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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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bemühte, nicht von dem ungewohnten Sattel zu fallen; sie stieß ihrem Pferd unbeholfen die Fersen in die Flanken und folgte Harine und ihrem Schwertmeister Moad durch die Öffnung in der Luft, die von dem Stallhof des Sonnenpalastes … Sie wusste nicht genau, wohin sie führte, auf jeden Fall war es ein langer freier Platz – nannte man so etwas nicht eine Lichtung? Sie glaubte schon – eine Lichtung, die größer als das Deck eines Springers war und die zwischen Hügeln voller verkümmerter Bäume lag. Sie erkannte nur die Kiefern, die zu klein und verkrüppelt waren, als dass man sie zu etwas anderem als Teer und Terpentin hätte verarbeiten können. Von den anderen Bäumen wiesen die meisten kahle graue Äste auf, die Shalon an Knochen denken ließen. Die Morgensonne schwebte direkt über den Baumwipfeln, und die Kälte schien hier noch durchdringender zu sein als in der Stadt, die sie gerade hinter sich gelassen hatte.
    Shalon hoffte, dass das Pferd keinen Fehltritt machte und sie auf die Felsen schleuderte, die sich dort erhoben, wo der Schnee nicht das am Boden verfaulende Laub bedeckte. Sie traute Pferden nicht. Im Gegensatz zu Schiffen hatten Pferde einen eigenen Willen. Sie waren hinterhältige Biester, auf die man draufklettern musste. Und Pferde hatten Zähne. Wann auch immer ihr Reittier durch die Nüstern schnaubte, zuckte sie zusammen und tätschelte seinen Hals und gab beruhigende Laute von sich. Zumindest hoffte sie, dass die Bestie sie beruhigend fand.
    Cadsuane hingegen saß ohne sichtbare Anstrengung auf einem großen Pferd mit schwarzer Mähne und Schweif und hielt das Gewebe des Wegetors aufrecht. Sie hatte keine Probleme mit Pferden. Sie kannte keine Probleme. Ein plötzlicher Windstoß hob den dunkelgrauen Umhang an, der das Hinterteil ihres Reittieres bedeckte, aber es gab keinerlei Anzeichen, dass sie die Kälte überhaupt wahrnahm. Der goldene Haarschmuck um ihren dunkelgrauen Haarknoten geriet in Bewegung, als sie den Kopf drehte, um Shalon und ihre Begleitung zu beobachten. Sie war eine ansehnliche Frau, die aber in der Menge nicht weiter aufgefallen wäre, wenn man einmal davon absah, dass ihr glattes Gesicht nicht zu den Haaren passte. Doch wenn man sie erst näher kennenlernte, war es schon zu spät.
    Shalon hätte viel dafür gegeben, sehen zu können, wie man dieses Gewebe erschuf, selbst wenn das bedeutet hätte, sich in Cadsuanes Nähe begeben zu müssen, aber man hatte ihr erst nach Vollendung des Wegetors erlaubt, den Stallhof zu betreten, und ein an die Rahnock angeschlagenes Segel lehrte einen weder, wie man ein Segel setzen musste, noch wie man es herstellte. Sie kannte nur den Namen. Als sie an der Aes Sedai vorbeiritt, mied sie den Blick, aber sie spürte ihn. Der Blick dieser Frau ließ ihre Zehennägel sich krümmen und nach einem Halt suchen, den die Steigbügel nicht boten. Sie sah keinen Fluchtweg und doch hoffte sie durch das Studium der Aes Sedai einen zu finden. Sie wusste nur wenig über die Schwestern; sie war die Erste, die dies zugegeben hätte. Vor ihrer Reise nach Cairhien war sie einer Einzigen begegnet, und wenn sie an sie gedacht hatte, dann nur, um dem Licht dafür zu danken, nicht auserwählt worden zu sein, eine von ihnen zu werden. Aber bei Cadsuanes Gefährtinnen gab es Strömungen tief unter der Oberfläche. Tiefe, starke Strömungen konnten alles verändern, was an der Oberfläche offensichtlich erschien.
    Die vier Aes Sedai, die unmittelbar nach Cadsuane hindurchgeritten waren, warteten zusammen mit drei Behütern auf ihren Pferden auf der einen Seite der Lichtung. Zumindest war Shalon davon überzeugt, dass Ihvon der Behüter der wilden Alanna war, und Tomas gehörte zu der pummeligen kleinen Verin, aber sie glaubte, den auffallend jungen Mann, der sich dicht an die dicke Daigian hielt, im schwarzen Mantel eines Asha’man gesehen zu haben. Aber dann konnte er wohl kaum ein Behüter sein, oder? Eben war nur ein Junge. Doch wenn die Frau ihn ansah, schien ihr ohnehin übertriebener Stolz noch weiter anzuschwellen. Kumira, eine angenehm aussehende Frau mit blauen Augen, deren Blick messerscharf werden konnte, wenn sie etwas interessierte, saß etwas zur Seite geneigt im Sattel und musterte Eben so intensiv, dass es ein Wunder war, dass er nicht in Stücke geschnitten auf dem Boden lag.
    »Lange mache ich da nicht mehr mit«, knurrte Harine und trat ihr Pferd mit den bloßen Fersen, damit es in Bewegung blieb. Die mit Brokat geschmückte gelbe Seide

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