Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Zeltwänden, die Federn in der Hand, darauf, dass Miraj Befehle ausgäbe, die sie zur Verteilung abschreiben würden. Er hatte bereits alle möglichen Befehle gegeben. In den Bergen lagen neunzigtausend feindliche Soldaten, fast doppelt so viele, wie er hier selbst mit den ortsansässigen Truppen ausheben konnte. Unglaubwürdig viele, aber die Kundschafter logen nicht. Lügnern wurden von ihren Kameraden die Kehle durchgeschnitten. Sie mussten noch mindestens einhundert Meilen über die Berge zurücklegen, wenn sie Ebou Dar bedrohen wollten. Fast zweihundert, da sich die weißen Scheiben weiter im Osten befanden und sich danach noch weitere einhundert Meilen hügelige Landschaft erstreckte. Der feindliche General beabsichtigte gewiss nicht, seine verstreuten Kräfte dem Feind einzeln gegenübertreten zu lassen. Nur die Zeit war auf seiner Seite.
Der Zelteingang öffnete sich, und die Hochlady Suroth glitt herein, deren schwarzes Haar sich wie eine stolze Mähne ihren Rücken hinab ergoss und deren gebügeltes schneeweißes Gewand wie auch das reich bestickte Übergewand irgendwie vom Schlamm draußen unberührt geblieben waren. Er hatte sie noch in Ebou Dar vermutet. Sie musste mit einem To’raken hierhergeflogen sein. Für ihre Verhältnisse kam sie mit geringer Begleitung. Zwei Gardisten der Totenwache mit schwarzen Quasten an ihren Schwertheften hielten den Zelteingang auf, und weitere waren draußen zu sehen, Männer mit starren Mienen in Rot und Grün. Suroth war die Verkörperung der Kaiserin, möge sie ewig leben. Selbst der Adel respektierte sie. Sie rauschte an ihnen vorbei, als wären sie ebenso Diener wie die üppig gebaute Da’covale in einem fast durchsichtigen weißen Gewand, das honiggelbe Haar zu vielen dünnen Zöpfen geflochten, die das vergoldete Schreibpult der Hochlady demütig zwei Schritte hinter ihr hertrug. Suroths Stimme des Blutes, Alwhin, eine finster dreinblickende Frau in grünen Gewändern, welche die linke Seite ihres Kopfes geschoren und das restliche, hellbraune Haar zu einem festen Zopf geflochten trug, folgte ihrer Herrin auf den Fersen. Als Miraj von dem Podest herabtrat, erkannte er entsetzt, dass die zweite Da’covale hinter Suroth – klein, dunkelhaarig und schlank in ihrem durchsichtigen Gewand – eine Damane war! Er hatte noch niemals von einer solcherart gekleideten Damane gehört, aber noch seltsamer war, dass Alwhin sie am A’dam führte!
Er zeigte seine Überraschung jedoch nicht, während er auf ein Knie sank und murmelte: »Möge das Licht die Hochlady Suroth bescheinen. Alle Ehre der Hochlady Suroth.« Alle anderen warfen sich mit gesenkten Blicken auf den Segeltuchboden. Miraj war adelig, wenn auch von zu niedrigem Stand, als dass er sich die Seiten seines Schädels wie Suroth hätte rasieren dürfen. Lediglich die Nägel seiner kleinen Finger waren lackiert. Er war auch von weitaus zu niedrigem Stand, um Überraschung zeigen zu dürfen, wenn eine Hochlady ihrer Stimme erlaubte, weiterhin die Sul’dam zu spielen, nachdem sie zur So’jhin erhoben worden war. Seltsame Zeiten in einem fremden Land, wo der Wiedergeborene Drache einherging und Marath’Damane wild töteten und versklavten, wo immer sie wollten.
Suroth sah ihn kaum an, bevor sie sich der Landkarte auf dem Tisch zuwandte, und wenn der Blick ihrer schwarzen Augen bei dem Anblick angespannter wurde, dann hatte sie allen Grund dazu. Unter ihr hatten die Hailene weitaus mehr getan, als man sich erträumt hätte, indem sie große Flächen gestohlenen Landes zurückgewonnen hatten. Sie waren nur ausgesandt worden, den Weg auszukundschaften, und nach Falme hatten einige sogar das für unmöglich gehalten. Sie trommelte verärgert mit den Fingern auf die Tischplatte, wobei die langen, blau lackierten Nägel ihrer ersten beiden Finger schimmerten. Wenn sie weiterhin Erfolg hätte, könnte sie ihren Kopf vielleicht vollständig scheren und einen dritten Nagel an jeder Hand lackieren. Bei solchen Großtaten war eine Aufnahme in die Herrscherfamilie nicht ungewöhnlich. Wenn sie hingegen zu weit ging und die Grenze überschritt, würde sie die Fingernägel vielleicht beschnitten bekommen und sich in ein hauchdünnes Gewand gesteckt wiederfinden, um einem Adligen zu dienen, wenn sie nicht an einen Bauern verkauft würde, dem sie beim Bestellen der Felder helfen müsste. Schlimmstenfalls würde Miraj nur seine Adern öffnen müssen.
Er schwieg und beobachtete Suroth weiterhin geduldig, aber er war Leutnant der
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