Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Er fragte sich, wie lange es noch bis zum Anbruch der Nacht sei. Im Schutz der Dunkelheit könnte ein Mann einfach davonreiten und entkommen. Er verwünschte diese Würfel, die er nicht aus dem Kopf bekam und die einfach nicht fallen wollten, damit er wenigstens sähe, was sie zeigten. So schnitt er dem Regen eine finstere Grimasse und lenkte Pips den Hügel hinab.
    Jeade’en blieb auf einer Anhöhe stehen, wo ein Dutzend Bäume wie ein aufgesetzter, spärlicher Schopf wirkten, und Rand krümmte sich ein wenig zusammen, weil er solche Schmerzen in der Seite hatte. Der Halbmond stand hoch am Himmel und warf einen bleichen Lichtschein über die Landschaft, doch selbst bei seiner durch Saidin verbesserten Sicht war alles, was weiter als hundert Schritt entfernt lag, nur formloser Schatten. Die Nacht verschluckte die umliegenden Hügel vollständig, und sogar Sulin, die sich in seiner Nähe aufhielt, und die übrigen Töchter um ihn herum waren nur schemenhaft wahrzunehmen. Andererseits schien er die Augen überhaupt nicht mehr richtig aufzubekommen. Er schien Sand darin zu haben und glaubte, dass ihn im Grunde nur der nagende Schmerz an der Seite überhaupt wachhielt. Er dachte nicht zu oft daran. Jeder Gedanke lag nun nicht mehr nur in weiter Ferne, er war auch unendlich langsam.
    Hatte Sammael heute zweimal versucht, ihm den Lebensfaden abzuschneiden, oder gar dreimal? Oder noch öfter? Eigentlich sollte man sich doch daran erinnern, wie oft jemand versucht hatte, einen umzubringen. Nein, vielleicht nicht umzubringen. Zu ködern. Bist du denn immer noch so eifersüchtig auf mich, Tel Janin? Wann hätte ich dich jemals erniedrigt oder dir nur einen Fingerbreit weniger gereicht, als dir zustand? Schaudernd fuhr sich Rand mit den Fingern durchs Haar. Es war etwas Eigenartiges an diesem Gedankengang gewesen, doch er konnte nicht sagen, was. Sammael … Nein. Er würde mit ihm fertig werden, sobald … falls … Unwichtig. Später. Heute bedeutete Sammael nur eine Ablenkung von dem, was wirklich wichtig war. Vielleicht war er mittlerweile auch weg.
    Ganz vage schien es ihm, es sei kein neuer Angriff erfolgt seit … Seit wann? Er erinnerte sich daran, Sammaels letzten Schachzug mit etwas besonders Gemeinem beantwortet zu haben, konnte sich aber keine Einzelheiten mehr ins Bewusstsein rufen. Jedenfalls kein Baalsfeuer. Darf ich nicht benützen. Bedroht das Gewebe des Musters. Nicht einmal für Ilyena? Ich würde die Welt versengen und meine Seele als Feuerholz verwenden, wenn ich sie noch einmal lachen hörte.
    Zerstreut. Seine Gedanken schweiften wieder von allem Wichtigen ab.
    Vor wie langer Zeit die Sonne auch gesunken sein mochte, so hatte sie doch noch immer auf eine Schlacht herabgesehen. Die letzten rotgoldenen Strahlen hatten ihr Licht auf mordende und sterbende Menschen geworfen, bevor sie den immer länger werdenden Schatten wichen. Selbst jetzt trieben mit gelegentlichen Windstößen ferne Rufe und Schreie zu ihm herüber. Alles Couladins wegen, das war schon richtig, aber im tiefsten Grunde war er natürlich selbst schuld.
    Einen Augenblick lang konnte er sich nicht einmal mehr an seinen eigenen Namen erinnern.
    »Rand al’Thor«, sprach er laut vor sich hin und schauderte, obwohl sein Mantel schweißnass war. Einen Moment lang war ihm dieser Name fremd vorgekommen. »Ich bin Rand al’Thor, und ich muss … ich muss sehen.«
    Er hatte seit dem Morgen nichts mehr gegessen, aber die Verderbnis Saidins unterdrückte jedes Hungergefühl. Das Nichts bebte unaufhörlich, und er hing nur noch mit Zähnen und Klauen an der Wahren Quelle. Es war, als reite er auf einem verrückt gewordenen Stier, oder als schwimme er nackt in einem Strom aus Feuer, der über Stromschnellen toste, deren Klippen aus Eis bestanden. Und doch: Wenn er nicht gerade fast verschlungen oder hin- und hergerissen oder ertränkt wurde, schien es ihm, als läge in Saidin die einzige Kraftreserve, die ihm noch verblieben war. Saidin war immer noch da, feilte an seinen Kanten, versuchte, seinen Verstand auszuradieren oder zu zersetzen, und dennoch ließ es sich aber jederzeit benützen.
    Nach einem ruckartigen Nicken lenkte er einen Strom der Macht, und etwas brannte hoch droben am Himmel. Irgendetwas. Eine Kugel aus waberndem blauen Feuer, die mit ihrem grellen Lichtschein die Schatten vertrieb.
    Überall um ihn herum sprangen Hügel in seinen Blick. Die Bäume ragten in dieser harten Beleuchtung fast schwarz auf. Nichts rührte sich. Ein Windstoß

Weitere Kostenlose Bücher