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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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schätze ich. Ich habe keine Ahnung, wohin er …«
    Es kam ohne Vorwarnung. Im einen Augenblick stand sie einfach da, und im nächsten traf ihr Fuß ihn in die Magengrube. Er schnappte nach Luft und krümmte sich vor Schmerz. Mit herausquellenden Augen quälte er sich ab, versuchte, auf den Beinen zu bleiben, sich aufzurichten, klar zu denken. Warum? Sie wirbelte nach rückwärts wie eine Tänzerin und knallte ihm aus der Bewegung heraus den anderen Fuß an die Seite seines Kopfes, sodass er zurücktaumelte. Ohne innezuhalten sprang sie fast senkrecht empor und trat aus. Die weiche Sohle ihres Stiefels traf ihn voll ins Gesicht.
    Als seine Augen wieder funktionierten, lag er den halben Raum von ihr entfernt auf dem Rücken am Fußboden. Er spürte, wie Blut über sein Gesicht rann. Sein Kopf schien mit Wolle ausgestopft, und der Raum schien zu schwanken. In dem Moment sah er, wie sie ein Messer aus ihrer Gürteltasche zog, eine schmale Klinge, nicht viel länger als ihre Hand, die im Schein der Lampen glänzte. Mit einer schnellen Bewegung wickelte sie die Shoufa um ihren Kopf und hakte den schwarzen Schleier vor ihrem Gesicht ein.
    Halb betäubt bewegte er sich rein instinktiv und ohne zu denken. Die Klinge rutschte aus seinem Ärmel und verließ seine Hand, als schwimme sie durch dicken Brei. Erst dann wurde ihm bewusst, was er getan hatte, und er streckte die Hand verzweifelt aus, um sie abzufangen.
    Der Griff ragte zwischen ihren Brüsten hervor. Sie sackte auf die Knie nieder und kippte dann nach hinten um.
    Mat schob sich mühsam hoch und kniete mit aufgestützten Händen im Raum. Er hätte nicht aufstehen können, und hinge auch sein Leben davon ab, aber er kroch zu ihr hinüber und murmelte verstört: »Warum? Warum?«
    Er riss ihren Schleier weg, und diese klaren blauen Augen richteten sich auf ihn. Sie lächelte sogar. Er sah den Messergriff nicht an. Den Griff seines Messers. Er wusste genau, wo sich in diesem Körper das Herz befand. »Warum, Melindhra?«
    »Mir haben deine hübschen Augen immer so gefallen«, hauchte sie so schwach, dass er sich anstrengen musste, um sie zu verstehen.
    »Warum?«
    »Manche Eide sind eben wichtiger als andere, Mat Cauthon.« Das Messer mit der schmalen Klinge schoss nach oben. Sie hatte alle Kraft, die sie noch besaß, in den Stoß gelegt. Die Messerspitze schlug den metallenen Fuchskopf hart gegen seine Brust. Eigentlich hätte das silberne Medaillon keine Klinge aufzuhalten vermocht, doch der Stoßwinkel stimmte nicht ganz, und irgendein verborgener Schwachpunkt im Stahl ließ die Klinge gerade in dem Augenblick abbrechen, als er ihr Handgelenk zu fassen bekam. »Du hast wirklich das Glück des Großen Herrn der Dunkelheit.«
    »Warum?«, schrie er sie an. »Verdammt noch mal, warum?« Er wusste, er würde keine Antwort erhalten.
    Ihr Mund blieb offen stehen, als wolle sie noch etwas sagen, doch ihre Augen wurden bereits glasig.
    Er wollte schon den Schleier wieder hochziehen und ihr Gesicht mit den starrenden Augen bedecken, doch dann ließ er die Hand sinken. Er hatte Männer getötet und Trollocs, aber noch nie eine Frau. Niemals zuvor eine Frau, bis jetzt. Frauen waren froh, wenn er in ihr Leben trat. Das war keine Angeberei. Die Frauen lächelten ihn an; sogar wenn er sie verließ, lächelten sie, als wollten sie ihn gern wieder willkommen heißen. Das war alles, was er sich von einer Frau wünschte: ein Lächeln, einen Tanz, einen Kuss, und warme, liebevolle Erinnerungen.
    Ihm wurde bewusst, dass in seinen Gedanken ein wildes Durcheinander herrschte. Er zog den Messergriff mit dem Stumpf der Klinge aus Melindhras Hand – Jade auf Gold, mit kleinen goldenen Bienen eingelegt – und schleuderte ihn in den großen Marmorkamin, in der Hoffnung, er möge zerspringen. Er hätte am liebsten geweint, geheult. Ich bringe doch keine Frauen um! Ich küsse sie, aber ich …! Er musste klar denken. Warum? Sicher nicht, weil er wegging. Darauf hatte sie kaum reagiert. Außerdem glaubte sie, er sei auf Ruhm und Ehre aus, und das hatte sie immer gutgeheißen. Etwas, das sie gesagt hatte, nagte an seinem Verstand. Dann kam die Erinnerung mit einem Schaudern. Das Glück des Großen Herrn der Dunkelheit. Er hatte das so oft anders vernommen: das Glück des Dunklen Königs. Hatte sie zu den Schattenfreunden gehört? War das eine offene Frage oder bereits Gewissheit? Er wünschte, dieser Gedanke würde es ihm leichter machen, das Geschehene zu verkraften. Er würde ihr Gesicht mit

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