßt, werde ich euch die hirnlosen Köpfe einschlagen! Mach es richtig fest, Jol. Fester! Wenn es runterfällt, während der Lord Drache hindurchblickt, springt ihr beiden am besten gleich hinterher. Nicht nur seinetwegen. Wenn ihr mein Werk kaputt macht, werdet ihr euch anschließend wünschen, ihr hättet euch gleich damit die eigenen dummen Schädel eingeschlagen.«
    Jol und der andere Bursche, Cail, setzten ihre Arbeit nicht sonderlich beeindruckt fort. Sie waren seit Jahren an Kin Toveres Benehmen gewöhnt. Rand war auf die Idee zu diesem ganz besonderen Turm gekommen, als er unter den Flüchtlingen einen Handwerker und seine beiden Lehrlinge angetroffen hatte, die Linsen und Brillen herstellten.
    Zuerst bemerkte keiner der drei, dass sie nicht mehr allein waren. Die Clanhäuptlinge klommen auf leisen Sohlen nach oben, und Toveres Schimpfkanonade übertönte die Tritte von Rands Stiefeln. Rand selbst war überrascht, als hinter Bael Lans Kopf in der offenen Falltür auftauchte; Stiefel oder nicht, jedenfalls bewegte sich der Behüter genauso leise wie die Aiel. Und selbst Han überragte die Männer aus Cairhien noch um einen Kopf.
    Schließlich bemerkten sie die Neuankömmlinge, und daraufhin fuhren die Lehrlinge mit weit aufgerissenen Augen zusammen, als hätten sie noch niemals Aiel erblickt. Dann verbeugten sie sich ungeschickt vor Rand und blieben mit krummem Buckel stehen. Der Linsenmacher war beim Anblick der Aiel ebenfalls zusammengezuckt, fing sich aber schnell wieder, verbeugte sich knapp und wischte sich dabei wieder über die Glatze.
    »Sagte Euch ja, ich würde das zweite heute fertigstellen, mein Lord Drache.« Tovere brachte es fertig, gleichzeitig respektvoll und doch genauso knurrig wie vorher zu klingen. »Eine wunderbare Idee, dieser Turm. Ich wäre nie darauf gekommen, aber sobald Ihr mich fragtet, wie weit Ihr mit einer Brille sehen könntet … Gebt mit Zeit, und ich baue Euch eins, mit dem Ihr von hier aus Caemlyn sehen könnt. Wenn der Turm hoch genug ist«, fügte er noch kritisch hinzu. »Es gibt Grenzen.«
    »Was Ihr bis jetzt vollbracht habt, ist mehr als genug, Meister Tovere.« Jedenfalls mehr, als Rand erwartet hatte. Er hatte bereits einen Blick durch das erste Fernrohr geworfen.
    Jol und Cail standen immer noch gebückt da und hatten die Köpfe gesenkt. »Am besten bringt Ihr jetzt Eure Lehrlinge hinunter«, sagte Rand, »damit es hier nicht ganz so eng wird.«
    Es war Platz für mindestens viermal so viele, doch Tovere stupste Cail augenblicklich mit einem dicken Zeigefinger an die Schulter. »Kommt mit, ihr nichtsnutzigen Stallburschen. Wir stehen dem Lord Drachen im Weg.«
    Die Lehrlinge richteten sich kaum merklich auf, folgten ihm aber mit staunenden Seitenblicken auf Rand, der sie noch mehr zu beeindrucken schien als die Aiel, und verschwanden schließlich in der Luke. Cail war ein Jahr älter als Rand und Jol zwei. Beide waren in größeren Städten geboren worden, als er sie sich je hatte vorstellen können, ehe er die Zwei Flüsse verließ, Cairhien besuchte und den König wie auch die Amyrlin sah, wenn auch nur aus der Entfernung. Zur Zeit ihrer Geburt hatte er noch Schafe gehütet. Höchstwahrscheinlich wussten sie in mancher Hinsicht auch heute noch mehr von der Welt als er. Er schüttelte den Kopf und bückte sich, um durch das neue Fernrohr blicken zu können.
    Cairhien sprang förmlich in sein Blickfeld. Der Wald, der jemandem von den Zwei Flüssen sowieso nicht besonders dicht vorkam, endete natürlich ein ganzes Stück vor der Stadt. Die Stadtmauer war hoch, grau, und bildete ein perfektes Quadrat am Flussufer, ein auffälliger Gegensatz zu den fließenden Wellen der Hügel. Innerhalb der Stadt erhoben sich weitere Türme nach einem präzise ausgerichteten Muster genau an den Schnittpunkten eines Gitters. Manche waren zwanzigmal so hoch wie die Mauer oder noch höher, doch alle waren von Gerüsten umgeben. Man baute immer noch an den legendären ›unvollendeten‹ Türmen, nachdem sie im Aielkrieg ausgebrannt waren.
    Als er die Stadt das letzte Mal gesehen hatte, war sie von einer zweiten Stadt umgeben gewesen, dem Vortor, einem verwirrenden Fuchsbau

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