Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)
Ihr Gesicht war noch immer vor Wut gerötet, ihr Tonfall schneidend. »Wer ist sie, dass Ihr dieser Frau die Treue geschworen habt?«
»Ihr könnt mich fragen«, sagte Faile kalt. Man sollte die Aes Sedai mitsamt ihrer verfluchten Geheimniskrämerei zu Asche verbrennen! Manchmal glaubte sie, eine Aes Sedai würde einem nicht mal sagen, dass der Himmel blau war, solange sie keinen Vorteil darin sah. »Ich bin Lady Faile t’Aybara und mehr braucht Ihr nicht zu wissen. Wollt Ihr uns helfen?«
Galina stolperte, fiel auf ein Knie und sah so bohrend zu Faile auf, dass sie sich fragte, ob sie nicht einen Fehler gemacht hatte. Im nächsten Augenblick wusste sie, dass es so war.
Die Aes Sedai kam mit einem hässlichen Lächeln auf die Füße. Sie schien nicht länger wütend zu sein. Tatsächlich sah sie so zufrieden aus wie Therava, und was noch viel schlimmer war, fast auf die gleiche Weise. »T’Aybara«, wiederholte sie nachdenklich. »Ihr seid Saldaeanerin. Es gibt da einen jungen Mann. Perrin Aybara. Euer Mann? Ja, ich sehe, dass ich ins Schwarze getroffen habe. Das würde allerdings Alliandres Eid erklären. Sevanna hat großartige Pläne für einen Mann, der mit Eurem Mann in Verbindung steht. Rand al’Thor. Wenn sie wusste, dass sie Euch in ihrer Gewalt hat … Oh, keine Sorge, von mir wird sie es nicht erfahren.« Ihr Blick wurde härter, und plötzlich erschien sie tatsächlich wie eine Leopardin. Eine hungrige Leopardin. »Nicht, wenn Ihr alle das tut, was ich Euch befehle. Ich werde Euch sogar helfen, hier wegzukommen.«
»Was wollt Ihr von uns?«, fragte Faile eindringlicher, als ihr zumute war. Licht, da war sie wütend auf Alliandre gewesen, weil sie durch die Nennung ihres Namens Aufmerksamkeit auf sie gezogen hatte, und jetzt hatte sie das Gleiche getan. Oder Schlimmeres. Und ich glaubte, ich würde mich verbergen, indem ich den Namen meines Vaters nicht benutzte, dachte sie erbost.
»Nichts zu Schwieriges«, erwiderte Galina. »Ihr habt Therava bemerkt? Natürlich habt ihr das. Jeder bemerkt Therava. Sie bewahrt etwas in ihrem Zelt auf, einen glatten weißen Stab, der etwa eine Elle lang ist. Er befindet sich in einer roten Truhe mit Messingreifen, die nie verschlossen ist. Bringt ihn mir, und ich nehme euch alle mit, wenn ich gehe.«
»Das scheint keine große Sache zu sein«, sagte Alliandre voller Zweifel. »Aber warum holt Ihr ihn dann nicht selbst?«
»Weil ich euch dazu habe!« Galina wurde sich bewusst, dass sie schrie, und sie zuckte zusammen; ihre Kapuze rutschte hin und her, als sie in der vom Schnee eingehüllten Marschreihe nach Lauschern suchte. Keiner schien auch nur in ihre Richtung zu blicken, aber ihre Stimme senkte sich zu einem wilden Zischen. »Tut ihr es nicht, lasse ich euch hier, bis ihr grau und faltig seid. Und Sevanna wird von Perrin Aybara erfahren.«
»Das wird vielleicht dauern«, sagte Faile verzweifelt. »Wir werden uns nicht einfach in Theravas Zelt schleichen können, nur weil uns danach ist.« Licht, das Letzte, was sie auf der Welt wollte, war auch nur in die Nähe von Theravas Zelt zu gehen. Aber Galina hatte gesagt, dass sie ihnen helfen würde. Sie mochte ja unausstehlich sein, aber Aes Sedai konnten nicht lügen.
»Ihr habt alle Zeit, die ihr braucht«, erwiderte Galina. »Den Rest Eures Lebens, Lady Faile t’Aybara, wenn Ihr Euch nicht vorseht. Enttäuscht mich nicht.« Sie schenkte Faile einen letzten, bohrenden Blick und wandte sich ab, um sich in eine andere Richtung durch den Schnee zu kämpfen. Dabei hielt sie die Arme so, als wollte sie ihren mit Schmuck verzierten Gürtel mit den breiten Ärmeln verdecken.
Faile marschierte schweigend weiter. Auch ihre Gefährtinnen hatten nichts zu sagen. Es schien nichts zu geben, worüber man sprechen sollte. Gedankenverloren hielt Alliandre die Hände in den Ärmeln vergraben, während sie geradeaus starrte, als könnte sie etwas jenseits des Schneesturms sehen. Maighdin hielt wieder ihren goldenen Kragen fest umklammert. Sie waren in drei Fallen gefangen, nicht nur in einer, und jede davon konnte sie töten. Plötzlich erschien eine Rettung sehr verlockend. Doch irgendwie hatte Faile vor, einen Weg aus diesen Fallen zu finden. Sie nahm die Hand von ihrem Kragen, kämpfte sich weiter durch den fallenden Schnee und schmiedete Pläne.
KAPITEL 5
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E r jagte über die schneebedeckten Ebenen, die Nase im Wind, auf der Jagd nach einem Geruch, nach diesem ganz speziellen Geruch. Der fallende Schnee schmolz
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