Das Rätsel deiner Leidenschaft
spüren.« Cassandras hämisches Lächeln war dem irren Grinsen einer Wahnsinnigen gewichen. »Hast du auch nur eine Vorstellung davon, wie lange ich danach gesucht habe? Und nun werde ich es mir weder von dir noch irgendjemand anderem stehlen lassen.«
Wieder antwortete Sabine nicht. Es bestand kein Grund, sich auf ein Gespräch mit dieser Frau einzulassen. Das Beste war, sich ruhig zu verhalten, und vielleicht würde sie ihnen dann nichts antun, wie sie versprochen hatte. Auch wenn Sabine bezweifelte, dass man sich auf Cassandras Wort verlassen konnte.
»Seit Max mir von dem Quell der Jugend erzählt hatte, der mitten durch Atlantis verlief, wollte ich ihn besitzen. Ich wusste, dass er ihn irgendwann finden würde. Und so war es ja auch. Er hat mich geradewegs zu euch geführt.«
Sabines Herz zog sich bei Cassandras Worten zusammen. Hatte er dieser Frau von dem Elixier erzählt und ihr gesagt, wo es zu finden war? Hatten sie gemeinsame Sache gemacht und ihr eine Falle gestellt, in die sie blind hineingetappt war? Bei dem Gedanken wurde Sabine übel. Sie hatte sich Max hingegeben, ihm fast sogar ihr Herz geschenkt.
Cassandra legte den Korken auf den Tisch und setzte die Flasche an ihre Lippen.
»Nein! Trinken Sie das nicht!«, sagte Sabine.
»Warum denn nicht?«, erwiderte Cassandra. »Es wird mich für immer jung und schön machen. Überall werden sich Frauen fragen, was mein Geheimnis ist.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Schade nur für sie, dass ich nicht daran interessiert bin, es zu teilen.«
»Zu viel Elixier wird Sie umbringen.«
Cassandra grinste. »Guter Versuch, aber darauf werde ich nicht hereinfallen.« Und damit legte sie auch schon den Kopf zurück und leerte auf einen Zug die ganze Flasche.
Max hatte drei Mal an die Hintertür von Sabines Laden geklopft, ohne eine Antwort zu erhalten. Aber er wusste, dass sie und Calliope drinnen waren, denn er konnte ihre gedämpften Stimmen durch die schwere Holztür hören. Wenn Sabine die Tür also nicht öffnete, war irgendetwas nicht in Ordnung. Ein einziger harter Tritt von Max genügte, um die Tür aufzubrechen. Vom Hinterzimmer aus, das als Lager diente, sah er als Erstes Cassandra, die bei den Schränken stand und eine Flasche an ihre Lippen hielt.
Schnell blickte er sich nach Sabine um und entdeckte sie und Calliope, die mit dem Rücken zueinander an zwei Stühle gefesselt waren.
»Was zum Teufel geht hier vor?«, schrie er.
»Max, mein Lieber«, säuselte Cassandra. »Kommst du, um dein Betthäschen zu retten?«
Er sah die Pistole in ihrer Hand und dass sie den Arm ausstreckte, um auf ihn zu zielen.
Sein Magen verkrampfte sich. »Was tust du hier, Cassandra?«
»Mir nehmen, was mir zusteht. Ich habe jahrelang danach gesucht, und jetzt werde ich ewige Schönheit haben.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln, als sie mit glasigen Augen die blaue Flasche in ihrer Hand ansah.
»Sabine, ist eine von euch verletzt?«, fragte Max, ohne den Blick von Cassandra abzuwenden.
»Nein«, sagte Sabine schnell. »Aber Cassandra hätte nicht das ganze Elixier trinken dürfen.«
»Was wird mit ihr geschehen?«, fragte er.
»Sie wird sterben«, sagte Calliope. »Diese Menge wird sie zweifelsohne umbringen.«
»Falls ihr versucht, mir Angst zu machen, könnt ihr euch das sparen.« Cassandra stellte die Flasche auf den Tisch und ging auf die gefesselten Frauen zu. »Es könnte mir nicht besser gehen.« Sie richtete den Blick auf ihre Hände. »Seht doch nur, wie glatt und schön meine Hände sind. Wo finde ich hier einen Spiegel?«, fragte sie Sabine.
»In der Schublade des Schreibtischs dort ist ein Handspiegel«, sagte Sabine und zeigte auf eine Ecke.
Max nutzte die Gelegenheit, um näher an Sabine heranzutreten, als Cassandra den Spiegel holte. »Wie lange wird es dauern?«, fragte er leise.
»Das weiß ich nicht genau. Ich habe nur eine Hand voll Leute gekannt, die es direkt eingenommen haben, weil sie schwer verletzt oder krank waren. Und auch sie haben es nur in sehr geringen Mengen genommen, höchstens einen Tropfen oder zwei. Aber eine ganze Flasche, selbst eine kleine, wird ...« Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
»Es wird nicht mehr lange dauern«, warf Calliope ein.
»Oh, es wirkt!«, rief Cassandra. »Seht euch mein Gesicht an. Seht ihr, wie frisch und gesund meine Haut aussieht?« Sie starrte sich im Spiegel an, fasziniert von ihrem eigenen Bild.
»Können wir irgendetwas tun, um zu verhindern, dass sie stirbt?«,
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