Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
an die breite Krempe schmiegte, sowie eine breite, mit Spitze abgesetzte rote Schärpe quer über der Brust, auf der drohend aufgerichtete Weiße Löwen marschierten. Die mit weißen Kragen versehenen scharlachroten Mäntel waren aus Seide und der Schnitt war etwas verändert worden, sodass sie besser saßen und kurz über den Knien der scharlachroten Kniebundhosen endeten, deren Außenseiten von einem weißen Streifen geschmückt wurden. Aus Ärmeln und Kragen quoll weiße Spitze, und ihre schwarzen Stiefel waren gewachst worden, bis sie glänzten. Sie sahen ziemlich schneidig aus und selbst die immer so gelassene Deni stolzierte ein wenig. Elayne vermutete, dass sie noch stolzer sein würden, sobald die Schwertgürtel und Scheiden mit dem Golddraht und die lackierten Helme und Brustpanzer fertig waren. Birgitte ließ die Brustpanzer für die Frauen passend machen, und Elayne war fest davon überzeugt, dass das den Waffenschmieden des Palasts mit Sicherheit fast die Augen aus dem Kopf getrieben hatte!
Im Augenblick war Birgitte fleißig damit beschäftigt, Frauen zu befragen, um die zwanzig für die Leibwache benötigten zusammenzubekommen. Elayne konnte fühlen, wie sie sich konzentrierte; da es keinerlei Anzeichen körperlicher Aktivitäten gab, musste es das sein, es sei denn, sie würde lesen oder Steine spielen, und sie gönnte sich nur selten einen Augenblick für sich selbst. Elayne hoffte, sie würde es auch bei den zwanzig belassen. Und sie hoffte, dass Birgitte beschäftigt genug war, dass sie nichts bemerkte, bis es dann zu spät war, wenn sie den Bund verhüllte. Wenn sie nur daran dachte, was für Sorgen sie sich gemacht hatte, Birgitte könnte spüren, wenn sie etwas tat, mit dem sie nicht einverstanden war. Und dabei hatte die Lösung in einer einfachen Frage an Vandene gelegen. Die Antwort war eine traurige Erinnerung daran gewesen, wie wenig sie doch eigentlich darüber wusste, eine Aes Sedai zu sein, vor allem über solche Dinge, die für die anderen Schwestern eine Selbstverständlichkeit waren. Anscheinend wusste jede Schwester, die einen Behüter hatte, wie das zu bewerkstelligen war, selbst jene, die zölibatär lebten.
Es war schon seltsam, wie sich manche Dinge regelten. Wären da nicht die Leibwächterinnen und die Frage gewesen, wie es zu schaffen war, sowohl ihnen als auch Birgitte aus dem Weg zu gehen, wäre sie nie auf die Idee gekommen, danach zu fragen, hätte sie nie gelernt, wie man den Bund für solche Gelegenheiten verhüllen konnte. Nicht, dass sie in absehbarer Zeit geplant hätte, ihren Leibwächterinnen zu entkommen, aber es war besser, rechtzeitig vorbereitet zu sein. Birgitte würde ihr und Aviendha mit Sicherheit nicht erlauben, allein in die Stadt zu gehen, ob nun am Tag oder in der Nacht. Das war vorbei.
Ihre Ankunft vor Nynaeves Tür verdrängte jeden Gedanken an Birgitte. Mal davon abgesehen, dass sie den Bund erst im letzten Augenblick verhüllen durfte. Rand war auf der anderen Seite der Tür. Rand, der manchmal ihren Verstand so durcheinanderbrachte, dass sie sich fragte, ob sie wie eine dieser dummen Puten aus einem Roman war, die wegen eines Mannes die Beherrschung verloren. Sie war immer der Ansicht gewesen, dass diese Geschichten nur von Männern geschrieben sein konnten. Aber manchmal machte Rand sie sprachlos. Wenigstens bekam er das nicht mit, wofür sie dem Licht dankte.
»Wartet hier draußen und lasst niemanden hinein«, befahl sie den Gardistinnen. Sie konnte jetzt keine Unterbrechungen gebrauchen. Mit etwas Glück waren ihre Leibwächter neu genug, dass keinem auffiel, was ihre schönen Uniformen zu bedeuten hatten. »Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
Sie salutierten schneidig, führten den Arm quer über die Brust und stellten sich beiderseits der Tür auf; Caseille mit steinernem Gesicht und der Hand auf dem Schwertgriff, Deni mit schmalem Lächeln und der langen Keule in beiden Händen. Elayne war fest davon überzeugt, dass die stämmige Frau glaubte, Min hätte sie hergebracht, damit sie ihren heimlichen Geliebten treffen konnte. Vermutlich war auch Caseille dieser Ansicht. Sie waren nicht mal annähernd so diskret vor den beiden Frauen gewesen, wie sie es hätten sein sollen; keiner hatte seinen Namen erwähnt, aber es hatte genug von ›er hat dies getan‹ und ›er hat das getan‹ gegeben. Wenigstens hatte keine von ihnen versucht, sich zu entschuldigen, um Birgitte Meldung zu machen. Wenn sie ihre Leibwächterinnen waren, dann waren
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