Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
ihren Rücken anstarren konnte, als sie von ihm forttrat. »Ich muss es einrichten, erneut mit Euch zu sprechen, Meister Cauthon. Ich …« Sie brach offensichtlich überrascht ab, als die Tür aufschwang, aber dann erkannte er, dass sie im Spiegel gesehen hatte, wie sie sich bewegt hatte.
Ein schlanker junger Mann trat ein, der leicht hinkte, ein dunkler Bursche mit scharfem Blick, der ohne innezuhalten an Mat vorbeieilte. Schwarzes Haar hing ihm bis auf die Schultern, und er trug einen Mantel, der eigentlich nicht dazu gedacht war, ihn sich einfach um die Schultern zu legen, aus grüner Seide, mit einer Goldkette über der Brust und in die Aufschläge eingearbeiteten goldenen Leoparden. »Mutter«, sagte er, verbeugte sich vor Tylin und berührte mit den Fingern seine Lippen.
»Beslan.« Sie sprach den Namen herzlich aus und küsste ihn auf beide Wangen und Lider. Der feste, sogar eisige Ton, den sie Mat gegenüber angeschlagen hatte, hätte genauso gut niemals gewesen sein können. »Ich sehe, dass es gut gegangen ist.«
»Nicht so gut, wie es hätte sein können.« Der Junge seufzte. Er hatte trotz seiner Augen eine weiche Art und eine sanfte Stimme. »Nevin hat beim zweiten Durchgang meinen Arm geritzt und glitt dann im dritten aus, sodass ich ihn ins Herz anstatt seines Schwertarms getroffen habe. Der Angriff war das Töten nicht wert, und jetzt muss ich seiner Witwe kondolieren.« Er schien das genauso sehr zu bedauern wie den Tod dieses Nevin.
Tylins strahlendes Gesicht schien einer Frau, deren Sohn ihr gerade berichtet hatte, dass er einen Menschen getötet hatte, nicht angemessen. »Halte den Besuch kurz. Ich könnte schwören, dass Davindra eine jener Witwen sein wird, die Trost fordern, und dann wirst du sie entweder heiraten oder ihre Brüder töten müssen.« Ihrem Tonfall nach zu urteilen, war die erste Möglichkeit bei Weitem die schlimmere und die zweite nur ein Ärgernis. »Dies ist Meister Mat Cauthon, mein Sohn. Er ist ein Ta’veren . Ich hoffe, du wirst dich mit ihm anfreunden. Vielleicht werdet ihr beide zusammen zu den Festlichkeiten gehen.«
Mat zuckte zusammen. Das Letzte, was er wollte, war, mit einem Burschen irgendwohin zu gehen, der Duelle ausfocht und dessen Mutter ihm die Wange streicheln wollte. »Ich mag Bälle nicht sehr«, sagte er eilig. Ebou Dari liebten Feste. Hier war Hoch Chasaline gerade vorüber, und sie feierten in der nächsten Woche noch fünf Feste, zwei davon ganztägige, nicht nur Abendfestlichkeiten. »Ich tanze lieber in Tavernen. Ich fürchte, ich bevorzuge die rauere Art. Es würde Euch nicht gefallen.«
»Ich ziehe ebenfalls Tavernen der raueren Art vor«, verkündete Beslan mit dieser sanften Stimme lächelnd. »Die Bälle sind für Ältere und ihre Schönen gedacht.«
Danach ging alles rasend schnell. Bevor Mat wusste, wie ihm geschah, hatte Tylin ihn in der Falle. Er und Beslan würden zusammen an Festlichkeiten teilnehmen. An allen Festlichkeiten. Beslan nannte es Jagen, und als Mat ohne nachzudenken sagte, dass er wohl die Jagd auf Mädchen meine – er hätte dies niemals in Gegenwart der Mutter eines jungen Mannes gesagt, wenn er darüber nachgedacht hätte –, lachte der Junge und sagte: »Ein Mädchen oder ein Kampf, schmollende Lippen oder eine blitzende Klinge. Jeweils der Tanz macht am meisten Spaß, den man gerade tanzt. Meint Ihr nicht auch, Mat?« Tylin lächelte Beslan zärtlich an.
Mat rang sich ein schwaches Lachen ab. Dieser Beslan war wahnsinnig, er – und auch seine Mutter.
KAPITEL 17
Der Triumph der Logik
M at war aus dem Palast geeilt, als Tylin ihn schließlich hatte gehen lassen, und wenn er geglaubt hätte, dass es etwas genützt hätte, wäre er gerannt. Die Haut zwischen seinen Schulterblättern kribbelte dermaßen, dass er fast die in seinem Kopf tanzenden Würfel vergaß. Der schlimmste Augenblick – der allerschlimmste unter einem Dutzend schlimmer Augenblicke – war gewesen, als Beslan seine Mutter neckte und meinte, sie sollte sich selbst einen Hübschen für den Ball suchen, und Tylin lachend erwiderte, eine Königin hätte keine Zeit für junge Männer, während sie Mat die ganze Zeit mit diesen verdammten Adleraugen ansah. Jetzt wusste er, warum Hasen so schnell laufen konnten. Er überquerte den Mol-Hara-Platz, ohne etwas wahrzunehmen. Hätten Nynaeve und Elayne in dem Springbrunnen unter dieser Statue irgendeiner lange verstorbenen Königin, die mindestens zwei Spann groß war und zum Meer deutete, mit
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