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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Weisen Frauen bestanden ihre Ketten aus dicken Perlen und Smaragden, Saphiren und Rubinen, und sie ruhten auf beinahe genauso viel entblößtem Busen wie bei Someryn. Die Armreifen, die fast bis zu ihren Ellbogen reichten, unterschieden sich auf die gleiche Weise von denen der Weisen Frauen; darüber hinaus trugen Aiel keine Ringe, aber an jedem ihrer Finger funkelten Edelsteine. Statt einem dunklen Schultertuch flatterte ein heller, blutroter Umhang, der mit goldenen Stickereien verziert und mit weißem Fell gesäumt war, im Wind. Allerdings saß sie mit der für eine Aiel typischen Unbeholfenheit im Sattel. »Und die Lehnsherrin einer Königin? Bedeutet das, dass die Königin mit einem Eid an sie gebunden ist? Das muss dann aber eine wahrlich mächtige Frau sein. Antworte mir, Galina.«
    Die in Seide gekleidete Gai’shain krümmte die Schultern und bedachte die Frau auf dem Pferd mit einem unterwürfigen Lächeln. »Eine wahrhaft mächtige Frau, wenn eine Königin ihr Gehorsam schwört, Sevanna«, sagte sie eifrig. »So etwas habe ich noch nie gehört. Doch ich glaube, dass sie diejenige ist, die sie zu sein behauptet. Ich habe Alliandre vor Jahren einmal gesehen, und das Mädchen, an das ich mich erinnere, könnte durchaus zu dieser Frau herangewachsen sein. Und sie wurde zur Königin von Ghealdan gekrönt. Ich weiß nicht, was sie in Amadicia macht. Sowohl die Weißmäntel wie auch Roedran würden sie augenblicklich gefangen nehmen, wenn sie …«
    »Lina, es reicht«, sagte Therava energisch. Die Hand auf Galinas Schulter spannte sich sichtlich an. »Du weißt, wie ich es hasse, wenn du plapperst.«
    Die Gai’shain zuckte zusammen, als wäre sie geschlagen worden, und sie schloß den Mund. Als sie zu der viel größeren Frau herauflächelte, kroch sie noch erbärmlicher in sich zusammen, als sie es bei Sevanna getan hatte. In ihren Augen blitzte auch Furcht auf. Dunkle Augen. Sie war auf keinen Fall eine Aiel. Therava schien die Unterwürfigkeit der Frau nicht einmal zu bemerken; eine Hündin war zurechtgewiesen worden und hatte gehorcht. Die Aufmerksamkeit der Weisen Frau galt allein Sevanna. Someryn widmete der Gai’shain einen Seitenblick, ihre Lippen verzogen sich verächtlich, dann richtete sie das Tuch auf ihrer Brust und konzentrierte sich ebenfalls auf Sevanna. Aiel gaben nicht viel mit ihrem Mienenspiel preis, aber es war offensichtlich, dass sie Sevanna nicht mochte und ihr zugleich großes Misstrauen entgegenbrachte.
    Failes Blicke folgten über dem Becherrand ebenfalls der Reiterin. In gewisser Weise war es so, als würde man Logain oder Mazrim Taim sehen. Auch Sevanna hatte ihren Namen mit Blut und Feuer an den Himmel geschrieben. Cairhien würde Jahre brauchen, um sich von dem zu erholen, was sie dort angerichtet hatte, und die Auswirkungen waren bis nach Andor und Tear und darüber hinaus spürbar. Perrin hatte einem Mann namens Couladin die Schuld dafür gegeben, aber Faile hatte genug von dieser Frau gehört, um sich vorstellen zu können, wer dahintersteckte. Und niemand bestritt, dass Sevanna die Schuld für die vielen Toten bei den Brunnen von Dumai trug. Perrin war dort beinahe gestorben. Dafür hatte Faile noch eine persönliche Rechnung mit ihr offen. Vielleicht würde sie ja Rolan seine Ohren lassen, wenn sie dafür diese Rechnung begleichen konnte.
    Die auffallend gekleidete Frau ritt langsam die Reihe der knienden Gefangenen ab und ihre grünen Augen blickten beinahe genauso kalt wie die Theravas. Plötzlich erschienen die Geräusche, welche die Hufe des schwarzen Pferdes im Schnee verursachten, auffallend laut. »Wer von euch ist die Dienerin?« Eine seltsame Frage. Maighdin zögerte mit zusammengebissenen Zähnen, bevor sie die Hand unter ihrer Decke hervorschob. Sevanna nickte nachdenklich. »Und die … Lehnsherrin?«
    Einen Augenblick lang dachte Faile daran, die Frage einfach zu ignorieren, aber Sevanna würde auf die eine oder andere Weise in Erfahrung bringen, was sie wissen wollte. Zögernd hob sie die Hand. Und zitterte, aber diesmal nicht wegen der Kälte. Therava beobachtete alles mit ihrem bösartigen Blick, passte genau auf. Was Sevanna tat, was diejenigen taten, die sie aufgerufen hatte.
    Faile konnte nicht verstehen, wie sich jemand dieses sezierenden Blickes nicht bewusst sein konnte, doch Sevanna tat zumindest so, als würde sie nichts bemerken, als sie ihren Wallach hinter die Reihe lenkte. »Mit diesen Füßen können sie nicht gehen«, sagte sie schließlich.

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