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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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würde.
    Ein gewaltiges Feuer ragte vor ihr auf, ein Turm aus dicken Scheiten, aus dem prasselnde Flammen schlugen. Sie war nackt. Und ihr war kalt, so kalt. Ganz egal, wie nahe sie sich an das Feuer heranschob, ihre Knochen fühlten sich wie gefroren an, ihr Fleisch schien bereit, beim geringsten Schlag zu zersplittern. Sie ging noch näher heran. Die Hitze der lodernden Scheite wuchs, bis sie zusammenzuckte, aber die bittere Kälte blieb unter ihrer Haut gefangen. Näher heran. O Licht, es war heiß, zu heiß! Und in ihrem Inneren zu kalt. Noch näher heran. Das Brennen, der verzehrende Schmerz ließ sie schreien, aber innen drin war sie noch immer Eis. Und noch näher heran. Näher. Sie würde sterben. Sie kreischte, aber da war nur Stille und die Kälte.
    Plötzlich war da Tageslicht, doch der Himmel war voller bleigrauer Wolken. Schnee fiel, federgleiche Schneeflocken wirbelten vom Wind getrieben an den Bäumen vorbei. Es war kein scharfer Wind, aber er züngelte mit Eiszungen. Auf den Ästen wuchsen weiße Grate in die Höhe, bis sie groß genug waren, durch ihr eigenes Gewicht und den Wind zusammenzubrechen, was schwerere Schauer zu Boden schickte. Hunger nagte mit stumpfen Zähnen in ihrem Bauch. Ein hochgewachsener, knochiger Mann, dessen Gesicht von einer weißen Wollkapuze verhüllt wurde, zwang ihr etwas in den Mund, den Rand einer großen Tontasse. Seine Augen waren von einem atemberaubenden Grün, das an Smaragde erinnerte, und sie wurden von faltigen Narben umgeben. Er kniete neben ihr auf einer braunen Wolldecke, und eine weitere, grau gestreifte Wolldecke bedeckte ihre Nacktheit. Der Geschmack von heißem Tee mit Honig explodierte auf ihrer Zunge, und sie packte das sehnige Handgelenk des Mannes mit beiden Händen, nur damit er nicht versuchen konnte, den Becher wegzunehmen. Ihre Zähne schlugen gegen die Tasse, aber sie schluckte die dampfende, sämige Flüssigkeit gierig.
    »Nicht zu schnell, du darfst nichts verschütten«, sagte der grünäugige Mann sanft. Sanftheit passte eigentlich nicht zu diesem wilden Gesicht, und dann auch noch in einer solch rauen Stimme. »Sie haben deine Ehre beleidigt. Aber du bist eine Feuchtländerin, also zählt das bei dir vielleicht nicht.«
    Langsam dämmerte es ihr, dass das kein Traum war. Die Gedanken kamen in tröpfelnden Schatten, die schmolzen, wenn sie zu energisch versuchte, sie festzuhalten. Der in Weiß gekleidete Kerl war ein Gai’shain . Ihre Leine und die Fesseln waren verschwunden. Er löste sich aus ihrem schwachen Griff, aber nur, um aus dem von seiner Schulter hängenden Lederbeutel eine dunkle Flüssigkeit einzuschenken. Dampf wallte aus der Tasse hoch und der Duft von Tee.
    Sie zitterte so sehr, dass sie beinahe vornüberfiel, und sie zog die dicke Wolldecke enger um sich herum. In ihren Füßen tobte ein wütender Schmerz. Sie hätte nicht stehen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Nicht, dass sie es wollte. Solange sie sich zusammenkauerte, schien die Decke alles bis auf ihre Füße zu bedecken; stehen hätte ihre Beine und vielleicht noch mehr entblößt. Aber sie dachte dabei an Wärme, nicht an Schicklichkeit, obwohl es von beidem nicht viel gab. Der Hunger nagte in ihr und sie konnte nicht aufhören zu zittern. Ihr Inneres war erfroren, der heiße Tee bereits nur noch Erinnerung. Ihre Muskeln bestanden aus einer Woche altem, geronnenen Pudding. Sie wollte die sich füllende Tasse anstarren, ihren Inhalt begehren, aber sie zwang sich dazu, nach ihren Gefährtinnen Ausschau zu halten.
    Sie waren alle in einer Reihe mit ihr da, Maighdin und Alliandre und die anderen, hockten zusammengesunken auf Wolldecken, zitterten unter von Schnee gesprenkelten Decken. Vor jeder von ihnen kniete ein Gai’shain mit einem dicken Wasserbeutel und einem Becher, und selbst Bain und Chiad tranken wie Frauen, die halb verdurstet waren. Jemand hatte Bains Gesicht vom Blut gesäubert, aber im Gegensatz zum letzten Mal, als Faile die beiden Töchter gesehen hatte, waren die beiden so abgezehrt und unsicher auf den Beinen wie alle anderen auch. Von Alliandre bis Lacile sahen ihre Gefährtinnen aus, als – wie pflegte Perrin doch immer zu sagen? – hätte man sie rücklings durch ein Astloch gezogen. Aber es waren noch alle am Leben; das war das Wichtigste. Nur die Lebenden konnten entfliehen.
    Rolan und die anderen Algai’d’siswai , in deren Gewalt sie waren, bildeten eine dicht zusammengedrängte Gruppe am Ende der knienden Reihe. Fünf Männer und

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