Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
verwandelte die ausgetrockneten Wege in Schlammströme. Manchmal gefror der Schlamm nach Einbruch der Nacht, aber der Sonnenaufgang brachte sogar unter einem grauen Himmel stets Tauwetter mit sich, und der Boden wurde wieder morastig. Rand war überrascht, wie sehr all dies seine Pläne behinderte.
Die Asha’man, nach denen er geschickt hatte, kamen bereits am Morgen des nächsten Tages; sie ritten aus einem Wegetor in strömenden Regen hinein, der die Sonne so stark verdunkelte, dass man meinen konnte, der Abend dämmere bereits. Durch die Öffnung in der Luft fiel aus Andor Schnee. Dicke weiße Flocken wirbelten dicht umher und verbargen, was dahinter lag. Die meisten Männer der kleinen Kolonne waren in schwere schwarze Umhänge gehüllt, aber der Regen mied sie und ihre Pferde anscheinend. Es war nicht offensichtlich, und doch sah jedermann, der es bemerkte, ein zweites, wenn nicht ein drittes Mal hin. Es war nur ein einfaches Gewebe nötig, um trocken zu bleiben, solange man nichts dagegen hatte, damit zu prahlen, was man war. Aber das übernahm ohnehin die schwarz-weiße, auf einen karmesinroten Kreis vorn auf ihren Umhang eingearbeitete Scheibe. Selbst vom Regen halb verborgen, umgab die Männer ein dünkelhafter Stolz, wie sie in ihren Sätteln saßen. Sie waren stolz auf das, was sie waren.
Ihr Befehlshaber, Charl Gedwyn, war einige Jahre älter als Rand und mittelgroß; wie auch Torval trug er das Schwert und den Drachen am Kragen seines Mantels aus bester schwarzer Seide. Seine Schwertscheide war üppig verziert, und sein aus Silber gefertigter Schwertgürtel war mit einer ebenfalls silbernen Schnalle in der Form einer geballten Faust geschlossen. Gedwyn nannte sich Tsorovan’m’hael, in der Alten Sprache Beherrscher des Sturms, was immer das bedeuten mochte. Es schien zumindest dem Wetter angemessen.
Dennoch stand Gedwyn unmittelbar hinter dem Eingang von Rands reich verziertem grünem Zelt und blickte stirnrunzelnd in den strömenden Regen hinaus. Eine Wache berittener Gefährten umgab das Zelt in nicht mehr als dreißig Schritt Entfernung, die jedoch kaum zu sehen waren. Sie hätten Statuen sein können, da sie dem strömenden Regen trotzten.
»Wie soll ich Eurer Ansicht nach bei diesem Wetter jemanden finden?«, murrte Gedwyn und schaute über die Schulter zu Rand. Kurz darauf fügte er hinzu: »Mein Lord Drache.« Sein Blick war unnachgiebig und herausfordernd, aber das war er stets, gleichgültig, ob er auf einen Menschen oder einen Zaunpfahl gerichtet war. »Rochaid und ich haben acht Geweihte und vierzig Soldaten mitgebracht, genügend Männer, um ein Heer zu vernichten oder zehn Könige einzuschüchtern. Wir könnten vielleicht sogar eine Aes Sedai zum Blinzeln veranlassen«, sagte er angespannt. »Verdammt, wir beide allein könnten schon einiges bewirken. Oder Ihr könntet es. Warum braucht Ihr noch jemand anderen?«
»Ich erwarte von Euch, dass Ihr gehorcht, Gedwyn«, erwiderte Rand kalt. Beherrscher des Sturms? Manel Rochaid, Gedwyns Stellvertreter, nannte sich Baijan’m’hael, Beherrscher des Angriffs. Was führte Taim im Schilde, indem er neue Ränge schuf? Wichtig war, dass der Mann Waffen gestaltete. Hauptsache, dass die Waffen lange genug bei geistiger Gesundheit blieben, um noch eingesetzt werden zu können. »Hingegen erwarte ich nicht von Euch, dass Ihr Eure Zeit damit verschwendet, meine Anweisungen infrage zu stellen.«
»Wie Ihr befehlt, mein Lord Drache«, murmelte Gedwyn. »Ich werde meine Männer sofort ausschicken.« Er salutierte kurz, die geballte Faust an der Brust, und schritt in den Regen hinaus. Die Flut wich vor ihm aus und rann den schmalen Schild herab, den er um sich gewoben hatte. Rand fragte sich, ob der Mann ahnte, wie nahe er dem Tod gekommen war, als er Saidin ohne Vorwarnung ergriffen hatte.
Du musst ihn töten, bevor er dich tötet, kicherte Lews Therin. Sie werden es tun. Tote können niemanden verraten. Die Stimme in Rands Kopf nahm einen verwunderten Unterton an. Aber manchmal sterben sie nicht. Bin ich tot? Und du?
Rand verdrängte die Stimme, bis sie nur noch ein gerade eben vernehmbares Summen war. Lews Therin schwieg seit seinem Wiedererscheinen in Rands Kopf selten, wenn er nicht dazu gezwungen wurde. Der Mann schien jetzt wahnsinniger und zorniger denn je. Und manchmal auch stärker. Diese Stimme suchte auch Rands Träume heim, und wenn er sich selbst in einem Traum sah, war es nicht immer wirklich er selbst, den er erblickte. Es war auch
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