Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
dieses Geschoss erwählt hatten. »Geht einfach hier hinein«, sagte sie und öffnete eine Tür, die sich nur leicht quietschend bewegte. Kein noch so großzügig angewendetes Öl hätte all den Rost lösen können, und der Versuch, die Macht dazu zu verwenden, war fehlgeschlagen. Sie konnte besser mit der Macht Erde umgehen als Pevara, aber das besagte nicht viel.
Zerah trat ein und blinzelte überrascht. In einem ansonsten leeren Raum saß Pevara hinter einem massiven, wenn auch eher wackeligen Tisch, der von drei schmalen Bänken umstanden war. Es war schwierig gewesen, diese wenigen Gegenstände unbemerkt hier herabzubringen – besonders, wenn man Dienern nicht trauen konnte. Weitaus einfacher, wenn auch nicht angenehmer war es gewesen, den Staub zu beseitigen und den Staub draußen im Gang wieder zur Ruhe zu bringen, was nach jedem Besuch nötig gewesen war.
»Ich wollte es schon aufgeben, hier in der Dunkelheit zu sitzen«, grollte Pevara. Das Schimmern Saidars umgab sie, als sie eine Laterne neben dem Tisch aufhob und sie mit der Macht entzündete, wodurch der ehemalige Lagerraum mit den rauen Wänden angemessen beleuchtet wurde. Die ein wenig rundliche Rote Sitzende wirkte gereizt. »Wir wollen Euch einige Fragen stellen, Zerah.« Sie schirmte die Frau ab, während Seaine die Tür schloss.
Zerahs im Schatten liegendes Gesicht blieb äußerst ruhig, aber sie schluckte hörbar. »Worüber, Sitzende?« Die Stimme der jungen Frau zitterte leicht, was jedoch einfach an der Stimmung in der Burg liegen konnte.
»Über die Schwarze Ajah«, erwiderte Pevara knapp. »Wir wollen wissen, ob Ihr eine Schattenfreundin seid.«
Erstaunen und Zorn vertrieben Zerahs Ruhe. Die meisten hätten dies als glaubhaftes Leugnen verstanden, auch ohne dass sie noch wütend hervorstieß: »Das muss ich mir von Euch nicht bieten lassen! Ihr Roten habt jahrelang falsche Drachen aufgestellt! Wenn Ihr mich fragt, braucht Ihr nicht über die Quartiere der Roten hinauszuschauen, um Schwarze Schwestern zu finden!«
Pevaras Gesicht verdüsterte sich vor Zorn. Ihre Treuezugehörigkeit ihrer Ajah gegenüber war stark, was selbstverständlich war, schlimmer war jedoch, dass sie ihre gesamte Familie an die Schattenfreunde verloren hatte. Seaine beschloss einzugreifen, bevor Pevara zu brutaler Gewalt überging. Sie hatten keinen Beweis. Noch nicht.
»Setzt Euch, Zerah«, sagte sie so freundlich wie möglich. »Setzt Euch, Schwester.«
Zerah wandte sich zur Tür, als wollte sie den Befehl einer Sitzenden – noch dazu ihrer eigenen Ajah! – vielleicht missachten, aber schließlich ließ sie sich steif ganz am Rand einer der Bänke nieder.
Noch bevor Seaine einen Platz eingenommen hatte, der Zerah zwischen sie brachte, legte Pevara den elfenbeinfarbenen Eidstab auf die verwitterte Tischplatte. Seaine seufzte. Sie waren Sitzende, die unbestreitbar das Recht besaßen, jedes von ihnen gewünschte Ter’angreal zu benutzen, aber sie war diejenige gewesen, die es entwendet hatte, denn für sie war es notgedrungen ein Entwenden, da sie keine der angebrachten Vorgehensweisen beachtet hatte. Im Grunde war sie sich die ganze Zeit über sicher gewesen, sie würde die seit Langem verstorbene Sereille Bagand hier vorfinden, bereit, sie am Ohr ins Studierzimmer der Herrin der Novizinnen zu schleifen. Ein unsinniger, deswegen aber nicht weniger realer Gedanke.
»Wir wollen sichergehen, dass Ihr die Wahrheit sagt«, erklärte Pevara, die noch immer gereizt klang, »sodass Ihr einen Eid schwören werdet, woraufhin ich Euch erneut fragen werde.«
»Ich sollte dem nicht unterzogen werden«, sagte Zerah mit anklagendem Blick zu Seaine, »aber ich werde alle Eide erneut leisten, wenn das nötig ist, um Euch zufriedenzustellen. Und ich werde hinterher von Euch beiden eine Entschuldigung fordern.« Sie klang kaum wie eine abgeschirmte Frau, der eine solche Frage gestellt wurde. Sie griff fast verächtlich nach dem schmalen, einen Fuß langen Stab, der im trüben Licht der Laterne schimmerte.
»Ihr werdet schwören, uns beiden vollkommen zu gehorchen«, befahl Pevara ihr, woraufhin die Hand zurückzuckte wie vor einer zusammengerollten Natter. Pevara fuhr ungerührt fort und schob den Stab sogar mit zwei Fingern noch näher an die Frau heran. »Auf diese Weise können wir Euch befehlen, wahrheitsgemäß zu antworten und sicher sein, dass Ihr es tut. Und wenn Ihr die falsche Antwort gebt, können wir sicher sein, dass Ihr gehorsam sein und uns dabei helfen
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