Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
hoch und achtete auf niemand anderen. »Die Königin?«
Merilille öffnete den Mund, zögerte dann aber und sagte etwas anderes als ursprünglich beabsichtigt. »Wie lange wollt Ihr hier noch stehen und ihn festhalten, Teslyn? Vielleicht wollt Ihr Tylin erklären, warum ihr Ruf unbeachtet bleibt.«
»Überlegt Euch gut, an wen Ihr Euch bindet, Meister Cauthon«, sagte Teslyn, die ihn noch immer ansah. »Die falsche Wahl kann in eine unerfreuliche Zukunft führen, selbst für einen Ta’veren . Überlegt es Euch gut.« Dann ließ sie ihn los.
Als er Laren folgte, verbarg er sein Verlangen, eilig davonzukommen, aber er wünschte, die Frau würde ein wenig schneller gehen. Sie glitt wie eine Königin vor ihm dahin. Königlich wie jede Aes Sedai. Als sie die erste Biegung erreichten, schaute er über die Schulter. Die fünf Aes Sedai standen noch immer da und sahen ihm nach. Als sei sein Blick ein Zeichen gewesen, wechselten sie schweigend Blicke und gingen dann, jede in eine andere Richtung, davon. Adeleas kam auf ihn zu, aber ein Dutzend Schritte vor ihm lächelte sie ihn nur erneut an und verschwand dann durch eine Tür. Tief liegende Strömungen. Er zog es vor zu schwimmen, auch wenn seine Füße den Boden des Teiches berühren konnten.
Laren wartete um die Ecke, die Hände in die breiten Hüften gestemmt und das Gesicht viel zu glatt. Er vermutete, dass sie unter ihren Röcken ungeduldig mit dem Fuß wippte. Er gönnte ihr sein gewinnendstes Lächeln. Kichernde Mädchen oder grauhaarige Großmütter – bei diesem Lächeln wurden Frauen schwach. Es hatte ihm Küsse eingebracht und ihn schon häufiger aus misslichen Lagen gerettet, als er zählen konnte. Es war fast so gut wie Blumen. »Das war gut gemacht, ich danke Euch. Gewiss will die Königin mich nicht wirklich sehen.« Wenn dem so wäre, wollte er es aber nicht. Alles, was er über Adlige dachte, galt für das Königtum in dreifachem Maße. Nichts, was er in den alten Erinnerungen gefunden hatte, konnte daran etwas ändern, und einige jener Burschen hatten erhebliche Zeit in der Nähe von Königen und Königinnen und dergleichen verbracht. »Wenn Ihr mir jetzt einfach zeigen würdet, wo ich Nynaeve und Elayne finden kann …«
Seltsamerweise schien sein Lächeln überhaupt keine Wirkung zu zeigen. »Ich würde nicht lügen, Lord Cauthon. Das würde mich zu viel kosten. Die Königin wartet, mein Lord. Ihr seid ein sehr tapferer Mann«, fügte sie hinzu, wandte sich um und sagte dann leise noch etwas: »Oder ein sehr großer Narr.« Er bezweifelte, dass er Letzteres hatte hören sollen.
Er hatte die Wahl zwischen der Möglichkeit, die Königin aufzusuchen, oder Meilen von Gängen zu durchwandern, bis er auf jemanden stieße, der ihm sagen würde, was er wissen wollte. Er ging zur Königin.
Tylin Quintara, durch die Gnade des Lichts Königin von Altara, Herrin der Vier Winde, Wächterin des Meers der Stürme, Hohe Herrin des Hauses Mitsobar, erwartete ihn in einem Raum mit gelben Wänden und einer hellblauen Decke, wo sie vor einem gewaltigen weißen Kamin mit einem maritim gestalteten Steinsturz stand. Er entschied, dass sie recht betrachtenswert war. Sie war nicht mehr jung – das glänzende schwarze Haar, das ihr über die Schultern fiel, wurde an den Schläfen bereits grau, und um ihre Augenwinkel bildeten sich netzartige Linien –, und sie war auch nicht im eigentlichen Sinne hübsch, obwohl die beiden dünnen Narben an ihren Wangen mit dem Alter fast verschwunden waren. Ansehnlich traf es eher. Aber sie war … eindrucksvoll. Große dunkle Augen betrachteten ihn würdevoll, die Augen eines Adlers. Sie hatte nur wenig reale Macht – man konnte innerhalb von zwei bis drei Tagen aus ihrem Einflussbereich herausreiten und hätte noch immer einen großen Teil Altaras vor sich –, aber er vermutete, dass sie sogar eine Aes Sedai zurückweichen lassen könnte. Wie Isebele von Dal Calain, welche die Amyrlin Anghara zu sich befohlen hatte. Das war eine der alten Erinnerungen. Dal Calain war in den Trolloc-Kriegen verschwunden.
»Majestät«, sagte er, schwang seinen Hut in weitem Bogen und bauschte einen imaginären Umhang, »ich folge Eurem Ruf.« Ob eindrucksvoll oder nicht – es fiel ihm nicht leicht, den Blick von dem üppigen, spitzenverzierten Oval abzuwenden, in das ihr in einer weißen Scheide steckender Hochzeitsdolch herabhing. Es war in der Tat eine sehr hübsch gerundete Ansicht, aber je mehr Busen eine Frau zeigte, desto weniger wollte
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