Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
warmen Wein reichlich kalt, und sie bezweifelte, dass der Fleck jemals wieder aus der Bluse zu entfernen wäre. »Keine Vision, aber ich glaube ihr.« Sie schaute nicht zu Dobraine, der jedoch ernst nickte. Jedermann wusste inzwischen von ihren Visionen. Die einzige Folge war ein Strom von adligen Frauen gewesen, die ihre Zukunft wissen wollten und obendrein recht verdrießlich wurden, als sie ihnen sagte, sie könnte sie ihnen nicht voraussagen. Den meisten hätte das wenige nicht gefallen, das sie gesehen hatte. Nichts Unheilvolles, aber auch nicht all die strahlenden Wunder, die Wahrsager auf dem Jahrmarkt versprachen. »Abgesehen von der Tatsache, dass Darlin Caraline heiraten wird, wenn sie ihn ausreichend hingehalten hat, kann ich nur sagen, dass Darlin eines Tages ein König sein wird. Ich sah die Krone auf seinem Kopf, eine Krone mit einem Schwert auf der Vorderseite, aber ich weiß nicht, zu welchem Land sie gehört. Und, o ja. Er wird im Bett sterben. Und sie wird ihn überleben.«
Dobraine verschluckte sich an seinem Wein, versprühte etwas davon und tupfte sich dann mit einem einfachen Leinentaschentuch die Lippen ab. Die meisten jener, die es wussten, glaubten es nicht. Recht zufrieden mit sich, trank Min den kleinen Rest Wein in ihrem Becher. Und dann verschluckte sie sich, keuchte und riss das Taschentuch aus ihrem Ärmel, um sich ebenfalls den Mund abzutupfen. Licht, sie würde sich zusammenreißen müssen!
Rand nickte nur und spähte in seinen Becher. »Also werden sie leben, um mir Schwierigkeiten zu machen«, murmelte er für diese harten Worte sehr sanft. Ihr Schafhirte war hart wie eine Klinge. »Und was mache ich mit …«
Er wandte sich auf dem Stuhl jäh zu den Türen um, von denen eine gerade geöffnet wurde. Er hatte sehr gute Ohren, denn Min hatte nichts gehört.
Keine der beiden Aes Sedai, die eintraten, war Cadsuane, und Min spürte, wie sich ihre Schultern entspannten, während sie ihr Taschentuch wieder einsteckte. Während Rafela die Tür schloss, vollführte Merana einen tiefen Hofknicks vor Rand, obwohl die haselnussbraunen Augen der Grauen Schwester auch Min und Dobraine registrierten, und dann breitete auch die rundgesichtige Rafela ihre tiefblauen Röcke weit aus. Keine erhob sich, bevor Rand die entsprechende Geste vollführte. Sie traten mit kühl gelassenen Mienen auf ihn zu. Nur die rundliche Blaue Schwester betastete kurz ihre Stola, als wolle sie sich in Erinnerung rufen, dass diese wirklich um ihre Schultern lag. Min hatte diese Geste schon zuvor gesehen, bei anderen Schwestern, die Rand die Treue geschworen hatten. Es konnte für sie nicht leicht sein. Nur die Weiße Burg befehligte Aes Sedai, aber Rand gehorchten diese ebenso. Aes Sedai sprachen mit Königen und Königinnen wie mit Gleichgestellten oder vielleicht etwas Höherstehenden, und doch nannten die Weisen Frauen sie Lehrlinge und erwarteten von ihnen doppelt so raschen Gehorsam wie Rand.
Nichts davon war auf Meranas glattem Gesicht zu erkennen. »Mein Lord Drache«, sagte sie respektvoll. »Uns wurde gerade erst mitgeteilt, dass Ihr zurückgekehrt seid, und wir dachten, Ihr wolltet vielleicht rasch erfahren, wie die Verhandlungen mit den Atha’an Miere stehen.« Sie sah Dobraine nur an, und er erhob sich sofort. Cairhiener waren es gewohnt, dass Menschen unter vier Augen miteinander sprechen wollten.
»Dobraine kann bleiben«, sagte Rand kurz angebunden. Hatte er gezögert? Er erhob sich nicht. Die Augen eisblau, war er ganz der Wiedergeborene Drache. Min hatte ihm gesagt, dass diese Frauen wahrhaftig zu ihm gehörten, dass alle fünf, die ihn zu den Meervolk-Schiffen begleitet hatten, ihrem Eid äußerst treu ergeben und daher seinem Willen unterworfen waren, und doch schien es ihm schwerzufallen, einer Aes Sedai zu trauen. Sie verstand, aber er würde es lernen müssen.
»Wie Ihr wünscht«, erwiderte Merana und neigte kurz den Kopf. »Rafela und ich haben eine Übereinkunft mit dem Meervolk erreicht. Der Vertrag, wie sie es nennen.« Der Unterschied war klar erkennbar. Die Hände auf mit grauen Schlitzen versehenen grünen Röcken ruhend, atmete sie tief durch. Es musste sein. »Harine din Togara Zwei Winde, Herrin der Wogen des Shodein-Clans, die für Nesta din Reas Zwei Monde, Herrin der Schiffe der Atha’an Miere, und somit für alle Atha’an Miere verbindlich spricht, hat zugesagt, alle Schiffe zur Verfügung zu stellen, die der Wiedergeborene Drache benötigt, damit er welches Ziel auch immer
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