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Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Elayne hatten die Quelle umarmt. Aber andererseits trug Nynaeve dieses Armband. Egwene erhob sich, ohne ihren Blick von Moghedien abzuwenden, und streckte die Hand aus. Nynaeve schien bestrebt, das Armband von ihrem Handgelenk loszuwerden, was Egwene gut verstehen konnte.
    Nynaeve gab ihr das Armband und sagte: »Stellt das Tablett auf den Tisch, Marigan. Und benehmt Euch gut. Egwene hat bei den Aiel gelebt.«
    Egwene drehte das Silberarmband in den Händen und versuchte, nicht zu erschaudern. Eine hübsche Arbeit, so geschickt in Abschnitte geteilt, dass es fast massiv wirkte. Sie hatte sich einst am anderen Ende eines A’dams befunden. Ein Seanchaner-Gegenstand, mit einem Silberband, das die Halskette und das Armband verband, aber dennoch das Gleiche war. Ihr Magen rebellierte, wie er es nicht mehr getan hatte, seit sie dem Saal gegenübergestanden hatte. Sie schloss das Silber bedächtig um ihr Handgelenk. Sie hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was zu erwarten war, aber sie wäre dennoch beinahe zusammengezuckt. Die Empfindungen der anderen Frau, und auch ihr körperlicher Zustand, lagen in einem abgeschiedenen Winkel ihres Geistes vor Egwene ausgebreitet. Sie sah hauptsächlich bebende Angst, und der Abscheu vor sich selbst, den sie zu erkennen geglaubt hatte, war in fast ebenso starkem Maße vorhanden. Moghedien gefiel ihre gegenwärtige Erscheinung nicht. Vielleicht gefiel sie ihr besonders nach der kurzen Rückkehr in ihre eigene Gestalt nicht mehr.
    Egwene dachte daran, wen sie ansah – eine der Verlorenen, eine Frau, deren Name jahrhundertelang benutzt worden war, um Kinder zu erschrecken, eine Frau, deren Verbrechen hundertmal den Tod verdienten. Sie dachte an das Wissen in diesem Kopf. Sie lächelte. Es war kein schönes Lächeln. Sie wollte es nicht so geraten lassen, aber sie glaubte auch nicht, dass sie es anders hatte gestalten können, wenn sie es versucht hätte. »Sie haben recht. Ich habe bei den Aiel gelebt. Wenn Ihr also von mir erwartet, dass ich genauso sanft mit Euch umgehe wie Nynaeve und Elayne, dann schlagt Euch das aus dem Kopf. Macht mir gegenüber nur einen Fehler, und ich werde Euch um den Tod betteln lassen. Nur dass ich Euch nicht töten werde. Ich werde einen Weg finden, damit Ihr dieses Gesicht für immer behalten müsst. Wenn Ihr mir gegenüber jedoch mehr als einen Fehler macht …« Sie lächelte jetzt breiter, bis es nur noch ein Zähnezeigen war.
    Die Angst nahm so stark zu, dass sie alles andere erstickte. Moghedien stand vor dem Tisch, umklammerte ihre Röcke so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten, und zitterte sichtbar. Nynaeve und Elayne sahen Egwene an, als hätten sie sie noch niemals zuvor gesehen. Licht, erwarteten sie von ihr, dass sie einer der Verlorenen gegenüber höflich war? Sorilea würde die Frau draußen in der Sonne pfählen, um sie in ihre Schranken zu verweisen, wenn sie ihr nicht gleich die Kehle durchschnitt.
    Egwene trat näher an Moghedien heran. Die andere Frau war größer, aber sie drückte sich nach hinten an den Tisch, warf die Weinbecher auf dem Tablett um und ließ den Krug schwanken. Egwenes Stimme nahm einen kalten Tonfall an. Es würde nicht lange dauern. »Der Tag, an dem ich Euch bei einer Lüge ertappe, ist der Tag, an dem ich Euch eigenhändig hinrichte. Also, ich habe erwogen, von einem Ort zum anderen zu reisen, indem ich von hier nach dort eine Öffnung schaffe. Eine Öffnung durch das Muster, sodass keine Entfernung zwischen dem einen und dem anderen Ende liegt. Würde das funktionieren?«
    »Bei Euch und jeder anderen Frau überhaupt nicht«, antwortete Moghedien atemlos und schnell. Die sich in ihr steigernde Angst war jetzt auch auf ihrem Gesicht deutlich erkennbar. »So Reisen nur Männer.« Es war eindeutig, was gemeint war. Sie sprach von einem der verlorenen Talente. »Wenn Ihr es versucht, werdet Ihr hineingesogen werden … Ich weiß nicht, was es ist. Vielleicht der Raum zwischen den Strängen des Musters. Ich glaube nicht, dass Ihr sehr lange leben würdet. Ich weiß, dass Ihr niemals zurückkämt.«
    »Reisen«, murrte Nynaeve angewidert. »Wir haben niemals ans Reisen gedacht!«
    »Nein, das haben wir nicht getan.« Elayne klang nicht zufriedener. »Ich frage mich, an was wir sonst noch nicht gedacht haben.«
    Egwene achtete nicht auf sie. »Gibt es einen anderen Weg?«, fragte sie wohlwollend. Es war stets besser, die Stimme ruhig zu halten, als jemanden anzuschreien.
    Moghedien zuckte zusammen, als hätte

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