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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unterstützte ihre Bemühungen, im Sattel sitzen zu bleiben, genauso wenig, wie es Shalons blaue Seide tat. Sie schwankte umher, jede Bewegung des Tiers ließ sie rutschen und bei jedem Schritt verlor sie beinahe den Halt. Der Wind frischte auf, spielte mit den Enden ihrer Schärpe und ließ ihren Umhang flattern, aber sie hielt es für unter ihrer Würde, die Kleidung zu kontrollieren. Auf den Schiffen wurden Umhänge nur selten benutzt; sie waren im Weg und konnten Arme und Beine in genau dem Augenblick behindern, in dem man sie fürs Überleben brauchte. Moad hatte ihn abgelehnt und verließ sich auf seinen gesteppten blauen Mantel, den er auch in der größten Kälte auf See trug. Nesune Bihara ritt in bronzefarbenes Tuch gekleidet durch das Wegetor und blickte sich um, als wollte sie alles auf einmal in sich aufnehmen, dann kam Elza Penfel, die aus irgendeinem Grund ein mürrisches Gesicht machte und den pelzgesäumten Umhang eng um sich zog. Keine der anderen Aes Sedai schienen große Anstrengungen zu machen, sich vor der Kälte zu schützen.
    » Vielleicht begegne ich dem Coramoor, sagt sie«, murmelte Harine und zerrte an den Zügeln, bis ihr Pferd auf die Seite der Lichtung zuschritt, die jener entgegengesetzt lag, auf der sich die Aes Sedai versammelten. »Vielleicht! Und sie bietet einem diese Möglichkeit an, als wäre es ein Privileg.« Harine musste keine Namen nennen; wenn sie das Wort »sie« auf eine Weise in den Mund nahm, die an den Stich einer Qualle denken ließ, dann konnte sie nur eine Frau meinen. »Ich habe das Recht dazu, es ist ausgehandelt worden! Sie verweigert mir das vereinbarte Gefolge! Ich muss meine Segelherrin zurücklassen und meine Diener!« Erian Boroleos kam voller Anspannung durch die Öffnung, als würde sie ein Schlachtfeld erwarten. Ihr folgte Beldeine Nyram, die nicht mal wie eine Aes Sedai aussah. Beide trugen Grün, Erian von Kopf bis Fuß, Beldeine in den Schlitzen an Ärmeln und Rock. Hatte das etwas zu bedeuten? Vermutlich nicht. »Soll ich mich dem Coramoor wie ein Decksmädchen nähern, das ihrer Segelherrin die Ehre erweist?« Wenn mehrere Aes Sedai zusammenstanden, war die glattgesichtige Alterslosigkeit deutlich zu erkennen, selbst wenn das Haar weiß war, konnte man unmöglich sagen, wer zwanzig Jahre oder gar doppelt so alt war, und Beldeine sah einfach wie ein zwanzigjähriges Mädchen aus. Und das sagte einem genauso wenig wie ihre Röcke. »Soll ich etwa selbst mein Bettzeug auslüften und mein Leinen waschen? Sie schießt das Protokoll einfach in den Wind! Ich werde es nicht erlauben! Schluss damit!« Das waren alte Klagen, die sie seit dem vergangenen Abend, als Cadsuane ihre Bedingungen gestellt hatte, falls sie sie begleiten wollten, ein Dutzend Mal geäußert hatte. Diese Bedingungen waren streng gewesen, aber Harine war keine andere Wahl geblieben, als ihnen zuzustimmen, was die Verbitterung nur noch größer machte.
    Shalon hörte nur mit halbem Ohr zu, nickte und murmelte die nötigen Erwiderungen. Natürlich stimmte sie ihr zu. Ihre Schwester erwartete Zustimmung. Die Aes Sedai beanspruchten jedoch den Hauptteil ihrer Aufmerksamkeit. Sie beobachtete sie verstohlen. Moad tat so, als würde er nicht zuhören, aber er war ja auch Harines Schwertmeister. Bei jedem anderen war Harine scheinbar so fest wie ein nasser Knoten, aber sie ließ Moad so viel Spielraum, dass jedermann hätte denken können, der grauhaarige Mann mit den harten Augen sei ihr Geliebter, vor allem, da sie beide verwitwet waren. Das heißt, sie hätten es vielleicht gedacht, wenn sie Harine nicht kannten. Harine würde sich niemals einen Geliebten nehmen, der einen geringeren Rang als sie einnahm, was natürlich zur Folge hatte, dass sie sich jetzt keinen mehr nehmen konnte. Als sie ihre Pferde in der Nähe der Bäume zum Stehen brachten, stützte Moad einen Ellbogen auf den hohen Knauf seines Sattels, legte eine Hand auf den langen, mit Schnitzereien verzierten Elfenbeingriff seines Schwerts, das hinter seiner Schärpe steckte, und betrachtete die Aes Sedai und die Männer, die sie begleiteten, ohne jede Zurückhaltung. Wo hatte er gelernt, ein Pferd zu reiten? Er sah doch tatsächlich so aus, als würde er sich wohlfühlen. Sein Rang war auf den ersten Blick zu erkennen; selbst wenn er nicht sein Schwert und den dazu passenden Dolch trug, waren da noch immer die acht schweren Ohrringe und die Art und Weise, wie die Schärpe geknotet war. Gab es bei den Aes Sedai keine vergleichbaren

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