Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
er aber zwanzigmal so viele, überaus blumige Worte gebrauchte. Ohne zuzugeben, dass Fehler gemacht worden waren, und gewiss nicht von seiner Seite. Rands Fehler verschwieg er mit derselben Gewandtheit.
Rand nickte mit zusammengepressten Lippen. Sie würden es das nächste Mal besser machen. Sie mussten es besser machen, wenn er nicht die Hälfte seiner Männer in diesen Bergen begraben wollte. Nun fragte er sich, was er mit den Gefangenen tun sollte.
Die meisten Feinde, die dem Tod auf dem Berghang entronnen waren, hatten sich durch den verbliebenen Wald zurückziehen können. Bashere behauptete, dies sei erstaunlich geordnet geschehen, wenn man die Umstände bedachte, und doch bedeuteten sie jetzt wahrscheinlich keine große Bedrohung mehr. Es sei denn, sie hätten Damane bei sich. Ungefähr einhundert Männer, denen man Waffen und Harnische abgenommen hatte, saßen unter den wachsamen Blicken von zwei Dutzend berittenen Gefährten und Verteidigern zusammengesunken auf dem Boden. Es waren überwiegend Taraboner, von denen einige die Köpfe hoben und ihre Wächter verspotteten. Gedwyn hatte sie nach ihrer Befragung töten wollen. Weiramon kümmerte es nicht, ob ihnen die Kehlen durchgeschnitten wurden, aber er betrachtete Folter als Zeitverschwendung. Er beharrte darauf, dass niemand etwas Nützliches wüsste. Es war kein einziger Adliger dabei.
Rand schaute zu Bashere. Weiramon fuhr noch immer tönend fort. »… diese Berge für Euch freifegen, mein Lord Drache. Wir werden sie unter unseren Hufen zertreten und …« Anaiyella nickte grimmig.
»Sechs gewonnen und ein halbes Dutzend verloren«, sagte Bashere leise. Er kratzte sich mit einem Fingernagel Schlamm aus seinem dichten Schnurrbart. »Oder wie einige meiner Lehnsleute sagen: Was man hier erringt, verliert man dort wieder.« Er war sehr hilfreich!
Und dann verschlimmerte einer von Basheres Spähtrupps die Dinge noch.
Die sechs Männer stießen mit den Enden ihrer Lanzen eine Gefangene vor ihren Pferden den Hang entlang. Sie war eine schwarzhaarige Frau in einem zerrissenen und verschmutzten dunkelblauen Gewand mit roten Abzeichen auf der Brust und gespaltenen Blitzen auf den Röcken. Ihr Gesicht war ebenfalls verschmutzt und tränenverschmiert. Sie stolperte und fiel hin, obwohl das Stoßen mit den Lanzenenden eher eine Geste als eine wirkliche Berührung war. Sie sah ihre Gefangenenwärter verächtlich an und spie einmal aus. Sie verhöhnte sogar Rand.
»Habt Ihr sie verletzt?«, fragte er. Es war vielleicht eine seltsame Frage bei einem Feind – nach allem, was in diesem Tal geschehen war. Und bei einer Sul’dam . Aber er war einfach damit herausgeplatzt.
»Wir nicht, mein Lord Drache«, sagte der mürrische Anführer des Spähtrupps. »Wir haben sie so gefunden.« Er kratzte sich durch seinen langen Bart hindurch das Kinn und sah Bashere Hilfe suchend an. »Sie behauptet, wir hätten ihre Gille getötet. Einen Lieblingshund vielleicht oder eine Katze, nach dem, was sie weiterhin sagte. Ihr Name ist Nerith. So viel haben wir aus ihr herausbekommen.« Die Frau wandte sich um und sah ihn erneut verächtlich an.
Rand seufzte. Kein Lieblingshund. Nein! Dieser Name gehörte nicht auf die Liste! Aber er konnte hören, wie die Litanei der Namen sich in seinem Kopf abspulte, und ›Gille die Damane ‹ befand sich darunter. Lews Therin betrauerte seine Ilyena. Ihr Name stand auch auf der Liste. Rand hielt es für berechtigt.
»Ist sie eine seanchanische Aes Sedai?«, fragte Anaiyella unvermittelt und beugte sich über ihren Sattelknauf, um Nerith genauer zu betrachten. Nerith spie auch sie an, die Augen vor Zorn geweitet. Rand erklärte das wenige, was er über Sul’dam wusste, dass sie Frauen, welche die Macht lenken konnten, mithilfe eines Ter’angreals kontrollierten , aber die Macht nicht selbst lenken konnten, und zu seiner Überraschung sagte die elegante, einfältig lächelnde Hochdame kühl: »Wenn sich mein Lord Drache befangen fühlt, werde ich sie für ihn hängen lassen.« Nerith spie sie erneut voller Verachtung an! Sie besaß gehörigen Mut.
»Nein!«, grollte Rand. Licht, was die Menschen alles tun würden, um sich gut mit ihm zu stellen! Vielleicht war Anaiyella ihrem Pferdemeister auch näher gewesen, als es schicklich war. Der Mann war kräftig, bereits kahl und ein Bürgerlicher gewesen, was bei Tairenern erhebliches Gewicht hatte, aber Frauen hatten bei Männern bekanntlich einen merkwürdigen Geschmack.
»Sobald wir zum
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