Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
wann immer er die Macht ergriff oder losließ, und schwankte fast in Tai’daishars Sattel. Die Quelle zu berühren kam für ihn fast Übelkeit gleich. Wenn er doppelt sah, und sei es auch nur für wenige Augenblicke, wurde das Gestalten von Gewebesträngen schwierig, wenn nicht unmöglich. Er hätte Dashiva oder Flinn oder jemand anderen bitten können, es für ihn zu tun, aber Gedwyn und Rochaid warteten mit ihren Pferden vor ungefähr einem Dutzend Soldaten in schwarzen Mänteln, all jene, die nicht auf die Suche gegangen waren. Sie warteten einfach schweigend ab und beobachteten Rand. Rochaid, höchstens eine Handbreit kleiner als Rand und vielleicht zwei Jahre jünger, war ebenfalls ein vollständig ausgebildeter Asha’man, und auch sein Mantel bestand aus Seide. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, als wüsste er Dinge, von denen andere nichts wussten. Was wusste er? Gewiss etwas über die Seanchaner – wenn nicht sogar über Rands Pläne mit ihnen. Was noch? Vielleicht nichts, aber Rand würde vor diesen beiden keine Schwäche zeigen. Die Benommenheit schwand rasch, wenn auch die Doppelsichtigkeit wie stets während der letzten Wochen ein wenig langsamer, und dann vollendete er das Gewebe ohne innezuhalten, gab seinem Pferd die Sporen und ritt durch die sich vor ihm entstehende Öffnung.
Die Stadt, von der er gesprochen hatte, war Illian, wobei sich das Wegetor im Norden der Stadt eröffnete. Trotz Weiramons vermeintlicher Besorgnis ging er wohl kaum ungeschützt und allein. Fast dreitausend Mann ritten hinter ihm durch die hohe quadratische Öffnung in der Luft auf das wellige Weideland nicht weit von der breiten, schlammigen Straße, die zum Damm des Nordsterns führte. Obwohl jeder Lord nur eine Handvoll Waffenträger hatte mitnehmen dürfen – für Männer, die sonst tausend, wenn nicht Tausende Leute anführten, waren einhundert Mann nur eine Handvoll –, ergaben alle zusammen eine stattliche Anzahl: Tairener, Cairhiener und Illianer, Verteidiger des Steins unter Tihera und Gefährten unter Marcolin sowie Asha’man, die Gedwyn auf dem Fuße folgten. Die Asha’man, die mit ihm gekommen waren, ohnehin. Dashiva, Flinn und die Übrigen hielten ihre Pferde dicht hinter Rand. Alle außer Narishma, der noch nicht zurückgekommen war. Der Mann wusste, wo er ihn finden konnte, aber es gefiel Rand trotzdem nicht.
Jede Gruppe blieb so weitgehend wie möglich für sich. Gueyam, Maraconn und Aracome, die mehr auf Rand als auf ihren Weg achteten, sowie Gregorin Panar mit drei Weiteren des Konzils der Neun, die sich in ihren Sätteln seitwärts beugten, um beunruhigt miteinander zu tuscheln, ritten mit Weiramon. Semaradrid, in dessen Gefolge sich einige cairhienische Lords mit angespannten Mienen befanden, beobachtete Rand fast ebenso genau wie die Tairener. Rand hatte jene, die mit ihm ritten, ebenso sorgfältig ausgewählt wie jene, die er fortgeschickt hatte – nicht immer aus den Gründen, die andere vielleicht vermutet hätten.
Beobachter hätten es für eine Zurschaustellung der Kampfentschlossenheit gehalten, mit all den leuchtenden Bannern und Standarten und kleinen Cons bei einigen der Cairhiener. Strahlend und tapfer und sehr gefährlich. Einige hatten gegen Rand intrigiert, und zudem hatte er erfahren, dass zwischen Semaradrids Haus Maravin und dem Hause Riatin, das in Cairhien offen gegen ihn rebelliert hatte, alte Bündnisse bestanden. Semaradrid leugnete die Verbindung nicht, aber er hatte sie auch nicht erwähnt, bevor Rand davon hörte. Er kannte das Konzil der Neun einfach noch zu wenig, um es zu riskieren, sie zurückzulassen. Weiramon hingegen war ein Narr. Sich selbst überlassen, könnte er vielleicht sehr wohl versuchen, die Gunst des Lord Drachen zu erringen, indem er ein Heer gegen die Seanchaner oder gegen Murandy oder nur das Licht wusste gegen wen oder wohin sonst führte. Zu unbesonnen, um zurückgelassen, zu mächtig, um beiseitegeschoben zu werden, ritt er also mit Rand und fühlte sich geehrt. Es war beinahe bedauerlich, dass er nicht so töricht war, etwas zu tun, woraufhin man ihn hätte vernichten können.
Hinter ihnen kamen die Diener und Karren – niemand verstand, warum Rand den anderen alle Wagen mitgegeben hatte, und er würde es auch nicht erklären – und dann die von Pferdeknechten geführten Ersatzpferde und die langen, unregelmäßigen Reihen von Männern in zerschlagenen Brustpanzern, die nicht richtig passten, oder in Lederwamsen, auf die rostige
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