Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Dutzend Meilen östlich von Ebou Dar glitt ein Raken aus dem wolkenverhangenen Sonnenaufgang heran und landete auf einer länglichen Weide, die durch farbige Wimpel an hohen Pfosten als Flugfeld markiert war. Das braune Gras wurde bereits seit Tagen niedergetreten. Die ganze Anmut der Wesen im Flug verlor sich, sobald ihre Klauen in schwerfälligem Lauf den Boden berührten, wobei sie die ledrigen, mindestens dreißig Fuß weiten Flügelspitzen ausgebreitet hielten, als wollten sie sich wieder aufwärtsschwingen. Es war kein schöner Anblick, wenn ein Raken flügelschlagend und unbeholfen das Flugfeld entlanglief, während sich die Flieger an den Sattel klammerten, bis er schließlich taumelnd aufstieg und mit den Flügelspitzen nur knapp die Wipfel der Olivenbäume am Ende des Flugfeldes verfehlte. Erst wenn sie an Höhe gewannen, sich der Sonne zuwandten und auf die Wolken zuflogen, erlangten Raken ihre würdevolle Erhabenheit zurück. Nach der Landung machten sich die Flieger nicht die Mühe abzusteigen. Während ein Erdung dem Raken einen Korb mit gedörrten Früchten entgegenhielt, wovon dieser zwei Handvoll auf einmal verschlang, reichte einer der Flieger einem rangälteren Erdling den Kundschafterbericht herab, während sich der zweite Flieger auf der anderen Seite hinunterbeugte, um von einem noch rangälteren Flieger, der die Zügel nicht mehr allzu häufig selbst halten konnte, neue Befehle entgegenzunehmen. Das Wesen wurde fast ebenso rasch, wie es zum Halten gebracht wurde, gewendet und zu vier oder fünf weiteren Raken gebracht, die bereits darauf warteten, dass sie mit ihrem langen, linkischen Lauf in den Himmel wieder an der Reihe waren.
Boten trugen die Kundschafterberichte eilig zwischen voranschreitenden Formationen von Kavallerie und Infanterie hindurch zu dem großen, mit einem roten Banner versehenen Zelt des Befehlshabers. Es gab hochmütige tarabonische Lanzenträger und schwerfällige, wohlgeordnete amadicianische Pikeniere, die Brustharnische waagerecht mit den Farben ihrer Regimenter gekennzeichnet. Die ungeordnete altaranische leichte Kavallerie ließ ihre Pferde tänzeln, voller Einbildung auf die roten Schlitze kreuz und quer über ihrer Brust, die sich so sehr von den Kennzeichnungen aller anderen unterschieden. Die Altaraner wussten nicht, dass auf diese Art Hilfstruppen zweifelhafter Zuverlässigkeit gekennzeichnet wurden. Unter den seanchanischen Soldaten waren namhafte Regimenter mit hohen Verdiensten. Sie kamen aus allen Teilen des Reiches: helläugige Männer aus Alqam, honigbraune Männer aus N’Kon und kohlenschwarze Männer aus Khoweal und Dalenshar. Sie waren Morat’torm auf ihren wendigen, mit Schuppen überzogenen Reittieren, die Pferde vor Angst wiehern und tänzeln ließen, und einige sogar Morat’grolm mit ihren wuchtigen, mit Schnäbeln ausgestatteten Schützlingen, aber etwas, das ein seanchanisches Heer eigentlich stets begleitete, glänzte durch Abwesenheit. Die Sul’dam und Damane hielten sich noch immer in ihren Zelten auf. Kennar Miraj dachte häufig an die Sul’dam und Damane .
Von seinem Platz auf dem Podest aus konnte Miraj den Kartentisch deutlich sehen, an dem Unterleutnants ohne Helm die Berichte überprüften und die Kräfte auf dem Schlachtfeld kennzeichnende Markierungen setzten. Jede Markierung wies ein kleines Papierbanner mit gezeichneten Symbolen auf, die über die Größe und Zusammensetzung der jeweiligen Streitmacht Auskunft gaben. Es war fast unmöglich, in diesen Ländern vernünftige Landkarten aufzutreiben, aber die Landkarte auf dem großen Tisch genügte. Und sie beunruhigte durch das, was sie aussagte. So gab es viel zu viele schwarze Scheiben für vernichtete oder zerstreute Außenposten, die die ganze östliche Hälfte der Venirberge sprenkelten. Ebenso viele rote Keile für Kommandos auf dem Vormarsch markierten das westliche Ende und wiesen alle nach Ebou Dar zurück. Zwischen den schwarzen Scheiben verstreut standen siebzehn starre weiße Scheiben. Während Miraj zusah, stellte ein junger Offizier im Braun und Schwarz eines Morat’torm sorgfältig eine achtzehnte Scheibe für feindliche Kräfte auf. Bei einigen wenigen mochte es sich um dieselbe Gruppe handeln, die zweimal gesichtet wurde, aber die meisten standen viel zu weit auseinander, als dass der Zeitpunkt der Sichtungen falsch sein könnte.
Schreiber in einfachen braunen Mänteln mit Rangabzeichen an den weiten Kragen warteten an ihren Schreibtischen entlang den
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