Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
gegen eine Steinmauer zu prallen. Oder einen Stolperdraht.
Juilins Angebetete hatte ihn gut im Griff. Es schien ihn nicht zu stören, ihretwegen seine tairenische Kleidung gegen die grün-weiße Livree eines Dieners einzutauschen oder auf Schlaf zu verzichten und zwei Nächte damit zu verbringen, den Boden in der Nähe der Treppe zu den Zwingern zu kehren. Niemand warf einem Diener, der einen Besen schwang, einen zweiten Blick zu, nicht mal andere Diener. Im Tarasin-Palast gab es so viele von ihnen, dass sie nicht alle einander kannten, und wenn sie einen Mann in Livree mit einem Besen sahen, nahmen sie an, dass er ihn auch dort benutzen sollte. Juilin verbrachte auch zwei Tage mit Putzen und berichtete schließlich, dass Sul’dam die Zwinger am frühen Morgen und direkt nach Einbruch der Dunkelheit kontrollierten und auch zu jeder beliebigen Tageszeit dort auftauchten, man die Damane aber in der Nacht sich selbst überließ.
»Ich habe eine Sul’dam belauscht, die sagte, sie sei froh, nicht draußen in den Lagern zu sein, wo …« Juilin lag ausgestreckt auf seiner dünnen Matratze und unterbrach sich, um ausgiebig hinter vorgehaltener Hand zu gähnen. Thom saß auf der Kante seines Bettes, sodass für Mat nur der Hocker übrig blieb. Es war besser, als stehen zu müssen, wenn auch nicht sehr. Die meisten Leute würden zu dieser Stunde bereits schlafen. »Wo man sie manchmal zur Nachtwache einteilen würde«, fuhr der Diebefänger fort, als er wieder sprechen konnte. »Sie sagte auch, sie würde die Damane gern die Nacht durchschlafen lassen, damit sie alle bei Sonnenaufgang frisch und munter wären.«
»Also müssen wir in der Nacht handeln«, murmelte Thom und spielte mit seinem langen weißen Schnurrbart. Er brauchte nicht zu erwähnen, dass alles, was sich nachts bewegte, Blicke auf sich zog. Im Gegensatz zur Bürgerwache schickten die Seanchaner nachts Patrouillen los. Die Wache war auch Bestechungsgeldern nie abgeneigt gewesen, bis die Seanchaner sie aufgelöst hatte. Jetzt konnte man in der Nacht davon ausgehen, auf der Straße der Totenwache zu begegnen, und jeder, der versuchte, sie zu bestechen, würde vermutlich nicht mehr lange genug leben, damit man ihm den Prozess machte.
»Hast du schon einen A’dam gefunden, Juilin?«, fragte Mat. »Oder die Kleider? Kleider können doch nicht so schwer zu beschaffen sein wie ein A’dam .«
Juilin gähnte erneut in seine Hand. »Ich besorge sie, wenn es möglich ist. Weißt du, sie lassen sie nicht einfach so rumliegen.«
Thom entdeckte, dass es nicht möglich war, eine Damane einfach durch das Stadttor zu führen. Das heißt, Riselle hatte es entdeckt, wie er freimütig zugab. Anscheinend hatte einer der hochrangigen Offiziere, die in der Wanderin abgestiegen waren, eine Singstimme, die ihr sehr gefiel.
»Einer vom Blut kann eine Damane mitnehmen, ohne dass Fragen gestellt werden«, berichtete Thom bei ihrem nächsten Treffen. Diesmal saßen er und Juilin auf ihren Betten. Mat fing an, den Hocker zu hassen. »Das heißt, zumindest ein paar von ihnen. Sul’dam brauchen jedoch einen unterzeichneten und mit Siegel versehenen Befehl, und zwar von einem Angehörigen des Blutes, einem Offizier mindestens im Rang eines Kapitäns oder einem Der’sul’dam . Die Wächter an den Stadttoren und den Docks haben Listen eines jeden in der Stadt gültigen Siegels, also kann ich nicht einfach ein Siegel machen und hoffen, dass es akzeptiert wird. Ich brauche eine Kopie des richtigen Befehls mit dem dazu passenden Siegel. Daraus ergibt sich die Frage, wer unsere drei Sul’dam sein sollen.«
»Vielleicht würde Riselle mitmachen«, schlug Mat vor. Sie wusste zwar nicht, was sie taten, und es ihr zu verraten, würde ein Risiko sein. Aber Thom hatte ihr alle möglichen Fragen gestellt, als wollte er mehr über das Leben unter den Seanchanern erfahren, und sie hatte sie gern an ihren seanchanischen Bekannten weitergereicht. Doch vermutlich würde sie nicht das Risiko eingehen wollen, dass ihr hübscher Kopf auf einem Spieß landete. Sie konnte Schlimmeres tun, als nur Nein zu sagen. »Und was ist mit deiner Freundin, Juilin?« Mat hatte da eine Idee, was die dritte betraf. Er hatte Juilin gebeten, ein Sul’dam -Gewand aufzutreiben, das Setalle Anan passte, obwohl es bis jetzt keine Gelegenheit gegeben hatte, sie danach zu fragen. Seit Joline in die Küche hereinspaziert war, hatte er der Wanderin nur einen einzigen Besuch abgestattet, um sicherzugehen, dass ihr klar
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