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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Ich sehe nicht ein, dass sie mit den Kindern reiten. Galina, Heile sie.«
    Faile hätte beinahe den Becher fallen gelassen. Sie stieß ihn dem Gai’shain entgegen und tat so, als hätte sie das ohnehin vorgehabt. Er war sowieso leer. Der Narbige füllte ihn gelassen aus seinem Lederbeutel voller Tee nach. Heilen? Sie meinte doch sicherlich nicht …
    »Also gut«, sagte Therava und versetzte der Gai’shain einen Stoß, der sie nach vorn taumeln ließ. »Mach es schnell, kleine Lina. Ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen willst.«
    Galina konnte einen Sturz vermeiden, aber sie musste sich den Gefangenen entgegenkämpfen. An einigen Stellen sank sie bis zu den Knien ein, ihr Gewand schleifte über den Schnee, aber sie war entschlossen, ihr Ziel zu erreichen. Auf ihrem runden Gesicht spiegelten sich Furcht und Abscheu und … Eifer? Konnte das sein? Es war eine widerwärtige Kombination.
    Sevanna beendete ihre Umrundung und blieb dort stehen, wo Faile sie sehen konnte. Sie stand den Weisen Frauen genau gegenüber. Der eisige Wind zupfte an ihrem Umhang, aber sie schien ihn genauso wenig zu bemerken wie den Schnee, der auf sie herabwehte. »Therava, ich habe gerade die Nachricht erhalten.« Ihre Stimme war ruhig, obwohl ihre Augen Blitze schleuderten. »Heute Abend lagern wir zusammen mit den Jonine.«
    »Eine fünfte Sept«, erwiderte Therava ausdruckslos. Auch bei ihr hatte es den Anschein, als würden Schnee und Wind nicht existieren. »Fünf, während achtundsiebzig in alle Winde verstreut bleiben. Ihr solltet Euren Schwur nicht vergessen, die Shaido wieder zu vereinigen, Sevanna. Wir werden nicht für alle Zeiten warten.«
    Jetzt waren es keine Blitze mehr. Sevannas Augen waren wie grüne Vulkane, die Lava spuckten. »Ich tue immer, was ich sage, Therava. Das solltet Ihr nicht vergessen. Und denkt daran, dass ihr mich beratet . Ich spreche für den Clanhäuptling.«
    Sie zerrte ihren Wallach herum, stieß dem Tier die Absätze in die Flanken und versuchte ihn dazu zu bewegen, zu dem Strom aus Menschen und Wagen zurückzugaloppieren, obwohl das kein Pferd bei diesem tiefen Schnee gekonnt hätte. Das Tier schaffte es, sich etwas schneller als im Schritttempo zu bewegen, aber nicht sehr. Therava und Someryn sahen mit erstarrten Gesichtern zu, wie Pferd und Reiterin in dem fallenden weißen Schleier verschwanden.
    Für Faile war das ein wichtiges Gespräch gewesen. Sie erkannte Spannungen und gegenseitigen Hass, wenn sie sie sah. Eine Schwäche, die man sich vielleicht zunutze machen konnte, falls sie herausbekam, wie sie das anstellen musste. Und es hatte den Anschein, als wären doch nicht alle Shaido hier. Obwohl … Wenn man nach der endlosen Reihe ging, die an ihnen vorbeizog, schienen es mehr als genug zu sein. Galina traf bei ihnen ein und alle Überlegungen traten in den Hintergrund.
    Galina glättete ihr Gesicht zu einem fahrigen Anschein von Gelassenheit und packte wortlos Failes Kopf mit beiden Händen. Faile vermochte nicht zu sagen, ob sie aufstöhnte oder nicht. Die Welt schien an ihr vorbeizufliegen, als sie aus der Hocke hochkam. Stunden rasten vorbei, vielleicht krochen auch Herzschläge. Die in Weiß gekleidete Frau trat zurück, und Faile stürzte kopfüber auf die braune Decke und blieb keuchend auf der rauen Wolle liegen. Ihre Füße schmerzten nicht mehr, aber jede mithilfe der Macht erfolgte Heilung verursachte Hunger, und sie hatte seit dem gestrigen Frühstück nichts mehr zu sich genommen. Sie hätte tellerweise Essen herunterschlingen können, ganz egal was. Sie war nicht länger müde, aber ihre Muskeln hatten sich aus Pudding in Wasser verwandelt. Sie stieß sich mit Armen hoch, die unter ihrem Gewicht zusammenbrechen wollten, und zog sich mit unsicheren Bewegungen die grau gestreifte Decke um den Leib. Sie fühlte sich durch das, was sie gesehen hatte, bevor Galina sie gepackt hatte, mindestens genauso benommen wie durch das Heilen selbst. Dankbar ließ sie zu, dass der Narbige ihr den dampfenden Becher an den Mund hielt. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Finger ihn hätten halten können.
    Galina verschwendete keine Zeit. Eine benommene Alliandre versuchte gerade, von der Stelle aufzustehen, wo sie aufs Gesicht gefallen war; ihre rot gestreifte Decke war unbemerkt zu Boden gefallen. Ihre Striemen waren natürlich verschwunden. Maighdin lag noch immer zwischen ihren beiden Decken; ihre zuckenden Gliedmaßen ragten in jeder Richtung heraus, während sie kraftlos versuchte, sich zu

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