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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Methoden? Konnten sie wirklich so schlecht organisiert sein? Angeblich war die Weiße Burg wie ein mechanischer Apparat, der Throne in sich aufnahm und sie nach seinem Willen umformte. Natürlich schien die Maschine jetzt kaputt zu sein.
    »Ich sagte, wo hat sie uns hingebracht, Shalon?«
    Harines Stimme war wie eine eiskalte Rasierklinge und sie trieb das Blut aus Shalons Gesicht. Unter einer jüngeren Verwandten zu dienen war niemals einfach, aber Harine machte es noch schwieriger. Im Privaten war sie mehr als nur kühl, und in der Öffentlichkeit war sie dazu fähig, eine Segelherrin an den Füßen aufhängen zu lassen, ganz zu schweigen von einer Windsucherin. Und seit diese junge Küstengebundene namens Min ihr gesagt hatte, dass sie eines Tages die Herrin der Schiffe sein würde, war sie noch schlimmer geworden. Sie warf Shalon einen missbilligenden Blick zu und hob ihr goldenes Riechkästchen, als wollte sie einen unangenehmen Geruch überdecken, dabei machte die Kälte das Parfüm unbrauchbar.
    Schnell schaute Shalon zum Himmel und versuchte, den Sonnenstand zu bestimmen. Sie wünschte sich, ihr Sextant wäre nicht auf der Weißen Gischt eingeschlossen – die Küstengebundenen durften niemals einen Sextanten zu Gesicht bekommen, geschweige denn seinen Einsatz verfolgen –, aber sie war sich sowieso nicht sicher, ob er eine Hilfe gewesen wäre. Diese Bäume mochten kurz sein, trotzdem konnte sie keinen Horizont ausmachen. Ziemlich genau im Norden wuchsen die Hügel zu Gebirgen an, die schräg von Nordosten nach Südwesten führten. Sie vermochte nicht einzuschätzen, wie hoch sie waren. Für ihren Geschmack ging es in dieser Landschaft viel zu sehr auf und ab. Trotzdem wusste jede Windsucherin, wie man grob schätzte. Und wenn Harine Informationen verlangte, erwartete sie auch, welche zu bekommen.
    »Ich kann nur schätzen, Herrin der Wogen«, sagte sie. Harines Kiefermuskeln spannten sich, aber keine Windsucherin würde eine Schätzung als exakte Position ausgeben. »Ich glaube, wir befinden uns drei- oder vierhundert Meilen südlich von Cairhien. Genaueres kann ich nicht sagen.« Jede grüne Schülerin, die mit einem Messstab eine so ungenaue Position benannte, wäre für den Stock des Decksmeisters vornübergebeugt worden, aber als Shalon hörte, was sie da sagte, erstarrte ihre Zunge. Für ein Schiff unter vollen Segeln bedeuteten hundert an einem Tag zurückgelegte Meilen einen guten Schnitt. Moad schürzte nachdenklich die Lippen.
    Harine nickte langsam und schaute durch Shalon hindurch, als könnte sie Schiffe sehen, die unter vollen Segeln durch mithilfe der Macht geschaffene Löcher in der Luft glitten. Dann würden ihnen die Meere wahrlich gehören. Sie schüttelte sich, beugte sich zu Shalon herüber, und ihr Blick schien sich in dem ihren festzukrallen. »Ihr müsst das in Erfahrung bringen, ganz egal, was es kostet. Sagt ihr, dass Ihr mich ausspionieren werdet, wenn sie es Euch beibringt. Wenn das Licht es will und Ihr sie überzeugen könnt, tut sie es womöglich. Oder Ihr kommt vielleicht nahe genug an eine der anderen heran, um es zu erlernen.«
    Shalon fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie hoffte, dass Harine ihr Zusammenzucken entgangen war. »Ich habe sie schon einmal zurückgewiesen, Herrin der Wogen.« Sie hatte eine Erklärung gebraucht, warum die Aes Sedai sie eine Woche lang festgehalten hatten, und eine Version der Wahrheit war ihr am aussichtsreichsten erschienen. Harine wusste alles. Bis auf das Geheimnis, das Verin ihr entlockt hatte. Bis auf die Tatsache, dass Shalon sich bereit erklärt hatte, Cadsuanes Bedingungen zu erfüllen, um dieses Geheimnis weiterhin zu hüten. Mochte das Licht ihr gnädig sein, sie bereute Ailil, aber sie war so einsam gewesen, dass sie viel zu weit herausgesegelt war, bevor ihr das klar geworden war. Bei Harine gab es keine abendlichen Unterhaltungen bei mit Honig gesüßtem Wein, um die langen Monate erträglicher zu machen, die sie von ihrem Ehemann Mishael getrennt war. Bestenfalls würden noch viele Monate vergehen, bevor sie wieder in seinen Armen liegen konnte. »Bei allem Respekt, warum sollte sie mir jetzt glauben?«
    »Weil Ihr das Wissen haben wollt.« Harine ließ die Hand durch die Luft sausen. »Die Küstengebundenen glauben immer an Habgier. Ihr werdet ihnen natürlich ein paar Dinge erzählen müssen, um Eure ehrlichen Absichten zu beweisen. Ich werde jeden Tag entscheiden, was es sein wird. Vielleicht kann ich sie in die

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